X. Paralympics in Vancouver Schönfelder geht als Sieger
21.03.2010, 12:48 UhrAls Gerd Schönfelder nach seinem Rekord-Lauf zum 16. Gold zum letzten Mal in seiner Karriere zur Siegerehrung bei Paralympics schreitet, tönen plötzlich "Papa, Papa"-Rufe aus dem deutschen Block. Der 39-Jährige ist während der Super-Kombination zum zweiten Mal Vater geworden.
Geburt, Gold, Good bye: Mit einer einmaligen Super-Kombination und seinem 16. Sieg verabschiedet sich Gerd Schönfelder von paralympischen Winterspielen. Während Teil I des Super-Kombi-Wettbewerbs brachte seine Frau Christina am Samstag den gemeinsamen Sohn Leopold zur Welt. Anschließend wedelte der noch ahnungslose Ausnahme-Athlet auf dem Alpinhang von Whistler Creekside durch die Slalom-Stangen zur vierten Goldmedaille hintereinander. "Das ist wirklich eine super Kombination. Das passt ja wieder. Den Tag werde ich nie vergessen", sagte der 39-Jährige am Abend.
Als Schönfelder die Zeitmesslinie passiert hatte, im Zielraum eine Pirouette drehte und die Siegerfaust ballte, wusste er noch nichts vom Familienzuwachs. Doch Leopold hatte genau am zuvor berechneten Tag das Licht der Welt erblickt, der Sohn ist 54 Zentimeter groß und 3390 Gramm schwer. "Das ist ein bisschen mehr als meine fünf Medaillen wiegen", scherzte Schönfelder Senior - und gönnte sich ein Bier.
"So kann man echt aufhören"
Künftig wird er mehr Zeit als bisher haben, um sich um Tochter Emilia und Sohn Leopold zu kümmern. Denn mit dem Erfolg in der Super-Kombination mit den Teildisziplinen Super-G und Slalom nahm der Bayer Abschied von den Paralympics. "So kann man echt aufhören. Das ist ja nicht mehr zu toppen. Die paralympische Karriere ist auf jeden Fall beendet", bekräftigte er am deutschen Gold-Hang sein angekündigtes Good bye.
Zuvor hatte Schönfelder seinem Kampfnamen "Stier von Kulmain" alle Ehre gemacht. Trotz schwindender Kräfte fuhr er aggressiv auf Platz zwei im Super-G, um dann im Slalom den Spitzenrang zu erobern. "Ich muss aber immer volles Risiko gehen, dann fahre ich am besten und am sichersten. Das hat super funktioniert", meinte er und rief zum "Begießen" aller seiner Erfolge auf: "Bis jetzt haben wir ja noch nicht richtig feiern können. Von daher werden wir jetzt mal - wie hat der Andre Lange so schön gesagt? Das hat mir richtig gut gefallen: Schädelfluten ist angesagt."
Erfolgreichster deutscher Winter-Paralympier
Silber im Slalom, anschließend die Goldmedaillen im Riesenslalom, in der Abfahrt, dem Super-G und bei der Premiere von Super-Kombination - Gerd Schönfelder tritt nach 16 Paralympics-Siegen und 22 Medaillen insgesamt als erfolgreichster deutscher Paralympics-Starter im Winter ab. "Das ist schön, aber das war nicht unbedingt mein Ziel. Ich wollte gut Ski fahren, ich wollte Spaß haben und aggressiv Ski fahren", bekannte der Athlet, der seit einem Unfall 1989 nur noch einen Arm hat.

Im Ziel: Schönfelder geht als erfolgreichster deutscher Teilnehmer an Winter-Paralympics-
(Foto: dpa)
Während bei "dem legendären Schönfelder", so der Stadionsprecher, wegen der Fülle der Ereignisse und Emotionen noch keine rechte Abschieds-Wehmut aufkommen wollte, bedauerten seine Teamkollegen das paralympische Karriereende des Ski-Artisten. "Er hat hier bewiesen, dass er die Nummer eins auf der Welt ist. Und ich kann sagen, ich bin stolz darauf, dass ich mit dem Gerd einen guten Sportkameraden in der Nationalmannschaft habe", sagte Schönfelders sitzendes Pendant Martin Braxenthaler (Surberg), der sich mit dem Sieg in der Super-Kombination seine dritte Goldmedaille in Vancouver gesichert hatte.
Andrea Rothfuß, vierfache Medaillengewinnerin in Whistler, wird die vielen kleinen Sticheleien vermissen. "Ich war immer irgendwie seine Kleine. Da macht man doch einiges mit und wird manchmal auf die Schippe genommen, in dieser Männer-Welt bei uns in Deutschland", sagte die 20-Jährige.
Quelle: ntv.de, dpa