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Runningback mit Rekordsaison Saquon Barkley verteilt Backpfeifen an Ex-Klub

Kaum aufzuhalten: Saquon Barkley.

Kaum aufzuhalten: Saquon Barkley.

(Foto: IMAGO/Imagn Images)

Saquon Barkley spielte sechs Jahre bei den New York Giants und war in jener Zeit einer von vielen Liga-Runningsbacks. Nun trägt er das Philadelphia-Eagles-Trikot, gilt als MVP-Kandidat - und könnte einen 40 Jahre alten NFL-Rekord brechen.

Eric Dickerson hatte eine ansehnliche NFL-Karriere. Elf Jahre wuselte und wurschtelte sich der Runningback mit der markanten Brille für vier Teams über die Football-Felder und durch die gegnerischen Abwehrreihen. Für einen Super-Bowl-Sieg hat es zwar nicht gereicht, aber Dickerson wurde sechsmal in den Pro Bowl gewählt, 1999 in die Hall of Fame aufgenommen und die Los Angeles Rams vergeben ihm zu Ehren seine Rückennummer 29 nicht mehr. Bis heute rangiert der mittlerweile 60-Jährige auf Platz neun der ewigen NFL-Runningback-Bestenliste (13.259 Yards).

Sein letztes Spiel absolvierte dieser Eric Demetric Dickerson am 3. Oktober 1993. Dass er nun, mehr als 31 Jahre später, plötzlich wieder in den Fokus rückt, ja dass er sogar wieder in Radioshows auftaucht und lange Interviews gibt, liegt weniger an ihm, sondern an Saquon Barkley. Denn der ist auf einem guten Weg, etwas zu schaffen, was seit 40 Jahren zwar viele versucht haben, was aber trotzdem niemandem gelungen ist: den NFL-Rekord für Rushing Yards von Dickerson zu brechen.

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Acht Profis durchbrachen 2000-Yards-Schallmauer

In der Saison 1984 hatte der gebürtige Texaner mit dem Football im Arm einen Raumgewinn von 2105 Yards erlaufen. Seitdem war diese Bestmarke unverrückbar. Wie in Stein gemeißelt. Etwas für die Ewigkeit. In der NFL-Geschichte haben es neben Dickerson überhaupt nur sieben andere Runningbacks geschafft, die Marke von 2000 Yards zu durchbrechen, die als eine Art Schallmauer gilt. Barkley könnte nun der Neunte in diesem elitären Zirkel werden - und zugleich der neue Rekordhalter.

Im Frühjahr hatte er nach sechs Jahren die New York Giants verlassen und in Philadelphia unterschrieben - ausgerechnet beim Divisionsrivalen. Im Giants-Trikot war Barkley einer von vielen Runningsbacks der Liga. Klar, die Rookie-Saison war aufregend. Seine 91 gefangenen Pässe aus dem Jahr 2018 sind immer noch NFL-Rekord für einen Liganeuling. Er wurde in den Pro Bowl gewählt und zudem Rookie des Jahres. Doch insgesamt passte es für die Nummer zwei der Draft 2018 nicht bei den Giants.

Mitleid von Dickerson für Barkley nach dem Draft

"Als die Giants ihn ausgewählt hatten, tat er mir leid. Denn ich wusste, dass er dort niemals sein volles Potenzial erreichen wird, weil sie nicht die Hilfe haben, die er braucht", sagte Eric Dickerson im Interview mit Philadelphias Sportradio "94 WIP" vor wenigen Tagen. Um als Runningback erfolgreich sein zu können, so Dickerson weiter, sei eine gute Offensive Line, die den für das Laufspiel notwendigen Platz schafft, die Gegner regelrecht aus dem Weg räumt, unabdingbar. Die hat Barkley nun in Philadelphia. Und deshalb fliegt der 27-Jährige im Eagles-Trikot förmlich über den Platz, ist kaum zu stoppen.

Barkley hat nach 13 Spielen in dieser Saison bereits eine deutlich bessere Statistik (1623 Yards Raumgewinn) als in seinen besten Giants-Jahren 2018 (1307 Yards) und 2022 (1312 Yards) in jeweils 16 Partien. Sein aktueller Wert ist zudem bereits Vereinsrekord für die Eagles. Beim 22:16-Sieg gegen die Carolina Panthers am vergangenen Wochenende verbesserte er die bisherige Bestmarke von LeSean McCoy aus dem Jahr 2013 (1607 Yards).

Mit O.J. Simpson fing es an

Im Schnitt kommt der 1,83 Meter große und 105 Kilogramm schwere Dauer-Flitzer in dieser Saison auf 124,8 Yards pro Spiel. Macht hochgerechnet am Ende der Hauptrunde 2122 Yards - und wäre somit neuer NFL-Rekord. "Er ist so schnell. Und, um den Rekord zu brechen, brauchst du diese Läufe über 60, 70 Yards", betont Dickerson. Barkleys bislang beste Runs waren über 65, 59, 55 und 72 Yards. Allerdings, so Dickerson, müsse "vieles klappen und richtig laufen, um überhaupt auf 2000 Yards" zu kommen.

Der Erste, dem dies gelang, war O.J. Simpson. Er benötigte 1973 im Trikot der Buffalo Bills nur 14 Spiele, um 2003 Yards zu erlaufen. Dickerson verbesserte diese Marke 1984 im 15. Saisonspiel und hatte nach 16 Partien die erwähnten 2105 Yards hinter seinem Namen stehen. Alle anderen Mitglieder des "2000-Yard-Club" haben 16 Spiele gebraucht, um die Schallmauer zu durchbrechen. Dies waren: Barry Sanders (Detroit Lions/1997/2053 Yards), Terrell Davis (Denver Broncos/1998/2008 Yards), Jamal Lewis (Baltimore Ravens/2003/2066 Yards), Chris Johnson (Tennessee Titans/2009/2006 Yards), Adrian Peterson (Minnesota Vikings/2012/2097 Yards), und Derrick Henry (Tennessee/2020/2027 Yards).

Heute hohe Hürde Pittsburgh

Barkley kommt selbstverständlich zugute, dass die NFL-Hauptrunde mittlerweile 17 Spiele umfasst. Dickerson möchte "natürlich nicht, dass er meinen Rekord bricht". Aber, da ist der mittlerweile 60-Jährige uneitel genug, "werde ich keine schlaflosen Nächte haben" wenn es Barkley gelänge. Der Rekord-Jäger selbst beschäftigt sich - zumindest öffentlich - nicht mit der möglichen, neuen Bestmarke. Doch klar ist auch: je näher er ihr kommt, desto öfter wird er dazu befragt werden. Vier Spiele bleiben ihm, 483 Yards fehlen noch. Im Schnitt müsste er also pro Partie auf 120,75 Yards kommen. Heute gegen die Pittsburgh Steelers (22.25 Uhr/RTL) dürfte das eine große Herausforderung werden.

Pittsburgh hat die viertbeste Lauf-Verteidigung der Liga. In dieser Saison war bislang nur Tyrone Tracey von den New Giants mit 145 Yards Raumgewinn ein dreistelliger Wert gegen die Steelers gelungen. Die anschließenden Eagles-Gegner hingegen, Washington Commanders, Dallas Cowboys und New York Giants, haben sehr löchrige Abwehrreihen.

Giants haben sich bei Barkley verpokert

Apropos Giants: Deren Manager Joe Schoen hatte Barkley in der Saisonpause keinen neuen Kontrakt angeboten, sondern wollte ihn den "freien Markt" testen lassen. Heißt: Der vertragslose Profi sollte mal gucken, ob andere Teams Interesse an ihm haben und wie viel sie bereit wären, zu zahlen. Falls sich niemand finden würde, so Schoens Gedankenspiele, könne er ja noch mal bei den Giants anfragen. Man würde sich dann sicherlich einig werden, allerdings zu einem Preis, der eher dem Verein zugutekäme. Doch dieses Pokerspiel ging nicht auf. Barkley unterschrieb für drei Jahre bei den Eagles.

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Dabei hatte der allmächtige Giants-Besitzer John Mara im Frühjahr gegenüber Schoen noch betont, dass er "schlecht schlafen" würde, wenn Barkley ausgerechnet nach Philadelphia gehe. Mittlerweile dürfte er angesichts der Leistungen seines einstigen Angestellten kein Auge mehr zu bekommen und Dauer-Albträume haben.

Die Eagles haben eine Bilanz von 11:2. Sie haben neun Spiele nacheinander gewonnen und sie sind neben den Detroit Lions das beste Team der NFC. Und Barkley ist derzeit im Rennen um den "wertvollsten Spieler der Saison" (MVP) die Nummer zwei, hinter Buffalo-Bills-Quarterback Josh Allen. Den Giants indes - aktuell 2:11 - droht die schlechteste Saison seit 1974 (2:12). Und sehr wahrscheinlich, das wäre dann die ultimative Backpfeife für seinen alten Arbeitgeber, wird Saquon Barkley den neuen NFL-Rushing-Rekord am letzten Spieltag aufstellen - in der Heimpartie gegen die Giants.

Quelle: ntv.de

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