Fünfsatz-Drama ohne Happy End Raonic stürzt Federer in Wimbledon
08.07.2016, 18:44 Uhr
Roger Federer stürzte im Wimbledon-Halbfinale über den Kanadier Milos Raonic.
(Foto: dpa)
Selbst im hohen Tennisalter von 34 Jahren erlebt Roger Federer noch immer Premieren. Diesmal eine bittere. In seinem elften Wimbledon-Halbfinal verliert der Schweizer erstmals. Er unterliegt dem Kanadier Milos Raonic, der Tennisgeschichte schreibt - und jetzt Andy Murray fordert.
Der zweite Fünfsatz-Krimi war einer zu viel. Nach einer erneuten Nervenprobe über 3:25 Stunden ist Tennisstar Roger Federer im Halbfinale von Wimbledon ausgeschieden. Der siebenmalige Titelträger aus der Schweiz unterlag dem kanadischen Aufschlagriesen Milos Raonic 3:6, 7:6 (7:3), 6:4, 5:7, 3:6 und erlebte eine bittere Premiere: Nach zehn erfolgreichen Halbfinals scheiterte er im All England Club zum ersten Mal. Damit platzte sein Traum, nach dem frühen Aus von Tennis-Dominator Novak Djokovic noch einmal im Endspiel nach dem Titel zu greifen und mit acht Triumphen zum alleinigen Rekordchampion aufzusteigen.
Federer war "traurig und ärgerlich" auf sich selbst wie nur selten zuvor. "Milos hat sich den Sieg verdient, aber ich habe ihm so sehr geholfen, ins Match zurückzufinden. Das war ein sehr enttäuschendes Ende für mich." Dennoch kündigte der 34-Jährige an: "Ich hoffe, auf den Centre Court zurückzukehren."
Raonic zog als erster Kanadier in der 130-jährigen Turniergeschichte ins Endspiel ein. Dort trifft er am Sonntag (15 Uhr/Sky) auf Lokalmatador Andy Murray. Der Brite ließ Tomas Berdych (Tschechien) beim 6:3, 6:3, 6:3 keine Chance und spielt um seinen zweiten Wimbledon-Titel nach 2013. "Ich bin sehr glücklich, es war ein gutes Match heute. Es wird ein großartiges Spiel am Sonntag", sagte Murray. Der Schotte hatte das letzte Aufeinandertreffen mit Raonic vor drei Wochen im Londoner Queen's Club im Finale gewonnen.
Federer kämpft verbissen
Federer kämpfte wie verbissen um seine Chance, erneut ins Finale des bedeutendsten Tennisturniers der Welt einzuziehen. Nach dem Drei-Stunden-Thriller im Viertelfinale, als er gegen den Kroaten Marin Cilic einen 0:2-Satzrückstand gedreht und dabei drei Matchbälle abgewehrt hatte, gingen dem 34-Jährigen jedoch zunehmend die Kräfte aus. Dabei war der Sieg bereits zum Greifen nah. Im vierten Satz führte Federer beim Stand von 5:6 mit 40:0, ein weiterer Punkt hätte ihm zum Tiebreak gereicht. Zu diesem Zeitpunkt war er der deutlich bessere Spieler.
Wie aus dem Nichts verlor er jedoch die Konzentration und den Satz und musste sich zu allem Überfluss am Oberschenkel behandeln lassen. Im entscheidenden Durchgang stürzte Federer auf den heiligen Rasen und gab daraufhin seinen Aufschlag ab. Raonic ließ sich die Vorlage nicht mehr nehmen, zum Entsetzen des Publikums, das Liebling Federer wie gewohnt antrieb. Die Zuschauer ahnten: Vielleicht war dies die letzte Chance für Federer, seinen 18. Grand-Slam-Titel zu gewinnen.
Quelle: ntv.de, cwo/sid