Als 13-Jährige nach Tokio Skater-Girl erfüllt sich Olympia-Traum
26.05.2021, 10:47 Uhr
Eine begnadete 13-Jährige: Lilly Stoephasius.
(Foto: dpa)
Sie ist gerade einmal 13 Jahre alt und schon länger der Top-Star der deutschen Skater-Szene. Auch international sorgt sie für Aufsehen - und sammelt Medaillen. Nun erfüllt sich Lilly Stoephasius einen Traum: Sie darf bei den Olympischen Spielen antreten. Als jüngste deutsche Teilnehmerin.
Avril Lavignes Superhit muss umgeschrieben werden. Der viel besungene "Sk8er Boi" ist passé - jetzt kommt Lilly Stoephasius. Kein cooler Skater, sondern das Skateboard selbst hat das Leben der selbstbewussten 13-Jährigen auf den Kopf gestellt. Die begnadete Park-Fahrerin ist die jüngste deutsche Olympia-Hoffnung. Dort will sie der Welt ihr Ausnahmetalent präsentieren.
Stoephasius sicherte sich mit ihrem Abscheiden am vergangenen Wochenende bei der Pro Tour in Des Moines einen der 20 Startplätze in der Disziplin Park. Die Berlinerin belegte den 18. Platz. Wegen der Corona-Pandemie war der Wettkampf der erste internationale Contest seit eineinhalb Jahren und gleichzeitig der letzte Quali-Stop der Park-Fahrer vor den Spielen in Tokio.
Das Park-Skaten wird im Gegensatz zur anderen olympischen Disziplin Street in einer Art "Swimmingpool" gefahren und besteht aus spektakulären Flugelementen. Das Street-Skaten ist dagegen mehr an Alltagssituationen angelehnt. In dieser Disziplin wird sich wohl kein deutscher Athlet qualifizieren.
Serienmeisterin in Deutschland
Mit wehenden braunen Haaren unter ihrem Helm fliegt die Berlinerin spektakulär durch den "Swimmingpool". Im typischen Skater-Look mit Shirt, Jeans und Sneakern ist sie im Park schon wie ein alter Hase unterwegs. Mit so großem Erfolg, dass sie es selbst kaum fassen kann. Mit ihm veränderte sich auch ihr Leben. "Auf einmal fahren wir jedes Wochenende ins Ausland, um zu trainieren und auf Contests zu fahren", sagte Stoephasius erst vor wenigen Wochen in einem Interview mit dem Sportinformationsdienst.
Anfang Mai war der Teenager bereits zum dritten Mal deutsche Meisterin geworden, dazu kommen WM-Bronze und EM-Silber 2019. Noch bevor sie richtig laufen konnte, stand die Vollblut-Skaterin auf einem Brett mit vier Rollen. Trainiert wird sie von Papa Oliver, die Familie reist mit zu den Wettkämpfen. Trotz des Aufwands "macht es mir voll viel Spaß", versichert Lilly. Für ihre Wettkämpfe wird sie regelmäßig vom Unterricht befreit. Als ausgebildete Lehrer können Mama und Papa Stoephasius ihrer Tochter zudem tatkräftig unter die Arme greifen.
Durch die Skateboard-Premiere in Tokio kommt Stoephasius mit völlig neuen Abläufen wie Doping-Kontrollen in Berührung. "Aber meine Eltern unterstützen mich, deswegen ist alles gut", sagt die Schülerin. Ein Problem besteht allerdings bei der Corona-Impfung. Für Minderjährige ist in Deutschland noch kein Vakzin zugelassen, auch wenn Gesundheitsminister Jens Spahn zuletzt mögliche Impfungen für Schüler in den Sommerferien in Aussicht stellte. "Es wird versucht, dass ich noch geimpft werden kann", sagte Stoephasius: "Aber selbst wenn nicht, wäre es für mich auch nicht so schlimm."
Sportlich geht sie das Großereignis derweil vollkommen unbekümmert an. Wie für die meisten Skater und Skaterinnen ist Tokio für sie "einfach nur ein Contest, bei dem ich mitfahre, um Spaß zu haben".
Quelle: ntv.de, tno/sid/dpa