Dicke Luft nach Kieler Derby-Sieg Reformpläne spalten Handballliga
31.03.2013, 17:08 Uhr
Der Kieler Rene Toft Hansen (l) versucht sich gegen den Hamburger Matthias Flohr durchzusetzen.
(Foto: dpa)
Nach dem Sieg im Nordderby gegen den HSV hat der THW Kiel seine 18. Meisterschaft dicht vor Augen. Heiß diskutiertes Thema ist am Osterwochenende aber ein anderes. Pläne, ein Meisterschaftsendspiel einzuführen, spalten die Liga.
Am Ende war alles wie immer. Fast jedenfalls. Während sich die Spieler des THW Kiel nach dem Quantensprung gen Titelverteidigung von ihren Fans minutenlang feiern ließen, flüchteten die Protagonisten des HSV Hamburg in die Kabine und haderten mit sich und der Schiedsrichterleistung. Den meisten Gesprächsstoff lieferte diesmal aber nicht der verdiente Kieler Erfolg (30:27) in einem emotionsgeladenen und bis in die Schlussminute spannenden Nordderby. Am Rande des Prestigeduells entbrannte endgültig die Diskussion über die Pläne für ein mögliches Meister-Finale.
Kaum war der so wichtige Sieg gegen den Erzrivalen eingefahren, machte THW-Manager Klaus Elwardt seinem Ärger über die Überlegungen der Liga-Spitze Luft. "Das ist ein Pseudo-Spiel, das keiner braucht. Der THW wird sich klar dagegen positionieren", sagte Elwardt in unmissverständlichem Tonfall: "Wir müssen den Handball anders voranbringen, und zwar indem wir die Nationalmannschaft stärken." Damit stellte sich der Geschäftsführer des deutschen Rekordmeisters auf die Seite von Bob Hanning.
Der Manager der Füchse Berlin hatte sich zuvor ebenfalls kritisch bezüglich eines möglichen Endspiels um die deutsche Meisterschaft geäußert, in dem sich ab der Saison 2014/15 der Erst- und Zweitplatzierte der Hauptrunde gegenüberstehen sollen. Austragungsort soll aufgrund vermeintlich verbesserter Vermarktungsmöglichkeiten ein Fußballstadion sein. "So ein Endspiel würde eine ganze Saison auf den Kopf stellen", sagte Hanning der B.Z.: "Und in ein Fußballstadion zu gehen, ist eben nicht Handball."
Erst die Hausaufgaben machen
Bei Sport1 erklärte der Manager, die Liga solle sich nicht mit "Kleinigkeiten" beschäftigen, sondern sich auf wichtigere Dinge konzentrieren: "Wir müssen erstmal grundlegend unsere Hausaufgaben machen, dann können wir über's Fußballstadion reden. Es bringt uns nichts, in kleinen Punkten zu denken. Wir müssen das Gesamte sehen."
Auch THW-Kapitän Marcus Ahlm hielt mit seiner Meinung nicht hinterm Berg. "Ich kann die Argumente gut verstehen, halte als Sportler aber nichts davon", sagte Ahlm: "In Schweden habe ich die Playoffs erlebt, in der Bundesliga ein System, in dem der Meister wird, der nach 34 Spieltagen der Beste ist. Das ist fairer und deshalb auch besser."
Weitaus aufgeschlossener gegenüber einer möglichen Neuausrichtung, über die bei einer Mitgliederversammlung der Bundesliga-Klubs im Sommer entschieden werden soll, zeigte man sich beim Ex-Meister Hamburg. "Man sollte das Thema nicht gleich ad acta legen. Es ist positiv, dass man sich darüber Gedanken macht, wie man das Produkt Handball weiter aufwerten und die Attraktivität der Sportart erhöhen kann", sagte HSV-Geschäftsführer Christoph Wendt.
Quelle: ntv.de, sid