Sport

Milliarden-Bürgschaft verweigert Regierung kippt Oslos Olympia-Pläne

In Oslo werden die Olympischen Ringe 2022 nicht benötigt.

In Oslo werden die Olympischen Ringe 2022 nicht benötigt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Bewerbung von Oslo um die Olympischen Winterspiele 2022 ist vom Tisch. Wegen der hohen Kosten verweigert die norwegische Regierung ihre Zustimmung. Dem IOC bleiben nur zwei Bewerber und die Gewissheit, dass es erneut Retorten-Spiele gibt.

Aus für Oslo: Die Bewerbung der norwegischen Hauptstadt für die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 2022 ist gescheitert. Die Regierung um Ministerpräsidentin Erna Solberg entschied sich dagegen, die für eine Bewerbung nötige Summe an Staatsgarantien von mindestens 24,9 Milliarden Kronen (3,04 Milliarden Euro) bereitzustellen. Daraufhin zog die Osloer Kommune ihren Antrag auf eine Staatsgarantie zurück. Zu einer Abstimmung im Parlament wird es nicht mehr kommen.

"Die Unterstützung im Volk war einfach zu gering", begründete Solberg die Entscheidung im norwegischen Fernsehen. "Es ist wichtig, für ein so teures Projekt breite Unterstützung zu haben und davon gibt es nicht genug."

Seit September letzten Jahres war die Zustimmung zu dem sportlichen Großereignis in der norwegischen Bevölkerung immer mehr gesunken. Das Nein der Regierungskoalition kommt nicht unerwartet, auch wenn sich in einer Umfrage der Tageszeitung "Dagbladet" zuletzt erstmals seit einem Jahr wieder eine Mehrheit für die Spiele ausgesprochen hatte - allerdings in abgespeckter, günstigerer Form.

Lange Liste der Ex-Kandidaten

IOC-Präsident Thomas Bach muss erkennen, dass Olympische Spiele in Demokratien nicht mehr willkommen sind.

IOC-Präsident Thomas Bach muss erkennen, dass Olympische Spiele in Demokratien nicht mehr willkommen sind.

(Foto: AP)

Für das IOC und Thomas Bach entwickelt sich die Vergabe der Spiele für 2022 zum Politikum. Als Kandidaten stehen nur noch die chinesische Hauptstadt Peking und Almaty in Kasachstan zur Verfügung, ein traditionelles Wintersportland fehlt unter den Kandidaten. Die finden sich nur auf der langen Liste jener Städte, die aus dem Bewerbungsprozess ausgestiegen waren: Vor Oslo hatten bereits Stockholm, das schweizerische Graubünden und München ihre Olympiapläne unter anderem wegen der hohen Kosten aufgegeben, auch Krakau zog sich schließlich zurück. Das ukrainische Lwiw verzichtet wegen der politischen Unruhen auf seine Bewerbung.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) reagierte enttäuscht auf den Rückzug der norwegischen Hauptstadt. "Wir bedauern, dass Oslo aus dem Bewerberkreis für die Olympischen Winterspiele 2022 ausscheidet. Die Stadt mit ihrer großen Wintersporttradition hatte ein - wie wir finden - überzeugendes und nachhaltiges Konzept", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann.

Oslos Bürgermeister Stian Berger Roesland reagierte mit Bedauern auf das Votum im Parlament. "Ich hatte heute Abend auf ein anderes Ergebnis gehofft", sagte er. Hoffnung hatte ihm die jüngste Umfrage im "Dagbladet" gemacht. In dieser hatten sich 53 Prozent der Bevölkerung für Olympische Winterspiele ausgesprochen und damit erstmals seit 2013 wieder eine Mehrheit.

Zu spätes Entgegenkommen

Der Umschwung war eine Reaktion auf veränderte Pläne des Bewerbungskomitees. Vor drei Wochen hatte es Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Spiele preiswerter gestaltet werden könnten. Die Vorschläge beinhalten unter anderem den Verzicht auf eine neue Eislauf-Arena sowie auf eine neue Eishockey-Trainingshalle und eine Reduzierung der Anzahl der Betten im Olympischen Dorf. So hätten die Ausgaben der öffentlichen Hand um 4,3 Milliarden Kronen (525 Millionen Euro) reduziert und damit auf 17,4 Milliarden Kronen (2,13 Milliarden Euro) gesenkt werden können.

Die für eine Bewerbung nötige Summe an Staatsgarantien wäre sogar um 8,8 Milliarden Kronen (1,07 Milliarden Euro) auf 24,9 Milliarden Kronen (3,04 Milliarden Euro) geschrumpft. Damit wäre man den Gegnern entgegenkommen, die den zuletzt in Sotschi demonstrierten olympischen Gigantismus scharf kritisieren. "Die Zahlen zeigen, dass wir richtig damit lagen, einen Sparplan auszuarbeiten", hatte Berger Røsland die Zahlen optimistisch kommentiert. Die Regierungskoalition überzeugten sie nicht.

Die Entscheidung über den Austragungsort 2022 fällt nun zwischen Almaty, das in Zentralasien ein neues Zentrum für Sport, Tourismus und Kongresse errichten will, sowie Peking. Die chinesische Hauptstadt knüpft an die Ausrichtung der Sommerspiele 2008 an und plant mit Olympia als Katalysator für China eine neue Wintersport- und Tourismusregion. Damit steht fest, dass es erneut teure Retortenspiele geben wird.

Bereits für die Winterspiele in Sotschi/Russland (2014) und Pyeongchang/Südkorea (2018) wurden und werden enorme Kosten aufgewendet, um neue Wintersportgebiete zu entwickeln. Vergeben werden die Spiele im Rahmen der IOC-Session am 31. Juli 2015 in Kuala Lumpur.

Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid

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