Rätselhafte Abreise der Schwimmerin Steffen flüchtet aus Shanghai
29.07.2011, 11:09 UhrWer gehofft hatte, dass Britta Steffen nach dem eigenen WM-Desaster die deutsche Mannschaft bis zum Ende der Titelkämpfe von der Tribüne aus anfeuern würde, wird enttäuscht. Die Olympiasiegerin verlässt Shanghai. Gründe für ihre fluchtartige Abreise nennt sie nicht.

Ab nach Hause: Britta Steffen.
(Foto: dpa)
Am Tag nach ihrem WM-K.o. hat Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen ihre Sachen gepackt und ist fluchtartig nach Deutschland heimgereist. "Es ist ihre Entscheidung", sagte der Direktor Leistungssport im Deutschen Schwimm-Verband, Lutz Buschkow, 27 Stunden nach Steffens WM-Verzicht. Es gebe verschiedene Beweggründe, die im Detail noch nicht benannt werden sollten, sagte Buschkow und ließ damit Platz für Spekulationen. "Es ist einfach so, dementsprechend haben wir das so realisiert."
Bundestrainer Dirk Lange war nach den Vorläufen noch davon ausgegangen, dass Steffen bis zum WM-Ende am Sonntag in Shanghai bleibt und die Mannschaft unterstützen wird. Groß thematisieren mochte Lange das Thema um die entthronte Titelverteidigerin aber nicht mehr. "Ich mache mir weniger Gedanken über die Leute, die draußen sind, sondern mehr über die, die im Wasser sind", sagte Lange. Grundsätzlich konnte er den Titelkampf-Abbruch seiner wichtigsten Sportlerin verstehen. "Um da eine ruhige Olympia-Vorbereitung nicht zu gefährden, kann ich das hundertprozentig nachvollziehen", sagte Lange. Warum solle sie jetzt hier Niederlagen kassieren, "wir wissen ja, wo der Leistungsstand ist."
"Sie schaut jetzt auf Olympia"
Doppel-Olympiasiegerin Steffen hatte am Donnerstag nach enttäuschenden Freistil-Leistungen ihre weiteren WM-Starts abgesagt. Ihr Verzicht auch auf die Lagen-Staffel hatte Kritik hervorgerufen. "Egoistisch", nannte das Staffel-Kollegin Daniela Schreiber. Teamsprecherin Dorothea Brandt erklärte dagegen: "Ich bin der Meinung, dass sie das darf." Rückenspezialistin Jenny Mensing sah durch den Staffel-Verzicht von Steffen die Chancen auf eine gute Platzierung des Quartetts nicht geschmälert.
Das WM-Desaster der Vorzeige-Schwimmerin stellte die Leistungen der anderen deutschen Sportler in China schon am Vortag mit ihrer Abreise in den Hintergrund - und die Abreise sorgte erneut dafür. Die 4 x 200 Meter-Freistil-Staffel um Freund Paul Biedermann schaffte es so gerade ins Finale. Über 100 Meter Schmetterling schwammen Steffen Deibler und der Zweite der Weltjahresbestenliste, Benjamin Starke, ins Halbfinale. Mensing schied über 200 Meter Rücken ebenso im Vorlauf aus wie Freistil-Sprinter Marco Di Carli.
Kommentare von den deutschen Vorlaufteilnehmern zu Steffens Abreise gab es nicht. "Ich kann es nicht kommentieren, ich will es nicht kommentieren, ich werde es nicht kommentieren", sagte Di Carli und fügte als Freund markiger Worte hinzu. "Ich habe genug Probleme vor meiner eigenen Tür, und die muss ich jetzt erstmal in den Griff kriegen. Und alles was Britta Steffen macht, ist in diesem Moment für mich nicht von Belang." Am Vortag hatte sich Biedermann um seine beim internationalen Langbahn-Comeback gescheiterte Freundin gekümmert und erwartet sie mit Blick auf die Olympischen Sommerspiele 2012 in London stark zurück. "Sie wird auf keinen Fall deswegen aufhören. Sie schaut jetzt auf Olympia, hakt jetzt diese WM ab", sagte der 24-Jährige.
Quelle: ntv.de, Christian Kunz und Marc Zeilhofer, dpa