Gebrauchte Spritzen überall Sportler flüchten massenhaft vor Doping-Kontrolleuren
29.09.2023, 09:35 Uhr
Bilder zeigen die Toiletten voller benutzter Spritzen.
(Foto: Screenshot: Twitter/@AndrewAmsan)
Dass gedopte Sportlerinnen und Sportler versuchen, Kontrollen zu entgehen, passiert immer wieder. Bei einem Leichtathletik-Wettkampf in Indien nimmt das jedoch absurde Zügen an: In mehreren Finals fehlen fast alle Teilnehmenden und eine Athletin läuft nach dem Ziel weiter, um ungetestet zu bleiben.
Nur ein Starter im 100-Meter-Finale, eine Hindernis-Läuferin auf der Flucht - und Sieger, die ihre Medaillen nicht abholen: Nach der Ankunft von Doping-Kontrolleuren sind die Wettkämpfe der "Delhi State Athletics Championship" in Indien gehörig aus dem Ruder gelaufen. Am letzten Tag der Leichtathletik-Veranstaltung in der indischen Hauptstadt kam es zu einem Katz-und-Maus-Spiel zwischen Athleten und Kontrollbeamten der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA). Darüber berichtete die Tageszeitung "The Indian Express".
Zuvor waren in einem Waschraum der Sportanlage in Delhi leere EPO-Packungen gefunden worden. Die NADA-Kontrolleure waren durch einen Videoclip auf die Veranstaltung aufmerksam geworden, auf dem im Toilettenraum des Stadions Stapel gebrauchter Spritzen zu sehen waren. Ein Sportmediziner sagte der Zeitung, die Dopingmittel seien zwar "verschreibungspflichtig, aber die Apotheker interessiert das nicht, sie verkaufen das einfach".
Die Zahl der Teilnehmer sei um die Hälfte gesunken, als bekannt wurde, dass die Kontrolleure auf der Anlage sind. Im Sprintfinale der Männer ging plötzlich nur noch ein Sportler an den Start, die anderen sagten ihre Teilnahme wegen "kurzfristiger Muskelbeschwerden" ab. Im U20-Endlauf traten nur drei Athleten an, im Hammerwurf der U16-Jugendlichen sogar nur ein einziger. Eine Hindernis-Athletin lief nach dem Überqueren der Ziellinie weiter, um einer Kontrolle zu entgehen. Und mehrere Gewinner verzichteten aus Angst vor einer Kontrolle auf die Siegerehrung.
"Ich habe mich wirklich darauf gefreut, gegen die besten Athleten anzutreten, aber niemand ist gekommen. Alle hatten Angst davor, sich testen zu lassen. Als Sportler fühle ich mich sehr verletzt und enttäuscht", sagte Lalit Kumar, der einzig verbliebene Sprinter, dem "Indian Express". Ein leitender Trainer berichtete über die Vorkommnisse: "Beim Junioren-Hindernislauf lief ein Mädchen auch nach dem Überqueren der Ziellinie weiter. Ein Dopingkontrollbeamter musste sie verfolgen, um an ihre Probe zu kommen."
Präsident Sunny Joshua von der Delhi State Athletics Association meinte gegenüber der Zeitung: "Unsere Aufgabe ist es, die Athleten und Trainer zu schulen, aber wir können nicht ständig überwachen, was sie während des Trainings oder hinter unserem Rücken tun. Doping in der Leichtathletik ist eine große Bedrohung und wir sind entschieden dagegen."
Quelle: ntv.de, tsi/sid