Meistertraum vs. Zweitliga-Albtraum Schalke jubelt, Berlin weint
24.04.2010, 19:54 UhrNach dem Sieg bei Hertha BSC trennt Schalke nach 32 Spieltagen nur noch die schlechtere Tordifferenz von Platz eins in der Fußball-Bundesliga. Die mittlerweile seit 259 Tagen heimsieglosen Berliner planen hingegen für die 2. Liga: "Vorbei ist es, wenn nichts mehr möglich ist. Aber wir können die Tabelle lesen."
Der FC Schalke 04, Meisteraspirant aus Gelsenkirchen, hat den Ausrutscher der Münchner in Mönchengladbach genutzt und steht nach einem 1:0 (0:0)-Sieg bei Hertha BSC nun punktgleich mit den Münchnern an der Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga. "Jetzt haben wir zwei Endspiele. Wir werden weiter Druck auf die Bayern machen und hoffen, dass sie ins Schwimmen kommen", erklärte Magath nach dem 32. Bundesliga-Spieltag. Die direkte Qualifikation für die Champions League und damit eine garantierte Millionen-Einnahme hat Schalke schon in der Tasche.
Hertha BSC dagegen muss nach dem 15. sieglosen Heimspiel wohl die letzte Hoffnung auf den Klassenerhalt begraben. "Vorbei ist es, wenn nichts mehr möglich ist. Aber wir können die Tabelle lesen. Wir hätten unbedingt gewinnen müssen, um den Druck auf die Konkurrenz aufzubauen. Das ist uns nicht gelungen", erklärte Hertha-Manager Michael Preetz, der wie auch Trainer Friedhelm Funkel anders als nach vielen Spielen zuvor diesmal auf Durchhalte-Parolen verzichtete. Hertha hat zwei Spieltage vor Saisonende mit 23 Zählern weiter fünf Punkte Rückstand auf das rettende Ufer.
Zuletzt hatte Hertha 1991 den Weg in die Zweitklassigkeit antreten müssen, erst sechs Jahre später gelang die Rückkehr in die Fußball-Bundesliga. Angesichts von rund 35 Millionen Euro Verbindlichkeiten wird dieses Mal jedes Zeitliga-Jahr zum Überlebenskampf. Der derzeitige Etat von rund 75 Millionen Euro muss für die 2. Liga mindestens halbiert werden. Die Personalkosten von jetzt rund 30 Millionen Euro wird auch höchstens 14 Millionen Euro sinken. Das bedeutet, dass die Leistungsträger wie Kapitän Arne Friedrich, Jaroslav Drobny oder Gojko Kacar trotz Vertrags-Optionen nicht gehalten werden können.
Neuer überragt, Westermann trifft
Gegen Schalke erzielte Nationalspieler Heiko Westermann in der 87. Minute das entscheidende Tor. Die Schalker, die den 19. Saisonsieg vor allem auch ihrem überragenden Torhüter Manuel Neuer zu verdanken haben, stehen als Tabellen-Zweiter nur noch 13 Tore hinter dem punktgleichen FC Bayern (je 64). "Mit zwei weiteren Siegen ist auch die Meisterschaft drin", erklärte Magath.
Hertha schaffte auch nach 259 Tagen keinen "Dreier" im Olympiastadion, mit nun 15 Heimspielen in Serie ohne Sieg egalisierten die Blau-Weißen den Negativ-Rekord von Tasmania Berlin aus der Saison 1965/66. "Wir haben alles richtig gemacht, nur keine Tore geschossen", ärgerte sich Hertha-Kapitän Arne Friedrich. "Wir hatten einige hundertprozentige Möglichkeiten, wenn du die nicht rein machst, kannst du nicht gewinnen."
Angst essen Spielfreude auf
Vor 61.902 Fans zeigte sich schnell, dass für beide Teams enorm viel auf dem Spiel stand. Die Angst vor einem entscheidenden Fehler nahm der Partie erst das Tempo, umso intensiver rangen Meister- und Abstiegsaspirant nach dem Wechsel um ihre Chance. Das Schlusslicht investierte enorm viel, Schalke setzte auf schnelles Umkehrspiel vor allem über Jefferson Farfan. Unglücklich agierte Kevin Kuranyi, der zweimal in guter Position sein 18-Tore-Konto nicht aufstocken konnte. Dennoch wird der 28-Jährige weiter verbissen um seine neue WM-Chance in der Nationalmannschaft kämpfen.
Nach ein paar passenden Pausen-Worten von Magath wirkte der Titelaspirant teilweise entschlossener. Die verbissen um ihre letzte Chance kämpfenden Berliner nahmen den immer dramatischeren Fight an und erarbeiteten sich gleich drei Supermöglichkeiten. Doch erst klärte Marcelo Bordon für den schon geschlagenen Neuer auf der Linie (67.). Gegen Raffael reagiert Neuer großartig (68.). Und Theofanis Gekas brachte den Ball aus fünf Metern völlig freistehend nicht am Nationaltorwart vorbei. Die Entscheidung erzwang schließlich Westermann; einen Kopfball von Farfan parierte Drobny noch, gegen den Nachschuss von Westermann aus Nahdistanz aber war er machtlos.
Quelle: ntv.de, dpa