Finale geschafft, Titel noch drin Stuttgart greift nach den Sternen
19.04.2007, 10:46 UhrDen Pokal zum Greifen nah, die Champions League im Blick und den Meistertitel im Hinterkopf: Der VfB Stuttgart hat am Ende einer für ihn sensationellen Saison noch alle Trümpfe in der Hand. "Den Pokal wollen wir gewinnen, wenn wir schon in Berlin sind. Die Bayern können kommen. Ich glaube und hoffe, dass wir sie schlagen", sagte Stürmer Cacau am Mittwochabend nach dem 1:0 (1:0) im Pokal-Halbfinale beim VfL Wolfsburg und vor dem vorentscheidenden Spitzenspiel in der Fußball-Bundesliga gegen den deutschen Rekordmeister aus München am Samstag im Gottlieb-Daimler-Stadion.
Cacau ging in Wolfsburg zwar leer aus. Dem grenzenlosen Jubel über den schwer erkämpften Sieg tat dies aber keinen Abbruch. "Wir sind eine Mannschaft, in der einer für den anderen einsteht", betonte der 26 Jahre alte Brasilianer und hätte Matchwinner Antonio da Silva wie alle seine Kollegen wohl am liebsten auf Händen aus der mit über 29 000 Zuschauern fast ausverkauften Volkswagen Arena getragen.
Der Schütze des Siegtores, der bereits nach 16 Minuten mit einem sehenswerten Freistoß die Entscheidung besorgte, verließ den Rasen mit der Genugtuung, einen ganz wichtigen Treffer für seinen Verein erzielt zu haben. "Ich gönne ihm dieses Erlebnis. Antonio hatte es zuletzt nicht immer leicht", befand VfB-Manager Horst Heldt überglücklich wie alle Stuttgarter angesichts der Möglichkeit, den DFB-Pokal zum vierten Mal nach Schwaben zu holen. "Ich glaube, jedes Kind, das Fußball spielt, möchte einen großen Titel gewinnen. Nun haben wir die Chance dazu. Die dürfen wir uns nicht entgehen lassen", forderte da Silva.
Bevor der Brasilianer und seine Kameraden die Berlin-Berlin-Gesänge anstimmen konnten, hatten sie allerdings ein hartes Stück Arbeit zu verrichten. Der in der Offensive arg geschwächte VfL, der auf seine verletzten Torjäger Mike Hanke und Diego Klimowicz verzichten musste, ließ nichts unversucht, um doch noch die Wende zu schaffen. "Vor allem bei Standards mussten wir auf der Hut sein. Insgesamt haben wir hinten aber sehr gut gestanden", lobte VfB-Trainer Armin Veh seine Defensivabteilung um die überragenden Innenverteidiger Fernando Meira und Matthieu Delpierre.
Die hielten den anrennenden Gastgebern bis zum Schlusspfiff stand -auch dann noch, als Wolfsburgs Trainer Klaus Augenthaler den baumlangen Alexander Madlung von der Abwehr ins Sturmzentrum beorderte. Verdienter Lohn war die Reise nach Berlin und neben der Chance, den ersten Titel nach zehn Jahren zu gewinnen, am 26. Mai im Olympiastadion gegen den 1. FC Nürnberg eine Rechnung aus der laufenden Bundesliga-Saison zu begleichen. Die Schwaben verloren beide Vergleiche gegen die Franken klar (0:3/1:4).
Für die unterlegenen "Wölfe" brach nach dem verpassten zweiten Finaleinzug nach 1995 hingegen eine Welt zusammen. "Das tut total weh. Ein großer Traum ist geplatzt", bekannte Kapitän Kevin Hofland nach der ersten Heimniederlage in diesem Jahr. Vorwürfe musste er sich nicht machen. "Ich bin stolz auf die Mannschaft. Sie hat 70 Minuten praktisch auf ein Tor gespielt und ist dafür leider nicht belohnt worden", meinte VfL-Geschäftsführer Klaus Fuchs.
Die Schelte der Wolfsburger galt einer Fehlentscheidung des Schiedsrichtergespanns, das einem regulären Treffer von Marcelinho (52.) wegen angeblichen Abseits die Anerkennung verweigerte. "Es geht nicht nur um Berlin, es geht auch um Millionen. Die Zuschauer hätten auch gern eine Verlängerung gesehen. Darum hat uns der Mann mit der Fahne gebracht", schimpfte Augenthaler. Wie die ausgegangen wäre, glaubte Hofland zu wissen: "Dann hätten wir gewonnen."
Quelle: ntv.de