Millionen-Defizit Streit beim HSV
02.12.2003, 14:23 UhrErst zehn Monate im Amt und schon in der Defensive: Bernd Hoffmann kam bei seiner ersten Mitgliederversammlung als Vorstandsvorsitzender des Hamburger SV gar nicht aus dem Rechtfertigen heraus. Auf das Defizit von 14,3 Millionen Euro und den stillosen Trainerwechsel von Kurt Jara zu Klaus Toppmöller reagierten die 630 von fast 20.000 Mitgliedern am Montagabend mit heftigen Wortbeiträgen. Als der Marketingstratege zu später Stunde in seinem professionellen Vortrag zur Vereinsentwicklung dann auch noch das Thema Ausgliederung der Profiabteilung ansprach, verloren viele die Geduld.
"Es ist nur eine von mehreren Möglichkeiten", beschwichtigte Hoffmann die Gemüter. "Wir müssen darüber diskutieren, wir brauchen einen zusätzlichen Effekt in den nächsten ein, zwei Jahren, um einmal richtig Geld zu machen und uns eine Stufe nach oben zu bringen", argumentierte der 40-Jährige. Nur fünf Bundesligisten hätten noch die altherbrachte Form des gemeinnützigen Vereins, alle anderen seien bereits in eine AG oder GmbH umgewandelt oder zumindest in Planung.
Ohne kritische Worte in Richtung seines Vorgängers Werner Hackmann, der für die Saison 2002/03 schon ein Minus von 7,3 Mio Euro einkalkuliert hatte, gelang es Hoffmann, das schlechteste Ergebnis in der Geschichte des Bundesliga-Dinos zu erklären. Mit der Abtragung von fünf Mio Euro jährlich falle die rund hundert Millionen Euro teure AOL-Arena ins Gewicht. Dazu seien als Hauptposten die Abschreibungen in Höhe von 3,2 Millionen Euro für Spielerverkäufe wie Jörg Albertz und nicht realisierte Transfererträge (2,2 Millionen) gekommen. Die Gesamtverbindlichkeiten es HSV beliefen sich auf 87,9 Millionen Euro, wobei allein der Stadionkredit 66,8 Millionen beträgt.
Strikter Sparkurs
Dem ehemaligen Präsidenten Peter Krohn reichten die Erklärungen nicht aus: "Das sind echte Substanzverluste, nicht nur Schulden", sagte Krohn, der für seine Worte viel Beifall erhielt. Auf seine Fragen, wie teuer der enorme Verwaltungsapparat sei, bekam er keine Antwort. Der ebenfalls kritisierte Aufsichtsratsvorsitzende Udo Bandow rechtfertigte die finanzielle Schieflage: "Wir haben mit einem Kraftakt versucht, wieder ins internationale Geschäft zu kommen".
Für eine ausgeglichene Bilanz in dieser Saison werde ein strikter Sparkurs im Verein gefahren. So wurde der Profi-Kader von 29 auf 23 Spieler reduziert. Den Mindereinnahmen durch das Ausscheiden in der ersten Runde des UEFA-Pokals stehen deutliche Steigerungen in den Zuschauer-Erträgen und den Fernseheinnahmen im DFB-Pokal zu Buche. Nach dem 14. Spieltag hat der HSV einen Schnitt von 51.000 Besuchern; dazu wurden alle 50 Logen und 1.800 Business-Seats vermietet.
Von Britta Körber (Deutsche Presse-Agentur)
Quelle: ntv.de