Nach Wettkampf ohne Kopftuch Sportkletterin darf Iran erstmals für Weltcup verlassen
10.06.2023, 15:53 Uhr
Die Bilder von Rekabi ohne Kopftuch gingen um die Welt.
(Foto: Rhea Kang/International Federati)
Im vergangenen Jahr sorgt Elnaz Rekabi für Aufsehen, weil sie ohne Kopftuch bei den Asien-Meisterschaften antritt. Die Sportkletterin widersetzt sich damit den Vorschriften des Iran. Im Anschluss wird sie vom Staat drangsaliert. Nun darf sie erstmals wieder im Weltcup antreten - mit Kopftuch.
Die iranische Sportkletterin Elnaz Rekabi durfte erstmals wieder den Iran verlassen und ihren Sport ausüben. Unter strengen Auflagen haben ihr die iranischen Behörden erlaubt, am Weltcup in Brixen in Südtirol teilzunehmen. Dieser ist ein Qualifikationswettkampf für die Olympischen Spielen 2024 in Paris. Erste offensichtliche Pflicht: Sie muss in Italien mit Kopftuch antreten. Es war ihre erste Teilnahme an einem Weltcup, nachdem sie im vorigen Jahr für politisches Aufsehen gesorgt hatte.
Die 33-Jährige verpasste in Italien auf dem geteilten 41. Platz im Boulder-Wettkampf den Einzug in das Semifinale. International wichtiger aufgefasst wurde aber, dass sie überhaupt beim Weltcup dabei sein konnte. Allerdings war der Preis dafür laut dem pro-reformatorischen Nachrichtenportal IranWire hoch: Das Ministerium für Sport und Jugend hätte von ihr eine finanzielle Garantie in Höhe von 20.000 US-Dollar sowie einen Eigentumsnachweis über den Besitz einer Immobilie verlangt, heißt es.
Noch im April dieses Jahres war Rekabi an einer Trainingsreise nach Spanien gehindert worden. Ihr sei der Pass entzogen worden, hatte die Aktivistin Masih Alinejad getwittert.
Vom Staat drangsaliert
Rekabi war bei den Asien-Meisterschaften im vergangenen Oktober in Seoul ohne das für iranische Sportlerinnen obligatorische Kopftuch angetreten und anschließend vorübergehend verschwunden. Mit ihrem Auftritt wurde sie über Nacht zur Galionsfigur der Proteste gegen das islamische System und den Kopftuchzwang im Iran. Mitte September war die 22-jährige Mahsa Amini in Gewahrsam der Sittenpolizei gestorben. Sie war zuvor festgenommen worden, weil sie ihren Hidschab nicht ordnungsgemäß getragen haben soll. Die Regierung weist die Schuld am Tod der jungen Frau zurück. Bei den anschließenden Protesten sind Hunderte Personen getötet worden.
Nach ihrer Rückkehr von den Asien-Meisterschaften war Rekabi vom restriktiven Staat massiv drangsaliert worden. Ihr war verboten worden, sich mit anderen Athleten zu treffen, Interviews zu geben oder zu telefonieren. Im Dezember vergangenen Jahres war zudem das Haus von Rekabis Familie zerstört worden. Das hatte ihr Bruder Davood in den sozialen Netzwerken mitgeteilt. Laut der iranischen Justiznachrichtenagentur "Mizan" sei der Grund für die Zerstörung, dass sowohl der Bau als auch die Nutzung von Land "nicht genehmigt" gewesen sei. Zudem sei dies schon Monate vor Rekabis Teilnahme an den Asien-Meisterschaften geschehen. Dem widersprachen regierungskritische Aktivisten, die von einem gezielten Abriss redeten.
Quelle: ntv.de, ara/dpa