"Juwel" des deutschen Radsports Schachmann radelt bei Klassiker aufs Podest
28.04.2019, 20:42 Uhr
Maximilian Schachmann freut sich über seinen Platz auf dem Treppchen.
(Foto: imago images / Sirotti)
Maximilian Schachmann veredelt auf der Monumenten-Strecke Lüttich-Bastogne-Lüttich seine starke Klassiker-Serie. Im Sprint lässt der deutsche Hoffnungsträger im Radsport etablierte Größen hinter sich und fährt aufs Treppchen.
Maximilian Schachmann schreckten all die großen Namen nicht, weder am Berg und schon gar nicht im Sprint. Scheinbar mühelos hängte der deutsche Shootingstar nach 256 Kilometern im Finale des hammerharten Klassikers Lüttich-Bastogne-Lüttich die Radsport-Prominenz im Kampf um Rang drei ab - ein Auftritt auf dem Podium war der verdiente Lohn für ein überaus starkes Frühjahr. "Ich habe eine super konstante Klassikersaison gezeigt", sagte Schachmann: "Ich konnte in den Anstiegen mit den Besten mithalten, mit Jungs wie Adam Yates oder Vincenzo Nibali. Das ist ein Erfolg." Im Zielsprint der Verfolgergruppe hatte Kletterspezialist Yates (4.) oder Ex-Tour-Sieger Nibali (8.) dem Berliner nichts entgegenzusetzen.

Fuglsang verpasste bislang stets den Sprung ganz nach oben.
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Gegen Jakob Fuglsang war aber auch Schachmann zuvor machtlos gewesen. Der 34-Jährige vom Team Astana siegte nach einer Attacke 15 Kilometer vor dem Ziel am letzten von elf gewerteten Anstiegen, der Cote de la Roche aux Faucons. "Fuglsang hat gezeigt, wie stark er ist. Ich konnte einfach nicht folgen", sagte Schachmann, der das Ziel mit 57 Sekunden Rückstand erreicht hatte. Einzige deutsche Sieger bleiben Hermann Buse (1930) und Dietrich Thurau (1979). Fuglsang entschädigte sich für eine unglücklich verlaufene Klassiker-Saison. Zuletzt hatte der Däne als Dritter beim Amstel Gold Race sowie mit Rang zwei beim Fleche Wallonne einen Prestige-Erfolg knapp verfehlt.
Der Däne siegte zum ersten Mal auf einer der "fünf Monumente und war überglücklich: "Das ist ein unglaubliches Gefühl und ich bin froh, dass meine Frau recht hatte, dass ich doch diese Rennen gewinnen kann. Ich werde ab jetzt immer auf sie hören, das verspreche ich."
"Er ist ein Juwel"
Während sich der Olympia-Zweite von Rio 2016 bereits feiern ließ, setzte sich Schachmann im Sprint um Rang drei durch. Sein italienischer Teamkollege bei Bora-hansgrohe Davide Formolo (+ 0:27 Minuten) war vor ihm im Ziel. Mit Medaillen um den Hals und einem Blumenstrauß in der Hand feierten sie ihren Erfolg gemeinsam auf dem Podest.
"Die Mannschaft hat eine superstarke Leistung gezeigt. Mit dem zweiten und dritten Platz sind wir sehr zufrieden", sagte Boras Sportlicher Leiter Enrico Poitschke: "Max hat souverän den dritten Platz abgesichert." Auch Teammanager Ralph Denk schwärmte von seinem Schützling. "Er ist ein Juwel. In den Ardennen hat er eine großartige Leistung gebracht. Er ist nicht so weit weg von den Allerbesten, die Entwicklung ist spektakulär." Er sieht Schachmann auch schon für das Jahreshighlight des Radsports, die Tour de France als gesetzt an.
Valverde gibt frühzeitig auf
Nach dem Start setzte sich eine achtköpfige Spitzengruppe frühzeitig ab. Nach der Wende in Bastogne - die Kleinstadt in den Ardennen war nach etwas mehr als 100 Kilometern passiert worden - betrug der Vorsprung noch rund sechs Minuten. 70 Kilometer vor dem Ziel wurde der letzte Ausreißer eingeholt.
In der Folge scheiterten diverse weitere Fluchtversuche. Erst Fuglsang gelang es im Finale, eine Lücke zum Feld herauszufahren. Der spanische Weltmeister Alejandro Valverde, viermaliger Sieger von "La Doyenne" ("Die Älteste"), wie das erstmals 1892 ausgetragene Eintagesrennen auch bezeichnet wird, war bereits 105 Kilometer vor dem Ziel vom Rad gestiegen.
Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den Abschluss der Frühjahrs-Klassiker. Das Rennen zählt neben Mailand-Sanremo (März), der Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix (beide April) und der Lombardei-Rundfahrt (12. Oktober) zu den fünf "Monumenten des Radsports". Zudem endete mit Lüttich-Bastogne-Lüttich die Ardennen-Trilogie, die das Amstel Gold Race und den Fleche Wallonne einschließt.
Quelle: ntv.de, jho/sid/dpa