Größter Geldregen aller Zeiten Schwaben bleiben sparsam
23.05.2007, 14:29 UhrDie Kasse ist so prall gefüllt wie noch nie, doch trotz des warmen Geldregens will Meister VfB Stuttgart bei anstehenden Transfers Maß halten. "Wir sind bei diesem Thema sehr sensibel. Wenn Spieler oder Berater unsere finanziellen Möglichkeiten ausnutzen wollen, werden die nicht bei uns landen. Das wird mit mir nicht zu machen sein", sagte Teammanager Horst Heldt. "Wenn ich das erkennen sollte, sind solche Spieler nicht die richtigen für den VfB." Der Fußball-Bundesligist darf in der Champions League mit Einnahmen von mindestens 15 bis 20 Millionen Euro rechnen. Aus dem deutschen TV-Vertrag kassiert der VfB gut 26 Millionen und damit 80 Prozent mehr als im Vorjahr.
Teil des Geldes für Schlüsselspieler
Noch vor einigen Jahren mussten die damals klammen Schwaben die Raten für den Stadionausbau bei der Stadt stunden, nun sollen auch die Meisterhelden etwas vom zu verteilenden Millionen-Kuchen haben. "Es sind genügend Risiken im Haushalt drin. Die Champions League ist das vierte oder fünfte Standbein. Das sind zusätzliche Gelder, mit denen man den Spieleretat anheben kann", sagt VfB-Finanzvorstand Ulrich Ruf, der einst von Trainer Felix Magath als zu knauserig und zu wenig risikofreudig kritisiert worden war. Ein Teil des Geldes wird auch für die Anhebung von Gehältern der Schlüsselspieler gleich wieder verplant, damit diese den Begehrlichkeiten der Konkurrenz leichter widerstehen können.
Größter Geldregen aller Zeiten
Zusammen mit den deutschen TV-Maßnahmen sind die garantierten 15 bis 20 Millionen Euro aus der Champions League der größte Geldregen, der je auf den VfB nieder geprasselt ist. In der Saison 2003/04 brachte die europäische Königsklasse "nur" knapp zehn Millionen ein. "Es sind finanziell gesehen sehr schöne Aussichten, weil wir nicht mit der CL kalkuliert haben", sagt Ruf und das ist bei dem zurückhaltenden Schwaben schon als euphorisch zu werten. Der 61-Jährige wacht seit 1980 über die Zahlen und hat auch schon andere Zeiten erlebt: Unter dem spendierfreudigen Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder lebte der Verein mitunter von der Hand in den Mund und häufte über 15 Millionen Euro Schulden an.
Double zum Greifen nahe
Nicht erst seit dem Meistertitel und vor dem möglichen ersten Double der 114-jährigen VfB-Vereinsgeschichte kann Ruf wieder ruhig schlafen, wenn er an die VfB-Finanzen denkt. Den acht Millionen Verbindlichkeiten steht ein vielfaches an Werten gegenüber, so dass der Verein praktisch als einer der wenigen Clubs der Bundesliga schuldenfrei ist. Zudem rennen die Sponsoren dank des positiven Images den Stuttgartern die Bude ein. Ein Meilenstein mit ungeahnten Potenzial könnte die Verpflichtung von Mercedes-Benz als "Exklusivpartner" sein: Trotz jahreslangen Werbens hatte es der Autokonzern aus der Untertürkheimer Nachbarschaft stets abgelehnt, einen Verein zu unterstützen und sich dabei auf das Sponsoring der Nationalmannschaft berufen.
"Underdog"
International gehört der VfB auch nach dem Geldsegen weiter nicht zu den großen Nummern: In der Umsatzrangliste ist der Club bisher nach Vereinsangaben nur auf Rang 40 zu finden - 2005 waren es ohne Transfers etwa 65 Millionen Euro. "Da werden wir einen Sprung nach oben machen", sagt Ruf. Im Gegensatz zu den ungleich höheren TV-Verträgen englischer oder italienischer Vereine hätten die deutschen Clubs aber weiter einen Standortnachteil. Aus Zuschauer-, TV- und Werbegeldern kassiert der VfB durchschnittlich derzeit etwa 600.000 Euro pro Heimspiel. Rekordmeister FC Bayern ist auch hier mit 1,7 Millionen national unerreicht, bleibt aber beispielsweise gegen Manchester United (3 Millionen) ein "Underdog".
Von Marc Zeilhofer und Ulrike John, dpa
Quelle: ntv.de