Erster Nacht-Grand-Prix in Asien Singapur setzt sich in Szene
23.09.2008, 14:07 UhrMonaco-Flair mit Flutlicht: Mit dem ersten Nachtrennen in der Formel-1-Geschichte will sich Asiens kleiner Stadtstaat Singapur spektakulär in Szene setzen. "Monaco hat eine tolle Atmosphäre, aber die Strecke ist hoffnungslos. Aber hier in Singapur sind 300 Kilometer in der Stunde möglich", meint der Formel-1-Experte des Fernsehsenders Star Sports, Steve Slater. "Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt bei 175 Stundenkilometern - das ist allemal ein ordentliches Durchschnittstempo in der Stadt", pflichtet Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug bei.
Vettel-Wetter möglich
Die 5,067 Kilometer lange Strecke führt die Piloten mitten durch die Wolkenkratzerstadt. Entgegen dem Uhrzeigersinn am Marina-Binnensee entlang, vorbei an der Kulisse der Hochhäuser im Businessdistrikt, dem höchsten Riesenrad der Welt und dann den breiten Raffles Boulevard aus der britischen Kolonialzeit hinunter. In den 23 Kurven müssen die Fahrer teilweise auf bis zu 80 Stundenkilometer abbremsen. 1500 Lichtprojektoren machen die Nacht zum Tag - zeitlich ideal für Zuschauer in Deutschland, die das Rennen wie gewohnt live um 14.00 Uhr nachmittags verfolgen können. An den Fernsehschirmen werden 500 Millionen Zuschauer erwartet.
Erschweren könnte Niederschlag die Hatz durch die Nacht. Regen ist auf der Tropeninsel 137 Kilometer nördlich des Äquators immer drin. Besonderes nass würden die Zuschauer: Auf den Tribünen sind keine Schirme erlaubt, auch, weil sie von Windböen auf die Fahrbahn geweht werden könnten. Dafür gibt es Plastikponchos für einen Euro.
Teurer Spaß
Verglichen mit allem anderen ist der Regenponcho ein Schnäppchen. Plätze in Boxen-Nähe kosten 1250 Euro - für europäische Verhältnisse allerdings ein normaler Preis. Die meisten Hotels verlangen Drei- bis Fünf-Tage-Arrangements. Eine Nacht kann bis zu 750 Euro teuer werden. Autohersteller, die gute Kunden aus der Region nach Singapur einladen, stöhnen über die Preise. "Eine Frechheit", meint einer.
Dennoch sind die Veranstalter mit dem Ticketabsatz zufrieden. Mehr als 95 Prozent waren zwei Wochen vor dem Renntag verkauft. Umgerechnet 75 Millionen Euro hat Singapur als Gastgeber investiert, und hofft darauf, dass die 100.000 Besucher - die Hälfte davon aus dem Ausland - schon im ersten Jahr 50 Millionen Euro ausgeben. Singapur darf das Rennen fünf Jahre lang veranstalten.
Singapur als Monaco Asiens
"Das Rennen müsste der Auslöser sein, um Singapurs Image als "effizient, aber langweilig" ein für alle mal zu ändern", meinte PR-Beraterin Goh Shu Fen. Mancher Immobilienhändler schielt schon auf die wohl betuchte Formel-1-Fangemeinde. Singapur könnte sich doch als "Monaco Asiens" etablieren, meinte die Lokalzeitung "Straits Times" - als Standort mit Luxuswohnungen für Reiche und Promis.
Unter der heimischen Bevölkerung hielt sich die Begeisterung jedoch lange in Grenzen. Bei einer Umfrage der "Straits Times" meinten vor zwei Wochen nur vier von zehn Befragten, sie seien aufgeregt. Sportfan Das Vidianand (50) glaubt, die Singapurer stünden eher auf Fußball. "Fußball und Formel 1 sind einfach in einer anderen Liga. Es wird dauern, bis die Formel 1 hier reif ist."
Christiane Oelrich, dpa
Quelle: ntv.de