Großer Preis von Istanbul Schumacher will angreifen
27.05.2010, 17:12 UhrDas umstrittene Überholmanöver in Monaco hat Rekordweltmeister Michael Schumacher abgehakt, in Istanbul zählt nur noch eins: Weitere Fortschritte machen. Positiv stimmt ihn, dass er zuletzt zweimal schneller war als Teamkollege Nico Rosberg. Die Red Bulls werden aber auch beim Großen Preis der Türkei das Maß aller Dinge sein, glaubt er.
Erst kritisiert, dann rehabilitiert und jetzt wieder fokussiert: Die umstrittene Zeitstrafe für sein spektakuläres Überholmanöver in Monaco ist für Michael Schumacher kein Thema mehr. Nun gilt die volle Konzentration des Formel-1-Rekordweltmeisters auf den Grand Prix in Istanbul. "Wir hoffen auf weitere Fortschritte in der Türkei, nachdem wir schon einige Verbesserungen in Barcelona und Monaco verbuchen konnten", meinte der Mercedes-Pilot vor seiner Abreise an den Bosporus.
Beim siebten Rennen am Sonntag (14.00 Uhr MESZ/RTL) sollen die Silberpfeile mit neuen Teilen besser fliegen. Doch ob das schon reicht, um an die Red Bull mit den beiden WM-Führenden Mark Webber und Sebastian Vettel, Ferrari und McLaren heranzureichen, ist fraglich. Wenn schon das Auto - noch - nicht spitze ist, hat zumindest der 41-jährige Schumacher spätestens mit seiner gekonnten Aktion gegen Ferrari-Pilot Fernando Alonso im Fürstentum gezeigt, dass er in seiner dreijährigen Rennpause nichts verlernt hat. Dass er nachträglich bestraft wurde und auf Rang zwölf statt auf Platz sechs landete, schmälert das neugewonnene Selbstbewusstsein nicht.
Trend zeigt in die richtige Richtung
Zwar hatte vor allem die britischen, italienischen und spanischen Medien Schumacher wegen seines Manövers in der letzten Runde heftig kritisiert. Es war letztlich aber nicht die Schuld des Deutschen, sondern die unklare Regelauslegung. Indirekt gab der Internationale Automobilverband FIA dies auch zu, indem er ankündigte, die Regeln und deren Anwendung nachzubessern. Dass Mercedes keinen Einspruch gegen die Strafe eingelegt hat, kann Schumacher nachvollziehen. "Mir ist das vernünftig erklärt worden und deshalb ist die Sache für mich abgehakt", hatte er schon am Wochenende am Rande eines Kartrennens gesagt.
Jetzt sind andere Dinge wichtig. Der Trend bei Mercedes GP geht leicht nach oben, seit der völlig überarbeitete Bolide in Barcelona auf die Strecke ging. Vor allem aber sieht es auch für Schumacher im teaminternen Duell mit Nico Rosberg besser aus. In der Gesamtwertung liegt er als Neunter mit 22 Zählern zwar noch 34 Punkte hinter dem WM-Achten Rosberg. Doch ohne die Zeitstrafe hätte Schumacher in Monaco wie schon in Barcelona zum zweiten Mal in Folge vor seinem 17 Jahre jüngeren Teamkollegen gelegen.
Verschwörungstheorien Unsinn
Schnell haben sich die ersten Verschwörungstheoretiker zu Wort gemeldet. Das Auto und das Team seien voll auf Schumacher ausgerichtet, Rosberg habe jetzt keine Chance mehr, hieß es. Der Routinier kann über solche Anwürfe nur milde lächeln. "Egal wann, wie, wo und in welchem Team, bei dem ich gefahren bin, das Team hat eigentlich nie das Auto spezifisch auf mich gebaut", sagte er in einem Gespräch mit Niki Lauda in einem Mercedes-Video.
"Sowohl Nico als auch ich beschweren sich über die gleiche Problematik. Wir haben beide die gleichen Probleme und haben auch die gleiche Vorstellung, wie sich Dinge entwickeln müssen", versicherte er. "Das ist hilfreich und gut für das Team. In der Hinsicht harmonieren Nico und ich sehr gut miteinander und bringen das Team nach vorne."
Mit Blick auf die bislang dominierenden "roten Bullen" sagte Schumacher voller Respekt: "Red Bull fährt in einer eigenen Welt. Nicht nur das Auto ist schnell, auch die Fahrer machen einen tollen Job." Ferrari, McLaren, Renault und sein Team hätten in den ersten sechs Rennen nicht so viele Chancen gehabt, sagte Schumacher. Doch die Aufholjagd soll jetzt beginnen. Schumacher: "Wir versuchen, die Lücke zu schließen. Es wird sehr interessant, ob uns das an diesem Wochenende gelingt."
Quelle: ntv.de, sid/dpa