Sport

Junge aus Berlin-Marzahn Robert Huth beim FC Chelsea

Früher brauchte er schon mal einen Schluck Bier, um in den Nächten vor seinen ersten großen Spielen schlafen zu können. Heute hat sich Robert Huth daran gewöhnt: An über 40.000 Fans im Stadion an der Stamford Bridge, an das tiefblaue Trikot mit der Nummer 29 beim FC Chelsea, an Marcel Desailly, Hernan Crespo und Juan Sebastian Veron.

Der 19-Jährige ist zur festen Größe geworden, ausgerechnet im Millionen-Ensemble des russischen Öl-Milliardärs Roman Abramowitsch. Viermal in Folge stand der Abwehrspieler in der Anfangsformation und spielte 90 Minuten lang durch; erst am vergangenen Samstag im Derby beim FC Fulham (1:0) nahm der Abwehrspieler wieder mal auf der Ersatzbank Platz. Die Einladung von "U20"-Nationaltrainer Ulli Stielike für das Länderspiel gegen Tschechien musste Huth ausschlagen, denn einen Tag vorher spielen die "Blues" in der Champions League bei Lazio Rom.

"Ich mache hier mein Ding"

Aber Huth bleibt auf dem Boden, sein Erfolgsrezept ist verblüffend einfach: "Ich mache hier mein Ding. Ich verschwende keine Gedanken an irgendwelche Ziele. Ich denke nur von Tag zu Tag. Man muss nehmen, was kommt."

Im Sommer 2000 kehrte er dem 1. FC Union Berlin den Rücken und ließ die Marzahner Plattenbauten hinter sich, mit einem Fünfjahresvertrag vom großen FC Chelsea im Gepäck. "Ich habe alle Jugendteams durchlaufen und durch Leistung auf mich aufmerksam gemacht. Etwas anderes zählt hier sowieso nicht", meinte der 1,87 Meter große Innenverteidiger.

Bei seinem Debüt in der Anfangsformation der Profis Ende September 2002 beim 0:0 gegen Fulham musste Huth den verletzten französischen Welt- und Europameister Desailly ersetzen. Nach dem Spiel verdeutlichte Teammanager Claudio Ranieri in einem einzigen Satz, was er von dem jungen Deutschen hält: "Heute konnte ich keinen Unterschied erkennen, ob Desailly oder Huth in der Abwehr gespielt hat."

Danach konnte sich der italienische Coach stets auf den schussstarken Verteidiger verlassen: In der Champions-League-Qualifikation gegen MSK Zilina aus der Slowakei, als Huth beim 3:0-Sieg sein bislang einziges Tor für Chelsea schoss. Oder vor wenigen Wochen gegen Vizemeister FC Arsenal, als er gegen Weltklassestürmer wie Thierry Henry oder Sylvain Wiltord keine Fehler machte und an der 1:2-Niederlage schuldlos war.

Einkaufsorgie überstanden

"Chelsea hat vorher schon ein Weltklasseteam gehabt. Vor der Saison haben sie für jede Position nochmal zwei Hochkaräter dazugekauft. Aber durchsetzen muss man sich überall", meinte Huth, der im vergangenen Jahr bei seiner Gastfamilie ausgezogen ist, seitdem in einer eigenen Wohnung lebt und in England nur seine Familie vermisst.

Die Einkaufsorgie von Abramowitsch hat Huth im Gegensatz zum Ex-Frankfurter Sebastian Kneissl, der momentan in Chelsea keine Chance mehr bekommt, nicht den Platz im Profikader gekostet. Neue Spieler für insgesamt 160 Millionen Euro sind nun seine Teamkameraden.

Einladung zur "U20"-WM

Diese Entwicklung verwundert auch DFB-Trainer Ulli Stielike. "Es ist erstaunlich, dass er sich in einer Mannschaft durchgesetzt hat, in die mehr investiert wurde als in irgendeine andere", meinte der "U20"- und "U21"-Coach, der Huth für die "U20 "-WM in den Vereinigten Arabischen Emiraten (24. November bis 19. Dezember) einladen wird.

Interesse hat Huth schon, bevor der DFB sich bei ihm gemeldet hat, und das war erst vor wenigen Tagen. Davor hatte Huth in seiner bescheidenen, aber direkten Art bereits vermutet: "Wahrscheinlich bin ich nicht gut genug für ein DFB-Team."

Von Jörg Mebus (Sport-Informationsdienst)

Quelle: ntv.de

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