Sport

Gipfel und Talsohlen "Schweini" in der Krise

Der Ball ist nicht mehr sein Freund. Bastian Schweinsteiger hat durch die Bayern-Krise Form und Selbstvertrauen verloren und ist auch in der Nationalmannschaft vom Leistungsträger zum Sorgenkind abgestürzt. In Joachim Löw fand der 22-Jährige aber auch nach seinem glücklosen Auftritt beim 3:1 gegen die Schweiz einen Fürsprecher. "Er hat eine Klasse-WM und auch danach die meisten Minuten bei uns gespielt und einige Tore erzielt. Also, da herrscht eine absolute Zufriedenheit mit seiner Entwicklung. Er wird diese Talsohle durchschreiten", sagte der Fußball-Bundestrainer.

Schweinsteigers Körpersprache auf dem Platz wie anschließend in den Katakomben der Düsseldorfer Arena signalisierte hingegen eher Resignation. Für sein Potenzial erstaunliche technische Defizite und dazu noch Pech im Passspiel führten zu einem der schlechtesten seiner schon 42. Länderspiel-Auftritte. Patzig beantwortete der sonst so gut gelaunte Münchner Fragen nach dem Befinden. "Ich weiß nicht, ob es einen Menschen gibt, der jeden Tag gut drauf ist. Das ist doch menschlich. Ich versuche, jeden Tag das Beste zu geben. Das ist mein Job", sagte er und verdrückte sich als erster DFB-Akteur im Mannschaftsbus.

Er wird schon

Während Teamkollege Philipp Lahm in der Defensive trotz einer Mitschuld am Gegentor zumindest etwas Stabilität zurückgewinnen konnte, blieb der auch von Vereinscoach Ottmar Hitzfeld erhoffte Befreiungsschlag im Nationalteam für Schweinsteiger aus. Im Bundesliga-Spiel gegen Arminia Bielefeld am Sonntag ist er wegen der fünften Gelben Karte gesperrt. Der nächste Auftritt steht erst in zehn Tagen im Spiel bei Alemannia Aachen an - genug Zeit, die Schweinsteiger nutzen kann, um wieder den für ihn so wichtigen Spaß am Spiel zu gewinnen. Schließlich folgt gleich darauf schon der Klassiker in der Champions League gegen Real Madrid.

Um seinen Stammplatz im Nationalteam muss sich Schweinsteiger vorerst keine Sorgen machen. Auch im EM-Qualifikationsspiel am 24. März in Tschechien dürfte er gesetzt sein. Zu groß ist der Bonus, den sich der Jungstar seit dem Confederations Cup 2005 bei Löw erworben hat. Im WM-Jahr 2006 war er der einzige im DFB-Dress, der bei allen 18 Spielen zum Einsatz kam. Läuft alles nach Plan, kann er im Oktober in Irland schon sein 50. Länderspiel bestreiten. "Man muss mal überlegen, wie lange Schweinsteiger oder Lahm auf einem unglaublichen Niveau gespielt haben", verteidigte Löw vehement sein Münchner Duo.

Neue Stürmerstars

Für Löw waren aber auch die beiden Stürmer-Tore Beruhigungspillen für schwere Zeiten – und Kevin Kuranyi und Mario Gomez fühlten sich durch ihre Treffer für kommende Großtaten stimuliert. "Ich habe eine schwere Zeit hinter mir. Es ist mein großer Stolz, hierher kommen zu dürfen. Ich wollte hier unbedingt was zeigen", sagte Kuranyi nach seinem gelungenen Comeback in der Fußball-Nationalmannschaft. Nicht nur mit dem Führungstor beim 3:1 gegen die Schweiz untermauerte der 24 Jahre alte Schalker 15 Monate nach seinem letzten Länderspiel-Einsatz seine gute Bundesliga-Form und seinen Anspruch auf einen festen Platz im DFB-Team.

Da auch Sturmpartner Gomez bei seinem Debüt in Düsseldorf überzeugte und ebenfalls auf Anhieb traf, muss Löw trotz des Ausfalls von Topstürmer Miroslav Klose im EM-Qualifikationsspiel am 24. März in Tschechien um seine Offensivabteilung nicht mehr bange sein. "Ich bin froh. Gomez und Kuranyi waren hoch motiviert und heiß auf Tore", sagte der Bundestrainer, dem besonders Gomez' Flugkopfball zum 2:0 imponierte. "Mit Wucht und Wille trifft er den Ball ins Tor."

Menschlich gereift

Der Stuttgarter Jungstürmer blieb trotz des Lobes für die gute Premiere bescheiden. "Ich habe versucht zu zeigen, was ich kann. Ich denke, das ist mir ganz gut gelungen", sagte der 21-Jährige. "Ich muss Leistung beim VfB bringen, um zu zeigen, dass ich weiter dazu gehören will", sagte der elffache Bundesliga-Saisontorschütze. "Es ist ja erst meine erste richtige Saison." Gleich am Samstag kann er sich im Bundesliga-Gipfel gegen Werder Bremen im direkten Duell mit Deutschlands Top-Stürmer Klose messen.

Selbst eine Wunde über der Augenbraue und eine blutige Schramme auf der Stirn konnten Kuranyi die gute Laune nicht verderben. Die bei seinem Kopfballtor durch den Tritt eines Gegners erlittenen Blessuren waren geradezu Sinnbild des Wandels für den WM-Verlierer. Früher oft vornehmlich um perfektes Aussehen bemüht, warf er sich nun für den sportlichen Erfolg bedingungslos zum Ball. "Es ist schmerzhaft, aber schön. Ich habe mich gefreut, wieder für Deutschland ein Tor schießen zu können", sagte der im Vorjahr von Jürgen Klinsmann und Löw für die WM ausgebootete Angreifer nach seinem 15. DFB-Tor.

Internes Rennen

Geläutert und gereift kehrte Kuranyi zurück. Beim Rennen um den Platz neben dem trotz Bayern-Krise und Länderspiel-Sperre im Tschechien-Spiel wohl gesetzten Lukas Podolski dürfte er dank seiner Routine die Nase vorne haben. "Es ist ein tolles Gefühl, wenn andere Stürmer nachrücken und sich mit Toren bei der Nationalmannschaft Selbstbewusstsein holen. Beide Stürmer, die begonnen haben - Kuranyi und Gomez -haben ihre Chance genutzt", kommentierte Löw und hielt sich gut sechs Wochen vor der wegweisenden Partie noch bedeckt, wer künftig in die Rolle des ersten Ersatzmannes für den A-Sturm Klose (vier Tore unter Löw) und Podolski (7) rücken kann.

Den später eingewechselten Wolfsburger Mike Hanke und auch den noch verletzten Gladbacher WM-Edeljoker Oliver Neuville haben Kuranyi und Gomez in der internen Hierarchie schnell überholt. Immer weiter will sich Kuranyi vorarbeiten und macht das auch an seiner neuen Rückennummer 31 fest. "Es war ein komisches Gefühl, mit der 22 bin ich früher immer gut zurechtgekommen. Ich muss mich auch bei der Trikot-Nummer wieder hocharbeiten."

Quelle: ntv.de

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