"Jetzt ist es Zeit" Radstar Jan Ullrich will in Doku "auspacken"
12.09.2022, 21:32 Uhr
Mit seinem Sieg in Andorra-Arcalis fährt Jan Ullrich ins Gelbe Trikot der Tour de France 1997.
(Foto: Gero Breloer/dpa)
Jan Ullrich hat viel zu erzählen, von sportlichen Höhenflügen und harten Stürzen. Der Radstar gewinnt als erster Deutscher die Tour de France, später verliert er neben zahlreichen Titeln auch einen großen Teil seines guten Rufs. Eine umfassende Doping-Beichte legt er nie ab, nun will er "auspacken".
Der einzige deutsche Tour-de-France-Sieger, Jan Ullrich, will in einer Doku-Serie "auspacken". Das kündigte der Streamingdienst Amazon Prime Video in einer Mitteilung an. In vier Folgen soll auf die Karriere, die Erfolge und auch die Abstürze des früheren Radstars zurückgeblickt werden.
"In letzter Zeit ist sehr viel über mich berichtet worden, Positives und Negatives. Jetzt ist es Zeit, dass ich mal meine Geschichte erzähle, die ganze Geschichte, wie ich vom Jäger zum Gejagten wurde. Ich möchte euch gerne mitnehmen auf eine Reise durch mein Leben. Mit allen Turbulenzen, Rückschlägen und Herausforderungen", wurde Ullrich in der Mitteilung zitiert. Der gebürtige Rostocker hatte ein umfangreiches Doping-Geständnis bisher abgelehnt. "Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Ich habe in meiner ganzen Karriere keinen betrogen und keinen geschädigt", erklärte er nach der Skandal-Tour 1998. Ob Ullrich seine eigene Doping-Vergangenheit nun offen aufarbeiten wird, bleibt unklar.
Doping "hinreichend belegt"
Ullrich hatte vor 25 Jahren als bislang einziger Deutscher das wichtigste Radrennen der Welt gewonnen und einen Radsport-Boom in Deutschland ausgelöst. 2006 ging die Karriere des mehrmaligen Weltmeisters abrupt zu Ende, nachdem seine Verbindung zum Dopingarzt Eufemiano Fuentes publik geworden war. Sein Team T-Mobile hatte ihn unmittelbar vor dem Start der Tour de France suspendiert.
58 Beschuldigte wurden namentlich genannt, unter ihnen auch der Star Jan Ullrich. Der aber leugnete weiter - so lange, bis das Bundeskriminalamt anhand eines DNA-Vergleichs bewies, dass mehrere bei Fuentes sichergestellte Blutbeutel das Blut des Toursiegers von 1997 enthalten. Zwei Dutzend Mal sei Ullrich zwischen 2003 und 2006 bei Fuentes gewesen und habe 80.000 Euro bezahlt, um sich mit Eigenblut zu dopen - natürlich illegal. Die Staatsanwaltschaft Bonn sah es als "hinreichend belegt, dass Herr Ullrich Dopingmethoden angewandt hat". 2013 gibt Ullrich erstmals zu, gedopt zu haben, aber nur mit Eigenblut. Dagegen steht die Aussage des einstigen Telekom-Masseurs Jef D'hont, der schon 2007 gesagt hatte: "Jan hat Epo genommen und auch Wachstumshormone - 100 Prozent sicher. Jetzt muss auch er sagen, was damals war."
Vor der Tour de France in diesem Sommer hatte eine ARD-Dokumentation für große Resonanz gesorgt. Darin war der Olympiasieger von 2000 aber selbst nicht zu Wort gekommen. Wann die Doku bei Amazon Prime Video erscheint, wurde nicht genannt.
Quelle: ntv.de, ter/dpa