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Finale der Basketball-EM Russland schlägt Weltmeister

Medaille verpasst, aber Minimal-Ziel erreicht und damit den großen Traum von der Olympia-Teilnahme 2008 in Peking am Leben erhalten. Die als Vize-Europameister ins Turnier gestarteten deutschen Basketballer haben sich beim EM-Erfolg von Russland durch einen 80:71-Sieg gegen Kroatien immerhin noch den fünften Platz gesichert. "Der fünfte Paltz ist okay. Mehr war nicht drin. Wenn alles optimal gelaufen wäre, hätten wir auch um Medaillen mitspielen können. Wir haben noch das Beste rausgeholt", sagte der am Sonntag mit 31 Punkten erfolgreiche Superstar Dirk Nowitzki.

Turniersieger wurde am Sonntagabend Russland. Das Team des israelischen Trainers David Blatt setzte sich im Finale gegen Weltmeister und Gastgeber Spanien mit 60:59 (31:34) durch. Vor 16.000 Zuschauern im ausverkauften Madrider Sportpalast war Andrej Kirilenko mit 17 Punkten der erfolgreichste Korbjäger des neuen Europameisters. Für Spanien konnte weder Jose Calderon mit 15 Punkten noch Superstar Pau Gasol mit 14 Zählern die Niederlage verhindern. Gasol wurde vor den Augen von Kronprinz Felipe und dessen Gattin Letizia mit einem Ballverlust kurz vor Schluss zum tragischen Helden seines Teams. 2,38 Sekunden vor dem Ende gelang Jon Holden der entscheidende Korb für Russland in einem keinesfalls hochklassigen, aber spannenden Spiel.

Der deutsche Trainer Dirk Bauermann zog ein überraschend positives Fazit. "Es war ein toller Abschluss eines sehr erfreulich verlaufenen Turniers. Die Mannschaft hat nochmal mit viel Herz, Willen und Entschlossenheit gespielt. Toll war natürlich Dirk Nowitzki. Wir haben den deutschen Basketball auf der großen EM-Bühne gut repräsentiert", sagte Bauermann nach dem Erreichen des vorolympischen Qualifikations- Turniers im Juli 2008 - obwohl er sich die direkte Olympia- Qualifikation mit dem Gewinn einer EM-Medaille ersehnt hatte. "Ich glaube, wir haben eindrucksvoll die Silbermedaille von Belgrad bestätigt. Der Respekt vor dem deutschen Basketball ist groß", so Bauermann.

Der Trainer zählte auf, welch starke Traditions-Nationen des europäischen Basketballs man hinter sich ließ: Den schon nach der Vorrunde abgereisten Ex-Welt- und Europameister Serbien, die Silbermedaillen-Gewinner von Athen 2004 (Italien) und Sydney 2000 (Frankreich), die mit 30 Punkten in der Vorrunde deklassierte Türkei und nicht zuletzt die zum EM-Geheimtipp avancierten Slowenen, gegen die mit dem 69:65-Sieg die Revanche für das 47:77-Debakel in der Zwischenrunde gelang. Die Slowenen sicherten sich nach dem 88:74 gegen Frankreich Platz 7 und die Teilnahme am vorolympischen Qualifikations- Turnier.

Gegen Slowenien (28 Nowitzki-Punkte) und Kroatien (31) versöhnte Nowitzki ein wenig für die extrem schwankenden Leistungen. "Ohne diesen Sieg wäre es ein verkorkstes EM-Turnier gewesen", meinte der 29-Jährige vom NBA-Club Dallas Mavericks als erneuter Korbschützenkönig der EM nach 2001 und 2005. "Uns hat bei diesem Turnier die Konstanz gefehlt. Es ging immer auf und ab", sagte Nowitzki, dessen Frust vor allem über die 55:83-Viertelfinal-Schlappe gegen Weltmeister Spanien sich nach dem Erfolgserlebnis gegen Slowenien in verhaltene Freude verwandelte. Gegen Kroatien zeigte er eine NBA-reife Leistung.

Nowitzkis Lebenstraum von Olympia ist noch erfüllbar. "Dass wir beim vorolympischen Turnier dabei sind, tröstet über manches hinweg", sagte der Würzburger, der zuvor festgestellt hatte: "Die anderen Großen haben sich weiter entwickelt, wir sind stehengeblieben." Er weiß, dass bei dem weltweiten Turnier mit 12 Teams im Juli 2008, bei dem drei Olympia-Tickets vergeben werden, die Konkurrenz groß sein wird. Aus Europa drohen Griechenland sowie Kroatien, Frankreich, Slowenien, aus der Amerika-Zone Puerto Rico, Brasilien und Kanada, sowie Neuseeland. Es wird die letzte Chance der "silbernen Generation" sein, die bei der EM das älteste Team (28,4 Jahre) war. "Das wird Hammerschwer", sagte Nowitzki.

Nowitzki will das Unternehmen Olympia als tragender Eckpfeiler der deutschen Sternstunden auf internationaler Bühne erneut unterstützen. "Da bin ich auf jeden Fall dabei", kündigte er an. Der Deutsche Basketball Bund (DBB) hat wegen der extrem hohen Ausrichtungskosten von geschätzten fünf Millionen Euro für eine mögliche Gastgeberrolle bereits abgewunken. Bauermann wollte den Moment der Erleichterung genießen und hofft auf ein schlagkräftiges Team: "Ich weiß, das wird nicht leicht mit Dirk, aber auch mit den anderen Spielern. Ich hoffe auf die Solidarität der Bundesliga-Clubs. Wir müssen alle für das Wohl des deutschen Basketballs an einem Strang ziehen.".

Quelle: ntv.de

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