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Cyberattacken auf Olympia Russische Rache für Doping-Sanktionen?

Die Olympische Spiele 2018 sollen vehement von Cyberattacken betroffen gewesen sein.

Die Olympische Spiele 2018 sollen vehement von Cyberattacken betroffen gewesen sein.

(Foto: dpa)

Russland soll mit Cyberangriffen die Olympische Spiele ins Visier genommen haben. In den USA sind nun sechs russische Hacker angeklagt, zudem soll es auch schon Pläne für Attacken auf die Spiele in Tokio geben. Hintergrund sollen die Dopingsanktionen gegen Russland gewesen sein.

Der "Olympische Zerstörer" sollte bei der Eröffnungsfeier in Pyeongchang voll zuschlagen. Während die russischen Sportler bei den Winterspielen 2018 wegen massiver Dopingverfehlungen ihres Landes nur als neutrale Athleten und ohne eigene Flagge am traditionellen Einmarsch der Nationen teilnehmen durften, startete der eigene Militärgeheimdienst eine Cyber-Attacke auf die so friedvolle und freudige Zeremonie. So beschreibt es zumindest die US-Justiz, die nun Anklage gegen sechs mutmaßlich Verantwortliche erhob.

Doch damit soll es nicht genug sein: Fast zeitgleich meldete sich das britische Außenministerium zu Wort und beschuldigte Russland, seine Angriffen fortzusetzen. Nach Angaben des britischen Außenministers Dominic Raab sollen Ziele in Zusammenhang mit den letztlich auf 2021 verschobenen Sommerspielen in Tokio ausspioniert worden sein. Man sei in "ständiger Alarmbereitschaft", kommentierten die Tokio-Organisatoren, aber "ernsthafte Auswirkungen" hätten Cyberangriffe bisher nicht gehabt. Das OK habe Gegenmaßnahmen getroffen, hieß es zudem. Aus Sicherheitsgründen wurden diese nicht konkretisiert.

"Destruktivste und zerstörerischste Serie"

In rund zwei Wochen verhandelt der Internationale Sportgerichtshof CAS einen Einspruch Russlands gegen eine Vierjahressperre für Großereignisse, die die Welt-Anti-Doping-Agentur 2019 ausgesprochen hatte. Sollten diese Sanktionen Bestand haben, dürfte Russland auch in Tokio nicht mit einem eigenen Team an den Start gehen.

Den Angeklagten in den USA wird nun vorgeworfen, die "destruktivste und zerstörerischste Serie von Cyberangriffen durchgeführt zu haben, die je einer einzelnen Gruppe zugeordnet werden konnte", sagte der stellvertretende Minister für Heimatschutz, John Demers, auf einer Pressekonferenz. Die Gruppe soll nicht nur Olympia ins Visier genommen haben, sondern zwischen 2015 und 2019 auch weltweit aktiv sehr gewesen sein. Inklusive Angriffe auf Infrastruktur in der Ukraine, Indien und den Niederlanden sowie auf die französische Präsidentschaftswahl.

Erpressungstrojaner richtet Mega-Schaden an

Der Schaden beispielsweise durch den Erpressungstrojaner "NotPetya" soll sich auf über eine Milliarde Dollar belaufen. Für die Olympischen Spiele in Pyeongchang listet die US-Justiz für den Zeitraum zwischen Dezember 2017 und 2018 detailliert auf: Angriffe mit Schad- und Spionagesoftware auf Offizielle, Olympiateilnehmer, Sponsoren und Besucher sowie auch IOC-Mitglieder. Mit dem Programm "Olympic Destroyer (Olympischer Zerstörer)" sei gezielt die Eröffnungsfeier angegriffen worden. Insgesamt seien "Tausende" Computer, die Olympia in Südkorea unterstützen sollten, betroffen gewesen.

Als Konsequenz, so berichtet es der "Guardian", konnten Besucher der Eröffnungsfeier ihre Tickets nicht ausdrucken, das WLAN-Netzwerk im Stadion wurde gestört. Auch die Übertragung sei angegriffen worden. "Es gab einen Angriff am Eröffnungstag, aber wir konnten nicht die Quelle herausfinden", sagte Lee Hee Beom, ehemaliger Präsident des Organisationskomitees von Pyeongchang, der Nachrichtenagentur AFP.

Hintergrund sollen die Dopingsanktionen gegen Russland gewesen sein. Im Vorfeld der Winterspiele wurde das russische NOK vom IOC für Pyeongchang ausgeschlossen, letztlich nahmen 168 Sportler als "Olympische Athleten aus Russland" teil. In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Cyberangriffe auf Sportorganisationen gegeben. Unter anderem waren dabei die Wada und die US-Anti-Doping-Agentur in den Fokus genommen worden. Im Oktober 2019 gab das US-Unternehmen Microsoft bekannt, dass es gegen mindestens 16 Sport- und Anti-Doping-Organisationen Attacken gegeben habe.

Quelle: ntv.de, Dominik Kortus, sid

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