"Eine patriotische Bloggerin" Russische Ikone zerlegt eigene Olympiasiegerin
06.04.2022, 07:32 Uhr
Veronika Stepanova steht erneut am Pranger.
(Foto: imago images/ITAR-TASS)
Der Zoff in Russlands Langlauf-Team geht in die nächste Runde - und erreicht eine weitere Eskalationsstufe. Auf der einen Seite steht nach wie vor Shootingstar und Olympiasiegerin Veronika Stepanova, auf der anderen weiterhin Verbandspräsidentin Yelena Välbe.
Nur einen Tag nach der beißenden Kritik an Langlaufstar Veronika Stepanova meldete sich Verbandspräsidentin Yelena Välbe erneut zu Wort und versuchte ihre Wortwahl zu erklären. Die russische Langlauf-Chefin, selbst eine Ikone im Land, hatte bei der 21-jährigen Olympiasiegerin zuvor "Star-Fieber" diagnostiziert und Stepanova vorgeworfen, sich zu sehr um TV-Auftritte und die sozialen Medien zu kümmern, und zu wenig um das Training.
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Zunächst einmal sei sie missverstanden worden, erklärte Välbe, die dreimal olympisches Gold und 14 Erfolge bei Weltmeisterschaften feierte, dem Portal "Championat". Sie habe Stepanova kein "Star-Fieber" vorgeworfen, sondern nur die Sorge geäußert, die junge Läuferin könne daran erkranken: "Und ich habe das Gefühl, dass die Krankheit bereits begonnen hat."
Vor allem Stepanovas Aktivitäten in den sozialen Medien stößt der Präsidentin extrem sauer auf, wie sie nun erneut bekräftigte. "Das kostet eine Menge Kraft und beeinflusst die Psyche. Ich sage das nicht, weil ich eine griesgrämige Präsidentin bin, sondern weil wir viele ältere Athleten in unserem Team haben, die mental stabiler sind. Und von diesen Athleten, von denen einige eineinhalb, zwei oder noch mehr Stunden pro Tag in den sozialen Medien verbringen, hat keiner gut abgeschnitten."
Auch die Kommunikation mit der jungen Olympiasiegerin ist in den Augen Välbes verbesserungswürdig. "Es ist traurig, dass ich persönlich mit Veronika spreche und sie mir über die sozialen Medien antwortet", sagte sie zu dem "Austausch", der am Montag zwischen den beiden stattfand. "Wenn das so weitergeht", warnt Välbe ihre Läuferin, "dann wird nichts Gutes dabei herauskommen. [...] Wir haben grundsätzlich verschiedene Ansichten der Situation, das ist mir klar".
Das ganze Land sei Zeuge dieser Entwicklung, zeigte sich die Verbandspräsidentin frustriert. "Das ganze Land!", wiederholte sie: "Meine Vorgesetzten fragen mich Fragen über sie und ich fühle mich unwohl und schäme mich." Dass Stepanova mit ihrem Verhalten ihre sportliche Zukunft im Langlauf riskiert, steht zumindest für Välbe fest: "Sie ist eine Olympiasiegerin, darüber freue ich mich sehr. Das bestreitet auch niemand. Aber wenn du Ergebnisse nicht nur heute, sondern auch morgen holen willst, dann muss dein Fokus in eine andere Richtung gehen. Und jetzt gerade ist sie keine Athletin, sondern eine patriotische Bloggerin."
Quelle: ntv.de, tno/sport.de