Zahlreiche positive Tests Showturnier endet für Tennisstars teuer
27.12.2021, 11:54 Uhr
Rafael Nadal und Denis Shapovalov sind derzeit abseits des Platzes vereint - in getrennter Quarantäne.
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
Zum Jahresabschluss wollen sich mehrere Tennisstars ein erkleckliches Weihnachtsgeld abholen: In Abu Dhabi steigt ein hoch dotiertes Showturnier. Doch die Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate wird für mehrere Profis teuer. Sechs von ihnen werden positiv auf das Coronavirus getestet.
Rafael Nadal hatte sich einigermaßen ratlos gezeigt: "Sowohl in Kuwait als auch in Abu Dhabi passierten wir alle zwei Tage Kontrollen und alle waren negativ, zuletzt am Freitag und am Samstag", schrieb der Tennisprofi auf Twitter, einen Tag, nachdem er dann doch noch positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Nach seiner Rückkehr von einem Showturnier in Abu Dhabi, bei dem der Spanier nach monatelanger Verletzungspause sein Comeback gegeben hatte, hatte ein PCR-Test eine Infektion angezeigt. Was anfangs noch ein prominenter Einzelfall zu sein schien, ist inzwischen nur noch das erste Indiz: Das Turnier in der Wüste war ein Superspreader-Event.
Denn nach dem 20-maligen Grand-Slam-Sieger und seinem Coach Carlos Moya meldeten nach und nach die schweizerische Olympiasiegerin Belinda Bencic, der Weltranglisten-14., Denis Shapovalov aus Kanada, die Top-Ten-Spielerin Ons Jabeur aus Tunesien und jüngst auch noch der Weltranglisten-Fünfte, Andrej Rubljow, positive Tests. Sie alle hatten in Abu Dhabi an dem hoch dotierten Showturnier teilgenommen - oder teilnehmen wollen: Die US-Open-Siegerin Emma Raducanu war schon vor Ort, ehe sie wegen eines positiven Tests ihre Teilnahme absagen musste. Für die US-Amerikanerin war Jabeur nachgerückt. Mit Folgen. Nun befinden sich alle in Isolation und haben ein gemeinsames Problem: Am 17. Januar stehen die Australian Open an, der erste Höhepunkt der Tennissaison.
Der Flughafen als Hotspot?
Durch die Isolation werden die Profis, die sich neben den üppigen Antrittsgagen auch Matchpraxis in den Vereinigten Arabischen Emiraten holen wollten, in der Vorbereitung empfindlich gestört. Wie es zu dem Ausbruch kam, lässt sich kaum mehr nachvollziehen. Nadal glaube, dass er sich das Virus am Flughafen zugezogen haben könnte, berichtete Craig Tiley. Der Turnierdirektor der Australian Open hofft darauf, dass alle Stars bei seiner Veranstaltung antreten können.
Ursprünglich hatte Nadal geplant, ab dem 3. Januar in Melbourne an einem Vorbereitungsturnier auf die Australian Open teilzunehmen. Nun müsse er, so schrieb Nadal vor Weihnachten, seinen "Zeitplan völlig flexibel gestalten". Tiley machte eine Rechnung auf, die für den spanischen Superstar gilt. "Wann war der Test? Am 17. oder 18. Dezember? Also zehn Tage, bevor er nach Australien fliegen soll. Er hat dann noch zwei Wochen bis zum Turnier." Die internationalen Tennisstars und ihre Teams werden ab dem 28. Dezember mit Charter- und kommerziellen Flügen in Melbourne und Sydney ankommen. Sie müssen innerhalb von 72 Stunden vor ihrem Flug nach Australien einen negativen PCR-Test vorweisen und werden bei ihrer Ankunft erneut getestet, danach werden sie isoliert, bis sie ein weiteres negatives Ergebnis erhalten.
Problematischer ist die Lage für Denis Shapovalov: Während bei Nadal die Zeit der Isolation abläuft, wurde der Kanadier erst am Sonntagabend bei seiner Ankunft in Sydney positiv getestet und begab sich in Isolation. Der 22-Jährige gehört eigentlich zum kanadischen Team für den ATP Cup. Der Mannschaftswettbewerb beginnt am 1. Januar in Sydney, Kanada ist in der Gruppe C auch Gegner der deutschen Auswahl um Olympiasieger Alexander Zverev.
"Ich bin sehr traurig"
In Sydney fehlen wird auch Andrej Rubljow, der jüngst mit Russland den Davis Cup gewonnen hatte. Rubljow hängt nun in Barcelona fest, wo er sich auf den ATP Cup vorbereitet hatte und nach Weihnachten positiv getestet wurde. Der Russe ist arg zerknirscht: "Nun muss ich gesund werden, und ich werde nur nach Melbourne reisen, wenn es für alle sicher ist", schrieb Rubljow. "Ich bin sehr traurig und betroffen darüber, was passiert ist. Bitte passt auf Euch und die Menschen um Euch herum auf", fügte er hinzu.
Alle infizierten Spielerinnen und Spieler waren nach eigenen Angaben geimpft - die Voraussetzung, um überhaupt in Australien antreten zu dürfen. "Jeder, der hierherkommt, ist geimpft", sagte Tiley jüngst noch einmal. "Ein kleiner Prozentsatz - ein sehr kleiner - hat eine medizinische Ausnahmegenehmigung." Der Hinweis auf mögliche Ausnahmen hatte zuletzt Spekulationen genährt, dass der impfskeptische Superstar Novak Djokovic davon profitieren könnte. Der serbische Weltranglisten-Erste lässt seinen Impfstatus noch offen, genauso wie seine Teilnahme an den Australian Open. "Wenn Novak zu den Australian Open kommt, wird er entweder geimpft sein oder eine medizinische Ausnahmegenehmigung haben", bekräftigte Tiley. Den Organisatoren der Australian Open liegen aber bislang keine einzige medizinische Ausnahmegenehmigung ungeimpfter Profis vor.
Der stellvertretende Premierminister James Merlino sagte allerdings, es gebe nur eine begrenzte Anzahl von Gründen für eine Ausnahmegenehmigung. "Jeder freut sich auf die Australian Open und von jedem, der teilnehmen wird - Zuschauer, Spieler, Offizielle, Mitarbeiter - wird erwartet, dass er vollständig geimpft ist. Das sind die Regeln. Medizinische Ausnahmen sind genau das - es ist kein Schlupfloch für privilegierte Tennisspieler", sagte Merlino laut ABC. "Es ist eine medizinische Ausnahme unter außergewöhnlichen Umständen, wenn man eine akute Erkrankung hat."
Quelle: ntv.de, ter