Sport

Schock in der Parasport-Welt Russland ist zurück: Ukraine entsetzt, Deutschland begreift es nicht

Der Parasport öffnet Russland die Tür zur Rückkehr auf die Weltbühne.

Der Parasport öffnet Russland die Tür zur Rückkehr auf die Weltbühne.

(Foto: AP)

In einem überraschenden Beschluss macht das Internationale Paralympische Komitee den Weg frei für eine Rückkehr von Russlands Sportlern unter eigener Flagge. In Deutschland herrscht großes Unverständnis. Die Ukraine erhebt sogar schwere Vorwürfe.

Unverständnis in Deutschland, Entsetzen in der Ukraine: Ausgerechnet der Parasport öffnet Russland die Tür zur Rückkehr auf die Weltbühne des Sports. Während das IOC am Bann für die Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina d'Ampezzo festhält, lädt das Internationale Paralympische Komitee (IPC) Russland und Belarus zu seinem Großereignis ein. In den Bergen Norditaliens wird bei den Paralympics die russische Flagge wehen - erstmals seit den Doping-Spielen von Sotschi.

"Für uns ist das schwer verständlich. Das ist eine Entscheidung, die wir allenfalls respektieren können. Aber die Beschlüsse waren eindeutig", sagte Vizepräsident Karl Quade vom Deutschen Behindertensportverband (DBS). Die Generalversammlung des IPC hatte zuvor in Seoul entschieden, die seit dem Angriff auf die Ukraine geltende Teil-Suspendierung Russlands und des Verbündeten Belarus aufzuheben und die beiden Nationalkomitees wieder als Vollmitglieder in die Organisation aufzunehmen.

"Es hat sich überhaupt nichts geändert"

"Es hat sich an der Sachlage eigentlich überhaupt nichts geändert", sagte Quade: "Wenn wir von Sotschi ausgehen, 2014 dieser Sündenfall mit dem Doping, dann der Krimkrieg, das setzte sich ja in einer Tour fort. Und das wurde auch nochmal deutlich gesagt von einigen. Die Verbindung zum Militär besteht ja weiter."

Der ukrainische Sportminister erhob Korruptionsvorwürfe. "Wir werden vielleicht noch erfahren, wie viele Rubel diejenigen gekostet haben, die dafür gestimmt (...) und die olympischen Werte verraten haben", teilte Matwij Bidnyj mit. Ob Sportlerinnen und Sportler aus der Ukraine bei den Paralympics antreten, ließ er offen, die Entscheidung hänge "von vielen Umständen ab".

IOC schiebt Russland-Frage weit nach hinten

Bei den Paralympics in Paris waren Russen und Belarussen unter neutraler Flagge und unter strikten Auflagen startberechtigt. Bei den Winterspielen 2022 in Peking waren sie gar komplett ausgeschlossen gewesen. Nun erfolgt die komplette Abkehr vom einst harten Vorgehen. Das Internationale Olympische Komitee, das gegenüber Russland lange einen deutlich versöhnlicheren Kurs verfolgte als das IPC, hatte in der vergangenen Woche festgelegt, bei den Winterspielen (6. bis 22. Februar 2026) wie zuletzt in Paris Aktive aus Russland und Belarus nur als Einzelathleten unter neutraler Flagge und bei Erfüllung strenger Kriterien zuzulassen.

Mit der Russland-Frage wird sich das IOC erst nach den Spielen wieder beschäftigen, die Tür zur Rückkehr aber steht jetzt offen. "Das IPC wird mit den beiden betroffenen Mitgliedern zusammenarbeiten, um so schnell wie möglich praktische Maßnahmen zu ergreifen", hieß es in der Stellungnahme der paralympischen Dach-Organisation. Denn noch gilt die Suspendierung der Weltverbände, die über die Hoheit des Programms für die Paralympics (6. bis 15. März 2026) verfügen.

Emotionaler Appell aus der Ukraine

Um teilnahmeberechtigt zu sein, muss jeder Athlet über eine aktive Lizenz für die Saison 2025/26 von seinem internationalen Verband für Para-Alpinski, Para-Langlauf, Para-Snowboard, Para-Biathlon, Para-Eishockey und Rollstuhl-Curling verfügen. Die Ukraine will Italien dazu bewegen, Russlands Rückkehr zu stoppen.

"Die Position des Gastgeberlandes und des Organisationskomitees ist entscheidend, und wir arbeiten in dieser Angelegenheit bereits eng zusammen", sagte Bidnyj: "Wir appellieren an unsere europäischen Partner, die die kommenden Paralympischen Winterspiele ausrichten, nicht zuzulassen, dass die Flagge des Aggressorstaates über dem freien und demokratischen Raum gehisst wird, während der Angriffskrieg weitergeht."

Das Russische Paralympische Komitee begrüßte die Wiederaufnahme bereits euphorisch. Es sei eine "faire Entscheidung" und "ein Beispiel dafür, wie die Rechte der Athleten ohne Diskriminierung aus nationalen oder politischen Gründen geschützt werden sollten".

Quelle: ntv.de, tno/sid

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen