Odermatt siegt im Riesenslalom Schmid geht nach WM-Gold die Puste aus
17.02.2023, 19:05 Uhr
Geschafft.
(Foto: REUTERS)
Im Ziel des WM-Riesenslaloms konstatiert Alexander Schmid, sein Ziel für diesen Tag verpasst zu haben. Nach Gold im Parallel-Event enteilt ihm diesmal die Konkurrenz. Marco Odermatt holt seinen zweiten Titel bei dieser Ski-WM, auch Silber geht in die Schweiz.
Die Skistöcke gaben Alexander Schmid Halt, als er zwei Tage nach dem WM-Titel im Parallelwettbewerb kraftlos seinen enttäuschenden Auftritt im Riesenslalom erklärte. "Die letzten zwei Tage waren unheimlich stressig. Schöner Stress, aber ich bin den ganzen Rummel einfach nicht gewohnt", sagte der Allgäuer und pustete erst einmal tief durch. Nach seinem sensationellen Sieg vom Mittwoch habe er nur auf der Behandlungsbank seines Physios Ruhe gefunden, berichtete Schmid nach dem 15. Platz.
Dem Technik-Spezialisten fehlte in seiner Paradedisziplin die Spritzigkeit. Auf der vereisten Glatze in Courchevel reagierte der 28-Jährige, anstatt zu agieren. 3,19 Sekunden betrug sein Rückstand auf den Schweizer Überflieger und Olympiasieger Marco Odermatt, der nach dem Triumph in der Abfahrt seinen zweiten Titel in Frankreich feierte. "Am Mittwoch war mein Tag, heute war er's nicht", fasste Schmid das Rennen treffend zusammen.
Die Stimme des introvertierten Athleten vom SC Fischen war beim Kuhglockenlärm der Schweizer Fans kaum zu hören. Denn keiner war im Duell mit der fiesen Piste, von ARD-Experte Felix Neureuther als "Glasplatte" verurteilt, stärker als Marco Odermatt. Dem Schweizer Wunderknaben, zunächst auf Rang zwei platziert, gelang ein starker Finallauf, 0,32 Sekunden lag er danach vor seinem Teamkollegen Loic Meillard. Marco Schwarz aus Österreich verspielte seine komfortable Halbzeit-Führung, rettete aber Bronze. Der zweite deutsche Starter Fabian Gratz schied im zweiten Durchgang aus.
Trotz seiner Kritik an der Piste sah nicht nur Neureuther einen "würdigen" Weltmeister in Odermatt. "Der Kerle, den gibt's nur alle 100 Jahre, an dem werden wir noch viel Freude haben", sagte er begeistert. Odermatt reiht sich ein bei den ganz Großen: Das WM-Double aus Abfahrt und Riesenslalom war zuvor nur Toni Sailer, Zeno Colo, Jean-Claude Killy und Aksel Lund Svindal gelungen. "Es sind nicht ganz die großen Emotionen wie nach der Abfahrt, aber es fühlt sich noch immer unglaublich an", sagte der 25-Jährige.
Viel Zeit für Entspannung bleibt nicht
Favorit auf die Goldmedaille war Schmid sicherlich nicht. Trotzdem hatte sich der Bayer nach bislang fünf Fahrten unter die besten Zehn in den Weltcup-Riesentorläufen dieses Winters durchaus Podestchancen ausgerechnet. "Ich habe heute auch Ziele gehabt, aber die habe ich einfach nicht erreicht", sagte der Deutsche selbstkritisch.
Die Piste "L'Eclipse" (Finsternis) verwandelte sich in eine Art Eislaufplatz. Wahrscheinlich wären Schlittschuhe das passendere Werkzeug an den Füßen gewesen. "Ich habe mich ziemlich schwergetan bei dem Untergrund. Wir haben über die ganze Saison nicht so oft diese eisigen Bedingungen", sagte Schmid und bezeichnete die Umstände als "große Herausforderung".
Herausfordernd werden auch die nächsten Tage. Viel Zeit zum Regenerieren bleibt dem Weltmeister nicht. Am Sonntag will Schmid zum WM-Abschluss noch im Slalom starten, direkt im Anschluss geht es zurück in die Heimat nach Oberstdorf. Dort ist am Montag ein Empfang für den neuen Helden der Stadt geplant.
Und am Dienstag bricht die Technik-Riege schon nach Kalifornien auf. In einer Woche stehen die nächsten Weltcuprennen an. Als Weltmeister wird Schmid wieder im Fokus stehen - und Ruhe auf der Behandlungsbank seines Physios suchen.
Quelle: ntv.de, tsi/dpa/sid