Endspurt in Spanien Real Madrid vor 30. Meistertitel
08.06.2007, 12:52 UhrWenn Bernd Schuster Pech hat, wird er noch als "ewiger Beinahe-Trainer von Real Madrid" in die Fußballgeschichte eingehen. Vor einem Jahr war ein Wechsel des früheren Weltklassespielers zum spanischen Rekordmeister knapp gescheitert.
Tröstlich für Schuster: Bis vor kurzem galt es fast als ausgemacht, dass der Coach des FC Getafe nun in diesem Sommer das Traineramt bei den "Königlichen" übernimmt. Aber auch das scheint jetzt wieder fraglich zu sein.
Ende der Durststrecke?
Je näher die Madrilenen dem Titelgewinn in der Primera Divisin rücken, desto lauter werden die Stimmen, die ein Bleiben von Fabio Capello verlangen. An diesem Samstag kann Real sein Meisterstück machen. Wenn die "Weißen" das schwere Spiel bei Real Saragossa gewinnen, wird ihnen der 30. Meistertitel kaum noch zu nehmen sein. In der letzten Partie eine Woche später daheim gegen RCD Mallorca sollte nichts mehr schief gehen.
Die Vorbereitungen für die Jubelfeiern am Madrider Cibeles-Platz sind bereits getroffen. Die Fans, die Capello mit seinem Sicherheitsfußball vor kurzem noch zum Teufel gewünscht hatten, wollen nun, dass der Italiener bleibt. In einer Umfrage des Sportblatts "Marca" stimmten 56 Prozent für Capello und nur 44 Prozent für Schuster.
Die Madrilenen wollen ihrer Durststrecke von vier Spielzeiten ohne Titel endlich ein Ende setzen. Der Rivale am Samstag hat es jedoch in sich. Saragossa spielt um den Einzug in den UEFA-Pokal. Der Club hat Real schon mal einen Titel genommen: Saragossa schlug die Madrilenen 2004 im Pokalfinale und leitete die Krise der "Galaktischen" ein.
Bara kann nur hoffen
Vor drei Monaten hätte in Spanien niemand einen Pfifferling auf Real Madrid gesetzt. Die Rückkehr des ausgemusterten David Beckham ins Team brachte die Wende. Der Engländer ist in der Form seines Lebens.
Pech für Real: Ausgerechnet vor der Partie in Saragossa verletzte er sich am Knöchel, so dass sein Einsatz fraglich ist. "Beckham wird notfalls mit einem Gipsbein auflaufen", sind sich die Teamkameraden sicher. Der 32-Jährige will sich mit einem Titel von Real verabschieden.
Der Titelrivale FC Barcelona ist auf ein Stolpern der Madrilenen angewiesen. Die Katalanen liegen zwar punktegleich mit Real an der Spitze, sind im direkten Vergleich aber unterlegen. Sie spielen am Samstag gegen den Lokalrivalen Espanyol. Auf Nachbarschaftshilfe können sie dabei nicht hoffen. Die Espanyol-Elf hat nicht vergessen, dass sie in der vorigen Saison von den Bara-Fans als "Absteiger" verhöhnt wurde.
Von Franco gefördert
Die Rivalität zwischen Bara und Real geht so weit, dass sie sogar das Europaparlament erreicht hat. Dort wurde Real Madrid die Ehre zuteil, als erster Fußballclub eine Ausstellung eröffnen zu dürfen.
Der Abgeordnete Bernat Joan von den katalanischen Linksrepublikanern fand daran keinen Gefallen. "Die Beziehungen zwischen Real und dem totalitären Regime der Franco-Diktatur (1939-1975) wurden absichtlich verschwiegen", bemängelte der Abgeordnete. "Real war das internationale Aushängeschild eines faschistischen Regimes."
von Hubert Kahl, dpa
Quelle: ntv.de