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Früher deutscher Nationalspieler Shawn Bradleys Schicksal ist tragisch

In Dallas spielte Bradley an der Seite von Dirk Nowitzki, in der NBA-Historie blockten nur 14 Spieler mehr Würfe als der Center.

In Dallas spielte Bradley an der Seite von Dirk Nowitzki, in der NBA-Historie blockten nur 14 Spieler mehr Würfe als der Center.

(Foto: imago images/Ulmer)

Mit 2,29 Meter Körpergröße ist Shawn Bradley einer der längsten Spieler in der Geschichte der NBA. Für die deutsche Nationalmannschaft macht er im Jahr 2001 ein paar Spiele, ist daher vielen Fans ein Begriff. Nach einem tragischen Unfall sitzt er im Rollstuhl und kämpft gegen düstere Gedanken.

Alle drei Stunden schrillt in der Nacht das Signal. Shawn Bradley muss im Bett seine Position wechseln, um sich nicht wundzuliegen, dafür benutzt der 2,29-Meter-Riese Bänder, die an seinen Knien befestigt sind. Anders geht es nicht. Erst am Morgen kommt die Pflegekraft, um ihn für den Tag frisch zu machen.

Bradley, früherer NBA-Profi, der auch kurz für das deutsche Nationalteam Basketball spielte, ist seit gut einem Jahr querschnittsgelähmt. Der 49-Jährige muss neben den enormen Herausforderungen, die der Schicksalsschlag mit sich brachte, wegen seiner Größe zusätzliche Hürden überwinden. Was im Sport sein Vorteil war, ist im neuen Alltag eine Belastung. Schon das Krankenhausbett war für ihn viel zu kurz.

Ein Ausflug am 20. Januar 2021 veränderte alles. Wenige Blocks von seinem Haus in St. George/Utah entfernt war Bradley wie so oft mit dem Rennrad unterwegs, eine an seine Größe angepasste Spezialanfertigung, als ihn beim Überholen eines parkenden Autos ein Van anfuhr. Mit fast 30 km/h krachte er in den stehenden Saturn Sedan und stürzte kopfüber auf den Asphalt. Sein Helm zerbrach. "Werde ich langsam sterben?", fragte sich Bradley, als er auf dem Boden lag und sich nicht bewegen konnte.

Er überlebte, doch sein Rückenmark wurde von verschobenen Wirbeln eingeklemmt. Bradley ist vom Brustkorb abwärts gelähmt, kann aber seine Arme benutzen. "Sein Unfall ist eine Herausforderung, für die es in der Geschichte der modernen Medizin keine Vergleichswerte gibt", schreibt "Sports Illustrated", schon die Duschen in der Klinik waren zu klein. Erst seit November wohnt er wieder zu Hause bei seiner Frau Carrie sowie Haylie, Dubbie und Max, die er adoptierte. Bradley hat auch sechs eigene Kinder aus erster Ehe.

"Vielleicht besser, wenn alles vorbei wäre"

Seine Reha absolvierte Bradley in Dallas, wo er einst mit Dirk Nowitzki für die Mavericks spielte. Als dieser ihn gemeinsam mit Klubboss Mark Cuban besuchte, war das schwierig. "Wenn mich Menschen, denen ich sehr nahe stehe, zum ersten Mal so sehen, ist das emotional", sagte Bradley "Sports Illustrated". Danach fühle er sich stets "extrem ausgelaugt".

Rat und Nothilfe bei Suizid-Gefahr und Depressionen
  • Bei Suizidgefahr: Notruf 112
  • Deutschlandweites Info-Telefon Depression, kostenfrei: 0800 33 44 5 33

  • Beratung in Krisensituationen: Telefonseelsorge (0800/111-0-111 oder 0800/111-0-222, Anruf kostenfrei) oder Kinder- und Jugendtelefon (Tel.: 0800/111-0-333 oder 116-111)
  • Bei der Deutschen Depressionshilfe sind regionale Krisendienste und Kliniken zu finden, zudem Tipps für Betroffene und Angehörige.
  • In der Deutschen Depressionsliga engagieren sich Betroffene und Angehörige. Dort gibt es auch eine E-Mail-Beratung für Depressive.
  • Eine Übersicht über Selbsthilfegruppen zur Depression bieten die örtlichen Kontaktstellen (KISS).

Bradley wiegt mittlerweile fast 160 Kilogramm. Sein Rollstuhl, wie das Fahrrad "custom made", hat 8000 Dollar gekostet. Geld ist kein Problem, der frühere "Big Man" hat in seiner Karriere gut 70 Millionen Dollar verdient. Irgendwann will die Familie nach Dallas in ein neues Haus ziehen, das Bradleys Bedürfnissen besser angepasst ist. Er braucht mehr Platz. Nach dem Unfall hatte einer der Sanitäter Sorge, der 2,29-Meter-Mann könnte nicht in den Krankenwagen passen.

Derzeit wird er mit einem kleinen Kran aus dem Bett in den Rollstuhl gehoben, das dauert 15 Minuten. Abends geht es umgekehrt, doch das soll aufhören, Bradley will es ohne Hilfe schaffen. "Wir halten das alle für möglich", so Bradley: "Wir sind noch nicht so weit - aber wir kommen dahin." Erschwert wird all das, weil der Ex-Basketballer der erste Patient dieser Größe ist. "Normalerweise machen wir einen Tag mit Tests, dann die Behandlung", zitiert "Sports lllustrated" den Mediziner Dr. Bryndon Hatch: "Bei ihm evaluierten wir mehrere Tage lang, dann überlegten wir uns einen Plan."

Bradley, als Sohn einer deutschen Mutter und eines US-Soldaten im pfälzischen Landstuhl geboren, ist nicht immer so positiv. "Vielleicht wäre es besser, wenn alles vorbei wäre", spuke es manchmal durch den Kopf: "Diese Gedanken schleichen sich ein - und sie sind real. Ich kann mir nicht vorstellen, darauf zu reagieren, aber ich habe sie definitiv."

Quelle: ntv.de, tsi/sid

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