Underdog im Super Bowl LII Stürzt Ersatzmann Foles den NFL-Giganten?
03.02.2018, 14:54 Uhr
Bislang ewiger Zweiter: Nick Foles.
(Foto: AP)
New England Patriots gegen Philadelphia Eagles, das heißt: Tom Brady gegen … wen nochmal? Quarterback Nick Foles muss als Notlösung für den verletzten Superstar der Eagles einspringen - im Super Bowl LII könnte er nun seine bis dahin enttäuschende Karriere krönen.
Völlige Ekstase im Stadion der Philadelphia Eagles: Mit einem spektakulären Pass über 41 Yards (37,5 Meter) hatte Eagles-Quarterback Nick Foles seinen Wide Receiver Alshon Jeffery in Szene gesetzt und den Touchdown zum 38:7-Endstand erzielt. Eine Demontage für die Minnesota Vikings, die den Traum vom Super Bowl im heimischen Stadion begraben mussten. Stattdessen könnten nun die Philadelphia Eagles in der Nacht zu Montag (00:30 Uhr/Pro Sieben und im Liveticker bei n-tv.de) den American-Football-Giganten New England Patriots vom Thron stoßen.
Dass ausgerechnet Foley, ursprünglich nur der Backup von Starting-Quarterback Carson Wentz, zum Matchwinner wird, hätten die Wenigsten erwartet. Denn nach dem bitteren verletzungsbedingten Aus von Wentz (Kreuzbandriss), ist Foles nur die Notlösung. Er rückte Mitte Dezember in Philadelphias Startformation, weil es nicht anders ging. Wentz galt als MVP-Anwärter - Foles dagegen hatte kaum Spielpraxis vorzuweisen. Und so gab es erhebliche Zweifel, ob die Eagles überhaupt noch eine Chance haben.
Foles nutzt seine Chance
Mit seinem überragenden Auftritt gegen die Minnesota Vikings dürfte Foles seine Kritiker eines Besseren belehrt haben. Er warf im Conference Championship Game drei Touchdown-Pässe, erzielte ein Quarterback-Rating von 141,4 und hatte großen Anteil daran, dass das Team aus Philadelphia seine Leistung als bestes Team der Regular Season eindrucksvoll bestätigt hat. Zuvor hatten die Eagles aus 16 Begegnungen 13 Siege geholt und stellten mit 53 Touchdowns und durchschnittlich 28,6 Punkten pro Spiel die drittbeste Offensive der gesamten Liga. Als einer der Sieger in der zweigeteilten National Football League greifen sie nun nach dem nächsten Titel - der Vince Lombardi Trophy, dem Super Bowl LII. Ausgerechnet im Football-Tempel der Vikings in Minneapolis wollen die Eagles den ersten Titel der Vereinsgeschichte holen.
Die Rolle des Underdogs werden sie bis dahin wohl nicht mehr los. Doch mit dem Image haben sich die Eagles-Spieler angefreundet, es regelrecht kultiviert. Schon ihren Sieg im Divisional Playoff Game gegen die Atlanta Falcons hatten sie gefeiert, indem sie sich Hundemasken aufsetzten - unter den Eagles-Fans lösten sie damit einen echten Hype aus. Die zogen nämlich nach um zu zeigen, dass sie dazu stehen, der Underdog zu sein.

Quarterback Tom Brady will mit seinem sechsten Titelgewinn Geschichte schreiben.
(Foto: imago/UPI Photo)
Das Team von Headcoach Doug Pederson ist gegen die New England Patriots um den fünffachen Super-Bowl-Champion Tom Brady klarer Außenseiter. Kein Wunder, schließlich wird jeder, der im Super Bowl gegen die Patriots spielt, als Außenseiter gehandelt. Kein Team stand öfter im Finale, nur die Pittsburgh Steelers konnten das Endspiel häufiger für sich entscheiden. Ganz anders die Philadelphia Eagles. Bisher standen sie zweimal im Super Bowl, beide Male mussten sie sich geschlagen geben. Das letzte Mal im Jahr 2005 - gegen die New England Patriots und Quarterback Tom Brady. Nun soll es also endlich klappen - trotz, oder gerade weil der Quarterback Nick Foles heißt.
Der ewige Backup-Spieler
Dessen Karriere war bislang die der nicht genutzten Chancen, in Erinnerung blieben vor allem Enttäuschungen. Die Eagles holten ihn bereits zum zweiten Mal als Backup, zwischendurch machte er Station bei den St. Louis Rams und den Kansas City Chiefs. Probleme, ein Team zu finden, hatte Foles nie - allerdings konnte er bei keiner Franchise wirklich überzeugen. Zwar ist das für die NFL keine ungewöhnliche Karriere - Foles, die scheinbar ewige Nummer zwei, dürfte sie dennoch nicht zufrieden gestellt haben. Bis jetzt.
Im Spiel gegen die Minnesota Vikings hat Foles den Nachweis geliefert, ein würdiger Ersatz für Carson Wentz zu sein - ob es für mehr reicht, wird sich zeigen. Denn bei allem Hype an der jüngsten Erfolgsstory von Foles: Zweifel an seinem Spiel gibt es weiterhin. Ihm wird vorgeworfen, kein mobiler Quarterback wie Wentz zu sein. Foles läuft selten selber Touchdowns, dafür ist er schlicht zu langsam. Besonders anfällig ist er jedoch beim Passen aus dem Lauf: Nicht selten unterlaufen ihm fatale Abspielfehler oder ungenaue Würfe.
Doch bei all den Schwächen: Dass er Qualitäten hat, steht ebenso fest. Im Spiel gegen die Vikings bewies er eindrucksvoll, in Drucksituationen Ruhe bewahren zu können. Dafür spricht seine 3rd-Down-Quote, also das Umwandeln des dritten Versuchs in einen neuen Ersten. Von elf Pässen brachte er zehn an. Eine andere Stärke ist seine Variabilität im Passspiel aus der Pocket heraus. Foles hat in den Playoffs gezeigt, dass ihm - geschützt von seiner O-Line - kaum eine Distanz zu kurz oder zu weit ist, um einen präzisen Pass anzubringen.
Und spätestens, wenn er im Super Bowl LII den nächsten spektakulären 41-Yards-Touchdown zum Sieg über die Patriots auspackt, dürfte Foles nach Jahren des Scheiterns endlich angekommen sein. Es gibt schlechtere Visitenkarten als die Vince Lombardy Trophy.
Quelle: ntv.de