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"Viel zu schnell, auch im Tod!" Sprintstar Pietro Mennea ist tot

1980 lief Pietro Mennea bei den Boykott-Spielen in Moskau zu Olympia-Gold.

1980 lief Pietro Mennea bei den Boykott-Spielen in Moskau zu Olympia-Gold.

(Foto: AP)

Sein Weltrekord über 200 Meter hielt unglaubliche 17 Jahre, bis heute war kein europäischer Sprinter schneller als Pietro Mennea. Nach seiner Karriere geht der italienische Ausnahmeathlet in die Politik. Mit 60 Jahren erliegt der "Pfeil des Südens" einer schweren Krankheit.

Die Leichtathletik trauert um einen ihrer großen Stars vergangener Tage: Italiens langjähriger 200-Meter-Weltrekordler und Moskau-Olympiasieger Pietro Mennea ist am Donnerstag im Alter von nur 60 Jahren nach längerer Krankheit in einem Krankenhaus in Rom gestorben. Das teilte Giovanni Malagó, Präsident des italienischen Olympia-Komitees CONI, mit. Die "Gazzetta dello Sport" titelte nach der traurigen Nachricht passend: "Viel zu schnell, auch im Tod! Adieu Menna!"

Pietro Mennea wird am Samstag in der Basilika der Heiligen Sabina am Hügel Aventin in Rom beerdigt. Dies teilte seine Familie mit. CONI-Chef Malagó rief die Sportverbände auf, bis zum Wochenende bei allen Veranstaltungen eine Schweigeminute zu Menneas Ehren einzulegen. Vor dem CONI-Sitz in Rom wurde die italienische Fahne auf halbmast gesetzt.

Prägend über 200 Meter

Sprintstars unter sich: Mennea, Ikone der 1970er Jahre, posiert mit Usain Bolt.

Sprintstars unter sich: Mennea, Ikone der 1970er Jahre, posiert mit Usain Bolt.

(Foto: dpa)

Pietro Mennea prägte in den siebziger Jahren vor allem die 200 Meter. Am 12. September 1979 schraubte er bei der Studenten-WM in der Höhenluft von Mexiko-Stadt den Weltrekord auf 19,72 Sekunden. Diese Marke hielt 17 Jahre, ehe sie US-Superstar Michael Johnson auf 19,66 verbesserte. In Europa war bis heute niemand schneller als Mennea, seinerzeit der erste weiße Sprint-Weltrekordler seit Armin Hary (10,0 Sekunden über 100 Meter).

Der Mann aus der apulischen Hafenstadt Barletta verschaffte hatte sich weltweit Beachtung verschafft, in seiner Heimat wurde er geliebt. "Adieu, Pfeil des Südens. Italien verliert seinen größten Sprinter", schrieb die Zeitung Repubblica. "Corriere della Sera" schrieb: "Ciao Mennea, König der 200 m." Und "Corriere dello Sport" fügte an: "Der Sport trauert um Mennea, Symbolfigur der italienischen Leichtathletik."

"Seine Leistungen sind unvergesslich"

Auch unter Italiens Sportlern genoss Mennea höchstes Ansehen. "Wegen Menschen wie Mennea hat die italienische Fahne auf der ganzen Welt geweht. Seine Leistungen sind für uns unvergesslich", sagte der Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft, der mehrmalige Welttorhüter Gianluigi Buffon. Fecht-Olympiasiegerin Valentina Vezzali erklärte, Mennea sei auch ein Mythos für eine ganze Generation gewesen. "Er war ein Emblem für ganz Italien und er hat bewiesen, dass der Sport ein wesentlicher Aspekt für unser Land ist. Italien hat eine großartige Person verloren, die Werte und ein positives Beispiel vermitteln konnte", sagte Vezzali.

Mennea setzte Bestmarken fast für die Ewigkeit.

Mennea setzte Bestmarken fast für die Ewigkeit.

(Foto: dpa)

Der Höhepunkt in der Karriere von Pietro Mennea war der Goldlauf bei den Boykottspielen von Moskau, bei dem er allerdings von der Abwesenheit der starken US-Sprinter profitierte. Acht Jahre zuvor hatte er in München als Dritter über 200 m seine erste Olympiamedaille gewonnen, 1980 kam noch einmal Bronze über 4x400 m hinzu. In Europa war Mennea auf seiner Spezialstrecke lange Jahre dominant. 1974 wurde er vor heimischem Publikum in Rom umjubelter Europameister. Über 100 und 4x100 m kam jeweils Silber hinzu. Bei der EM vier Jahre später in Prag feierte Mennea Doppel-Gold über 100 und 200 Meter.

Zweite Karriere in der Politik

Nach seinem ersten Rücktritt widmete sich der Politologie-Student verstärkt seinem Studium. Das war die Grundlage für seine zweite Karriere in der Politik. Von 1999 bis 2004 war Mennea Abgeordneter des Europäischen Parlaments, wurde dann allerdings nicht wiedergewählt.

In der Zwischenzeit wechselten sich Comeback und Rücktritt ab. Bei der Premiere der Weltmeisterschaften 1983 in Helsinki holte Mennea Bronze über 200 m und wurde 1984 bei Olympia in Los Angeles Siebter. Nach einem zweiten Rücktritt startete er noch einmal bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul, scheiterte aber über 200 Meter in den Vorläufen.

Quelle: ntv.de, sid

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