Nach Eklat bei Dopingkontrolle Sun droht in "Hammer-Affäre" lange Sperre
28.01.2019, 17:00 Uhr
Der Bad Boy der Schwimmszene: Sun Yang.
(Foto: imago/Imaginechina)
Chinas Schwimmstar Sun Yang verliert bei einer Dopingkontrolle und lässt seine Probe sprichwörtlich zerstören, per Hammer. Die Welt-Anti-Doping-Agentur ist entsetzt. Dem schon einmal wegen Dopingbetrugs gesperrten Chinesen droht eine lange Sperre. Doch sein Verband stützt ihn.
Sun Yang ist so etwas wie der Bad Boy in der Schwimmszene. Er "pinkelt lila", sagte einmal der französische Olympiasieger Camille Lacourt über den Chinesen. Der war schon einmal wegen Dopings gesperrt und ist für Australiens Schwimmstar Mack Horton ganz klar ein "Betrüger". Dass sich der Weltverband Fina im Umgang mit dem dreimaligen Olympiasieger Sun äußerst milde zeigt, verstärkt den Unmut im Athletenkreis.
Jetzt bekommen die Sun-Kritiker neue Nahrung - und erneut gibt die Fina mit ihrer oft bemängelten Anti-Doping-Politik keine gute Figur ab. Nach einem Bericht der englischen "Sunday Times" soll Sun bei einem unangemeldeten Test im September 2018 in seinem Haus in der chinesischen Provinz Zhejiang veranlasst haben, den Behälter mit seinem Blut mit einem Hammer zu zerstören. Sun und seine Gefolgsleute, darunter seine Mutter Ming Yang, hätten bei der Ansicht der Ausweispapiere der Kontrolleure Zweifel an deren Authentizität bekommen, berichtete die "Times". Daraufhin soll es zur Zerstörung des Testbehälters durch einen Sicherheitsmann von Sun gekommen sein. Die Kontrolleure, die im Auftrag des weltweit operierenden schwedischen Anti-Doping-Dienstleisters IDTM getestet hatten, dokumentierten den Vorfall.
"Unglaublich und inakzeptabel"
Im Januar war es deswegen zu einer Anhörung gekommen, bei der die Dopingkommission der Fina laut "Times" der Argumentation Suns gefolgt sei und keine Maßnahmen verhängt habe. Es sei nicht mehr möglich, den Fall im Nachgang lückenlos zu rekonstruieren, so die Fina. Die Wahrheit werde man wohl "nie erfahren".
Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) soll den Fina-Bericht als "unglaublich und inakzeptabel" bezeichnet haben und eine Klärung des Falls vor dem Internationalen Sportgerichtshof Cas anstreben. Die Wada bestätigte auf Anfrage: "Wir kennen den Fall und werden ihn entsprechend weiterverfolgen." Sollte sich der Cas tatsächlich damit beschäftigen, droht Sun als Wiederholungstäter eine lange Sperre.
China unterstützt Sun
Die Wada steht derzeit unter großem Druck, weil sie die russische Anti-Doping-Agentur Rusada trotz einer Fristverletzung mit einer Ermahnung davonkommen ließ. Deshalb dürfte der Fall Sun der Wada zur Profilierung und Ablenkung von der Russland-Causa gerade recht kommen. Rückendeckung erhält Sun wenig überraschend vom chinesischen Schwimmverband, der den "Times"-Bericht als "Fake News" bezeichnete und die vollumfängliche Kooperation seines Athleten mit der Fina hervorhob. Suns Anwalt kündigte die Prüfung rechtlicher Schritte gegen die Zeitung an, er bestätigte zudem die Zweifel an der Identität der Kontrolleure. Die Zerstörung des Probenbehälters thematisierte er nicht.
Für die Fina ist der Fall aber schon jetzt ein weiterer Imageverlust. Schon in der Vergangenheit hat sich der Weltverband in Dopingaffären wenig konsequent gezeigt - unter anderem gegenüber Sun. Nach einer positiven Dopingprobe 2014 (Trimetazidin) war der neunmalige Weltmeister nur zu einer Sperre von drei Monaten verurteilt worden. Die Strafe wurde zudem erst verspätet publik. Bei der WM 2015 in Kasan kam Sun außerdem straffrei davon, obwohl er eine brasilianische Schwimmerin im Aufwärmbecken attackiert haben soll. Anschließend verzichtete er als Titelfavorit kurzfristig auf einen Start im 1500-Meter-Finale. Als Grund gab er "Probleme mit dem Herzen" an.
Quelle: ntv.de, Jörg Soldwisch, sid