Unmoralisches Angebot liegt vor Saudi-Arabien will sich die Tennis-Welt einverleiben
13.03.2024, 11:45 Uhr
Saudi-Arabien hat seine Bemühungen im Tennis in jüngster Zeit intensiviert und unter anderem Rafael Nadal als Botschafter verpflichtet.
(Foto: IMAGO/Shutterstock)
90 Tage hat die Tenniswelt Zeit, sich auf ein unmoralisches Angebot aus Saudi-Arabien einzulassen. Der Wüstenstaat möchte die Kontrolle über die großen Touren gewinnen. Dazu liegt eine gigantische Offerte auf dem Tisch. Es wäre der nächste große Deal der Saudis.
Saudi-Arabien will offenbar mit einem Angebot von zwei Milliarden US-Dollar die Kontrolle über die Tennis-Touren gewinnen. Das berichtet der britische "Telegraph". Demnach habe der Wüstenstaat über seinen Staatsfond PIF eine Offerte vorgelegt, um die ATP- und WTA-Turniere in einem Deal zu vereinen. Die vier Grand Slams sollen von der Vereinbarung nicht betroffen sein.
Dem Bericht zufolge habe ATP-Chef Andrea Gaudenzi den Organisatoren der Masters-Turniere in Indian Wells mitgeteilt, dass der PIF ein "zeitlich begrenztes" Angebot gemacht hätte, das "ausläuft, wenn es nicht innerhalb der nächsten 90 Tage angenommen wird". Die WTA teilte laut "Telegraph" in einem Statement mit, das Angebot zu prüfen: "Es gibt noch keinen Konsens innerhalb des Sports über ein bevorzugtes Ergebnis."
Erst Ende Februar hatte die ATP eine "mehrjährige strategische Partnerschaft" mit dem Königreich bekannt gegeben, die Kooperation solle "ein bedeutendes gemeinsames Engagement zur Förderung des weltweiten Tennissports" darstellen. Der PIF wird offizieller Partner der ATP-Rangliste sowie der ATP-Turniere in Indian Wells, Miami, Madrid, Peking, der ATP-Finals zum Saisonende in Turin und der Next Gen ATP Finals in Jeddah.
Turnier mit fünf Grand-Slam-Siegern
Saudi-Arabien hatte seine Bemühungen im Tennis bereits intensiviert und unter anderem den 22-maligen Major-Champion Rafael Nadal als Botschafter verpflichtet. Dazu richtet der Wüstenstaat im Oktober, und damit mitten in der ATP-Saison, erstmals ein hochkarätig besetztes Show-Turnier mit insgesamt fünf Grand-Slam-Siegern aus. Neben Nadal werden Major-Rekordchampion Novak Djokovic, Australian-Open-Sieger Jannik Sinner, Melbourne-Finalist Daniil Medwedew und Wimbledon-Sieger Carlos Alcaraz dabei sein. Der PIF strebt dazu zum Unmut des Tennis-Australia-Chefs Craig Tiley die Ausrichtung eines Masters-Turniers in der ersten Saison-Woche an - aktuell nimmt der United Cup in Australien diesen Platz im Tour-Kalender ein.
"Ich habe das PIF-Interesse nie negativ gesehen. Ich habe es immer positiv gesehen. Aber als Sport sollten wir nicht etwas tun, das einen langjährigen Partner im Sport negativ beeinflusst", hatte Craig Tiley bereits im Januar betont. Der Saisonauftakt wird als Vorbereitung auf die Australian Open traditionell Down Under ausgetragen. "Die Diskussion, die wir führen wollen, lautet: Wo ist die Chance für alle, bei der wir alle nebeneinander existieren können", sagte Tiley. Nebeneinander zu existieren ist den Saudis aber zu wenig. Seit Jahren investiert der wegen seiner verheerenden Menschenrechtslage höchst umstrittene Wüstenstaat in den Sport.
Sanfter Riese am Persischen Golf?
Saudi-Arabien ist längst die führende Sportwäscherei der Welt. Das von der Herrscherfamilie Al Saud absolutistisch regierte Königreich betreibt eine beispiellose "Charme Offensive", um sich als sanfter Riese am Persischen Golf zu gerieren. Soft Power dank Sport-Megastars und hochklassiger Events, lautet die Strategie, mit der Kronprinz Mohammed bin Salman seinen "Entertainment"-Minister Turki Al-Sheikh beauftragt hat. Das Mittel zum Zweck ist der prall gefüllte saudische Staatsfonds, der angezapft wird, damit Spitzensport künftig zwischen Riad und Dschidda stattfindet.
Fußball-Größen wie Cristiano Ronaldo und Neymar sind dem Lockruf der Wüste schon gefolgt, Golfstars wie John Rahm ebenfalls. Im Preiskampf schickt sich Saudi-Arabien an, Las Vegas als Epizentrum des Schwergewichts-Boxens abzulösen.
Quelle: ntv.de, tno/sid