"Herr der Ringe" hat sich erholt Riedels Reise zurück zum Glück
28.06.2017, 10:25 Uhr
		                      Privat hat Lars Riedel sein Glück wiedergefunden. Seine zweite Frau Katja lernte er 2006 kennen.
(Foto: imago/Spöttel)
Lars Riedel hat in seiner langen Diskuswurf-Karriere alles gewonnen. Gleich fünfmal wird er Weltmeister. Doch der sportliche Erfolg garantiert Riedel kein sorgenfreies Leben. Nach einer Krise kann der einstige Modellathlet nun aber glücklich seinen 50. Geburtstag feiern.
Mit breiter Brust schreitet Lars Riedel in den Ring, der Hüne sucht sich einen sicheren Stand, breitet die Arme aus, kurze, schnelle Drehung, der rechte Arm schießt nach vorne, der Diskus fliegt und fliegt, Riedel spannt den mächtigen Bizeps zum Jubel an und lässt sich mit Deutschland-Fahne auf den Schultern feiern. So ging das jahrelang in den Stadien der Welt.
Heute schaut Riedel mit "Dankbarkeit und Zufriedenheit" auf seine große Karriere zurück, der einstige Goldjunge der deutschen Leichtathletik "möchte nichts missen. Keinen Muskelkater, keinen Wurf, keine der vielen durchwachten Nächte, keinen Sieg und noch weniger die Niederlagen."
"Lars ist der geborene Diskuswerfer"
Davon gab es auch einige, aber noch mehr Triumphe: Olympiasieger 1996, Weltmeister 1991, 1993, 1995, 1997 und 2001 sowie Europameister 1998. Riedel hat alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Heute feiert der "Herr der Ringe" seinen 50. Geburtstag. In Zwickau erblickte Riedel das Licht der Welt, und es war schnell klar, dass seine "Welt eine Scheibe ist", wie er in seiner Biografie schreibt. "Lars ist der geborene Diskuswerfer", sagte einmal sein durchaus umstrittener Trainer Karlheinz Steinmetz über seinen Musterschüler.
1,99 m groß, 110 Kilo schwer und eine Spannweite von 2,12 m - Riedel brachte alles mit für die ganz großen Weiten. Mit seinen 71,50 m ist er die Nummer sieben der ewigen Weltbestenliste, bei seinen Erfolgen lief immer alles sauber ab: "Das kann ich 100-prozentig versichern. Meine Leistungskurve ging kontinuierlich nach oben."
"Es ging einfach nicht mehr"
Doch irgendwann war auch Riedels Zeit aufgebraucht. In seinen letzten Werfer-Jahren wurde der Sachse immer anfälliger für Verletzungen, die Schulter, der Rücken und die Beine schmerzten. Er verdrückte vor seinen Wettkämpfen gerne immer noch ein Stück Käsekuchen, aber die Scheibe flog nicht mehr so weit. Es war ein Abschied auf Raten, 2008 beendete Riedel seine beeindruckende Karriere - da hatte er schon fast zwei Jahre nicht mehr geworfen. "Es ging einfach nicht mehr", sagte er damals.
Anschließend genoss Riedel seinen Ruhm, er tingelte durch einige TV-Shows wie "Let's Dance", "Promiboxen" oder "Ewige Helden". Noch heute ist er gern gesehener Gast bei Benefizveranstaltungen, und er spielt leidenschaftlich Golf - Riedel hat sein Leben wieder im Griff. Das war nicht immer so.
Seine erste Ehe ging 2005 in die Brüche, Riedel taumelte. "Es war eine große Leere entstanden. Ich war innerlich schwer zerrüttet. Meine Lebensfreude war weg", sagte er damals der Tageszeitung "Die Welt": "Ich konnte mich gut in Menschen hineinversetzen, die in einer Extremsituation gegen einen Baum fahren oder von einer Brücke springen, wo du dann hinterher sagst: 'Wieso der, das hätte ich von dem nie für möglich gehalten.'" Halt fand Riedel in dieser Zeit im Glauben: "Ich habe jeden Tag gebetet." Auch die Liebe kehrte zurück, Riedel ist wieder glücklich verheiratet.
Quelle: ntv.de, Kristof Stühm, sid