Solidarität mit Atletico Madrid Stadionsperre empört Spanien
15.10.2008, 14:18 UhrDie von der Europäischen Fußball-Union (UEFA) verhängte Stadionsperre gegen Atltico Madrid hat einen Sturm der Entrüstung in Spanien ausgelöst und selbst die Regierung auf den Plan gerufen. Innenminister Alfredo Prez Rubalcaba sagte dem Club Presseberichten zufolge seine Unterstützung zu.
Zugleich wies er den UEFA-Vorwurf scharf zurück, die spanische Polizei sei für die Krawalle beim Champions-League-Spiel gegen Olympique Marseille (2:1) am 1. Oktober im Caldern-Stadion verantwortlich gewesen. Diese Anschuldigung sei "unerhört", die Beamten hätten absolut korrekt gehandelt.
Polizei bestreitet "Überreaktion"
Nach den Worten Prez Rubalcabas hatten Olympique-Hooligans die Polizisten mit Stadionsitzen beworfen. Fünf Gesetzeshüter wurden verletzt, einer musste am Kopf genäht werden. "Ich werde den Herren (der UEFA) die Videoaufnahmen schicken, damit sie sehen, was wirklich passiert ist", ergänzte der Innenminister. Die Polizeigewerkschaften forderten ihrerseits den Kontinental-Verband zu einer Richtigstellung auf.
UEFA-Sprecher William Gaillard hatte erklärt, die spanische Polizei habe überreagiert und "ohne jeden Grund" die Ausschreitungen provoziert. Laut der Zeitung "El Pas" ist es das erste Mal, dass ein Club wegen angeblicher Polizeiübergriffe von der UEFA bestraft wird.
Gegenseitige Schuldzuweisungen
Nach Angaben von Sicherheitskräften und Innenministerium hatten UEFA-Stewards die Beamten gebeten, ein als Nazi-Symbol verbotenes Totenkopf-Transparent der Olympique-Fans zu entfernen. Dabei sei es zu den Auseinandersetzungen gekommen.
Die UEFA erklärte jedoch, die Polizei habe auf eigene Faust gehandelt und damit die Krawalle heraufbeschworen. Zudem habe es sich nicht um das Bild eines Totenkopfs, sondern um das eines Clowns mit Mütze gehandelt. Abgesehen davon warf die UEFA den Atltico-Fans rassistische Gesänge gegen dunkelhäutige Olympique-Spieler vor.
Vorwurf der "French Connection"
Atltico und Teile der Presse führen die harte Strafe auf die guten Beziehungen des UEFA-Präsidenten Michel Platini zu Olympique Marseille zurück. Die Sportzeitung "Marca" sprach von einer "French Connection".
Wegen der Krawalle und des rassistischen Fan-Verhaltens muss der Club die nächsten Champions-League-Heimspiele gegen den FC Liverpool (22. Oktober) und den PSV Eindhoven (26. November) in einem mindestens 300 Kilometer von Madrid entfernten Stadion austragen. Als Bewährungsprobe darf Atltico im anschließenden Heimspiel ins Vicente-Caldern-Stadion zurück. Der Verein wurde zudem zu 150.000 Euro Geldstrafe verurteilt. Atltico, das erstmals seit elf Jahren wieder in der "Königsklasse" spielt, hat schon Einspruch angekündigt.
Quelle: ntv.de