Südafrika meldet Einigung Semenya behält WM-Titel
19.11.2009, 18:59 Uhr
Caster Semenya darf WM-Titel und Prämie behalten.
(Foto: EPA)
Für die südafrikanische 800-Meter-Weltmeisterin Caster Semenya zeichnet sich in der Kontroverse um ihr Geschlecht eine Teillösung ab. Ob sie ihre Karriere fortsetzen wird, bleibt jedoch offen.
Das südafrikanische Sportministerium teilte mit, dass die 18-jährige Läuferin sowohl den WM-Titel von Berlin als auch die Prämie von 60.000 Dollar (rund 40.363 Euro) behalten darf. Nick Davies, Sprecher des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF, erklärte allerdings: "Wir können dies nicht bestätigen."
Das IAAF-Council tagt an diesem Freitag in Monte Carlo. Zuvor hatte der Verband jedoch bekanntgegeben, dass die medizinischen Tests zur Geschlechtsbestimmung Semanyas nicht abgeschlossen seien und es beim Meeting in Monaco keine Diskussion über den Fall gebe. Die Untersuchung war nach Semenyas WM-Sieg angeordnet worden, weil nach ihrem rasanten Aufstieg in die Weltklasse und ihrer männlichen Erscheinung Zweifel und Mutmaßungen aufgekommen waren.

Mitglieder der Menschenrechtsgruppe "Zwischengeschlecht.org", protestieren in Lausanne.
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"Egal, ob die wissenschaftlichen Tests nach den IAAF-Regeln rechtmäßig sind, wird der Fall vertraulich zwischen Patient und Arzt behandelt", ließ die südafrikanische Behörde verlauten. "Deshalb wird es keine öffentliche Stellungnahme zu dem geben, was die Mediziner gefunden haben."
Kein Tabuthema
Das Vorpreschen des südafrikanischen Ministeriums durchkreuzt das Bemühen der IAAF, das brisante Thema beim Meeting im Fürstentum zum Tabu zu erklären. Hinter den verschlossenen Türen des "Salle d'Or" im Fairmont Hotel dürften die 27 IAAF-Spitzenfunktionäre dennoch hitzig debattieren, zumal es noch keine Antwort auf die komplizierte Frage gibt, ob Semenya weiterhin an Frauen-Wettkämpfen teilnehmen darf.
"Die IAAF, das südafrikanische Sportministerium und die Vertreter Caster Semenyas suchen eine Lösung für weitere Starts in der Leichtathletik", erklärte die IAAF.
Sportübergreifende Problematik
Für Helmut Digel ist es nicht nur ein Problem der Leichtathletik. "Das geht den ganzen Sport an", sagte das deutsche IAAF-Councilmitglied. In dieser Woche hat er bereits mit Jacques Rogge, dem Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), in Lausanne über das Thema gesprochen. Der Tübinger Sportsoziologe hat immer auf dem Standpunkt gestanden, dass Semenya den WM-Titel behalten soll, wenn ihre Intersexualität bewiesen ist. "Es gibt dazu keine Regel, deshalb ist es kein Regelverstoß", erklärte Digel. "Da gibt es keine Alternative."
Ob Caster Semenya ihre Karriere fortsetzen wird, ist offen. "Die Auswirkung der medizinischen Testresultate auf die Gesundheit von Caster und ihr weiteres Leben wird von ihr selbst analysiert werden", teilte das südafrikanische Sportministerium mit, "und sie wird dann ihre eigene Entscheidung über ihre Zukunft treffen."
Quelle: ntv.de, cwo/dpa