DTM-Finale in Hockenheim Scheider vor dem zweiten Streich
25.10.2009, 09:00 UhrIn Hockenheim dürfen sich die Motorsport-Fans auf ein spannendes Saison-Finale der DTM freuen. Mit sieben Punkten Vorsprung reist der führende Audi-Pilot Timo Scheider an, aber Mercedes-Rivale Gary Paffett ist keinesfalls chancenlos.
Irgendwie wirkt Timo Scheider beim Saison-Finale der DTM in diesem Jahr ganz anders im Vorjahr. Gelöst, locker beantwortet der Titelverteidiger alle Fragen nach Chancen und Risiken beim letzten Rennen dieser Saison. Er lacht, scherzt und plauscht während des Interviews mit seinem ärgsten Verfolger Garry Paffett, als ob es im letzten Lauf um nichts mehr ginge.
Ein himmelweiter Unterschied zum vergangenen Jahr, als sich der Wahl-Österreicher eine Woche lang eingegraben hatte und jedem Mikrofon aus dem Weg gegangen war. Diesmal gab er in den Tagen vor dem entscheidenden Wochenende jede Menge Interviews, drehte Donnerstag noch einen Werbespot und machte den ersten Fallschirmsprung seines Lebens.
Natürlich sind die sieben Punkte, die Scheider als Vorsprung auf den Mercedes-Rivalen Gary Paffett mit nach Hockenheim bringt, eine Menge Holz. Doch eine gewisse Nervosität ist im Audi-Team durchaus spürbar. Der Fünffach-Triumph von Mercedes beim letzten Rennen im französischen Dijon hat für etwas Unruhe gesorgt. Selbst wenn dieser durch Pech und Materialprobleme zustande kam, denn gleich mehrere Reifenplatzer beendeten unter anderem die Titelträume des zweitbesten Audi-Piloten Mathias Ekström. Auch bei Timo Scheider platze hinten links der Pneu. Doch zum Glück, dass der Defekt kurz vor der Boxengasse auftauchte, kam die Abgebrühtheit Scheiders, der sein Auto in die Box brachte und am Ende mit einem sechsten Platz noch drei ganz wichtige Punkte mit nach Hause nahm.
Dritter Platz im Qualifying
"Natürlich würde ich gerne in Hockenheim gewinnen. Das Feuerwerk in der letzten Saison war zu schön", sagt Scheider gegenüber n-tv.de zum Saisonfinale in Baden-Württemberg. Doch allzuviel riskieren will er dafür nicht. Kein Wunder, denn ein fünfter Platz würde ihm für den Titel reichen. Und nachdem er im Qualifying einen respektablen dritten Platz herausfuhr, scheint diese Aufgabe durchaus machbar.
Anders die Situation für den Mercedes-Piloten Gary Paffett. Der muss ganz vorne landen, um eine reelle Chance auf die Meisterschaft zu haben. Und dass mit zehn zusätzlichen Kilo Gewicht an Bord, die er wegen des Sieges in Dijon aufgeladen bekommt. "Wir hoffen jetzt, die Show von Dijon noch einmal wiederholen zu können", sagte der 28-Jährige Brite in Diensten von Mercedes.
Audi: Keine Reifen-Probleme
"Wir haben viele Daten aus Hockenheim. Die Reifen werden dort kein Problem sein", beruhigt Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich sich und seine Truppe vor dem Showdown der diesjährigen Saison. Dennoch wird die Anspannung auch nach dem guten Qualifying der Audi-Truppe, Mathias Ekström holte die Pole vor Paffet, nicht gerade gering sein. "In den letzten Runden wächst die Anspannung mit jedem Kilometer. Du hörst Geräusche des Autos, die es gar nicht gibt", erklärt Scheider die Gefühle eines Piloten, der sich auf dem Weg zum Sieg befindet. "Man weiß einfach, was alles schief gehen kann."
Und was alles schief gehen kann, weiß auch Teamchef Ullrich: "Wir können von der Box aus nur noch sehr bedingt eingreifen", sagt der gebürtige Österreicher. Die Taktik wird vorher abgestimmt, doch was dabei herauskommt, das weiß man erst, wenn die schwarz-weiß-karierte Flagge geschwenkt wird.
Erfolgreiche DTM-Saison
Spannend wird die erste Kurve werden, wo Paffett und der dahinter liegende Scheider heil durchkommen müssen. Alles kann passieren. Doch Paffett muss auf Platz eins oder zwei ins Ziel kommen, um seine theoretische Chance zu wahren. "Wenn er (Paffett, Anmerkung d. Red.) gewinnen will, muss er Risiko gehen. Daher lastet der Druck mehr auf ihm", sagt Scheider zu dem Duell der beiden Titelaspiranten. Der Audi-Pilot kann tatsächlich dem ganz hohen Risiko aus dem Weg gehen, soweit das überhaupt möglich ist. Paffett muss eigentlich sogar an Ekström vorbei um seinen Teil für das Unternehmen DTM-Titel zu leisten. Doch der Schwede ist heiß und wird alles für den Sieg im letzten Rennen tun.

Der Brite Paffett muss Erster oder Zweiter werden, um seine Minimalchance zu wahren.
(Foto: dpa)
Für die DTM ist diese Saison ein echter Erfolg geworden. Nachdem es in den ersten Rennen schon nach einem langweiligen Durchmarsch der Audi-Truppe aussah, konnte Mercedes die Meisterschaft wieder offen gestalten. "Wir sind sehr zufrieden mit der Saison 2009. Am Ende sind beide Marken noch mal eng zusammengerückt", urteilt Audi-Sportchef Ullrich über das Jahr der Ingolstädter. Für die Fans ist der Verlauf in jedem Fall sehr zufriedenstellend. Keine Skandale, keine montone Dominanz. Die DTM wird mehr und mehr erwachsen. Und sie bietet Motorsport vom Feinsten. Da könnten sich manchmal sogar die Großen aus der Formel 1 eine Scheibe abschneiden.
Quelle: ntv.de