Mega-Werbespots und Halbzeitshow Super Bowl ist das Spektakel der Superlative
04.02.2018, 12:55 Uhr
Im letzten Jahr übernahm Lady Gaga die Halbzeitshow - nun darf Justin Timberlake zum zweiten Mal ran.
(Foto: REUTERS)
Super Bowl Sunday - in den USA ist das längst ein inoffizieller Feiertag und der Hype wird immer größer. American Football steht dabei nicht mehr im Fokus: Die Halbzeitshow und ein gigantisches Konsumangebot machen das Event zum Spektakel.
Super Bowl LII, Spektakel der Superlative - und das bei unfassbaren 18 Grad unter Null. Wie kann man nur? Wie kann man das Finale des American Football in Minneapolis austragen? In einer Stadt, in der es in dieser Woche selbst tagsüber kaum wärmer als minus zehn Grad Celsius wird. So viel Irrsinn geht nur beim gigantischsten Einzelsportereignis der Welt - im Super Bowl gelten andere Maßstäbe.
Wenn die New England Patriots heute Nacht (ab 00:30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) gegen die Philadelphia Eagles antreten, dürften die Spieler von der Kälte ohnehin kaum etwas mitkriegen - das 1,13 Milliarden US-Dollar teure US Bank Stadium ist eine überdachte Mega-Arena, die 73.000 Zuschauern Platz bietet. Wer die absurden Ticketpreise von locker über 5000 Dollar nicht bezahlen wollte, dürfte auf der Partymeile vor dem Stadion aber durchaus kalte Füße kriegen.
So entstand der Mythos Super Bowl
Vor 51 Jahren wäre ein Super Bowl im Bundesstaat Minnesota noch undenkbar gewesen. Damals spielte das einheimische Footballteam, die Vikings, noch in einem unbedachten Stadion. Und damals war ohnehin alles anders, kleiner, unaufgeregter. Als sich am 15. Januar 1967 im Coliseum von Los Angeles die Green Bay Packers und die Kansas City Chiefs gegenüberstanden, kostete eine Eintrittskarte sechs Dollar und der 30-Sekunden-Werbeclip 40.000 Dollar. Es gibt ein Foto, das Chiefs-Quarterback Len Dawson dabei zeigt, wie er in der Halbzeitpause auf der Bank eine Zigarette raucht. Und das Endspiel hieß noch "World Championship Game" - obwohl Kansas City-Besitzer Lamar Hunt bereits einen anderen Namen im Hinterkopf hatte. "Meine Kinder hatten jeder einen Ball, einen Super-Ball, so ein Ding aus Vollgummi, das sehr hoch sprang", erinnerte sich Hunt später. Seine Tochter habe andauernd über diesen Super-Ball geredet. Da sei ihm spontan die Idee gekommen, so Hunt, dass das letzte Spiel der Football-Saison der Super Bowl sein solle.
Bei der Premiere gab es Tickets noch an der Tageskasse - und dennoch blieb ein Drittel der rund 90.000 Plätze im Stadion leer. Green Bay gewann das Endspiel 35:10 - es ist bis heute das einzige Finale geblieben, das nicht ausverkauft war. In den Folgejahren erfreute sich die Partie wachsender Bedeutung und Begeisterung. Bereits beim 25. Super Bowl im Jahr 1991 hatte sich das Endspiel, so hieß es im US-Fernsehen, "zu einem Spektakel entwickelt." In den vergangenen Jahren ging der Aufstieg immer weiter. Die Preise für Tickets und Werbespots wurden immer teurer, der Hype um den Super Bowl von Jahr zu Jahr größer. Mittlerweile hat sich das Football-Finale zum Inbegriff für Gigantismus im Sport entwickelt und ist das größte Eintages-Sportereignis der Welt geworden. Auf der Liste der meist geschauten Sendungen der US-Fernsehgeschichte sind unter den Top 20 insgesamt 19 Super Bowl zu finden. Einzige Ausnahme: das Finale der Komödie "M*A*S*H" auf Rang neun.
Nur an Thanksgiving wird mehr konsumiert
Super Bowl Sunday ist Amerikas wichtigster Sonntag des Jahres und längst ein inoffizieller Feiertag. Er wurde kreiert, um zu konsumieren. Die Amerikaner treffen sich zu Super-Bowl-Partys - die nicht mehr nur die Football-verrückten Männer anziehen, sondern unter anderem durch die bekannten Werbespots zu einem Event für die ganze Familie geworden sind. Die ganze Woche über locken Supermärkte mit speziellen Super-Bowl-Angeboten. Der Verband für den amerikanischen Einzelhandel hat errechnet, dass im Vorjahr 15,5 Milliarden Dollar für Essen, Trinken und Super-Bowl-Fan-Utensilien ausgeben wurden - so viel wie nie zuvor. Nur an Thanksgiving wird noch mehr umgesetzt.
Beim Super Bowl geht es schon lange nicht mehr nur ein Sport-Finale, sondern mittlerweile auch jede Menge Spektakel und Show - in diesem Fall: Halbzeitshow. Der Pausenauftritt ist für die Stars und Sternchen der Musikbranche der prestigeträchtigste des ganzen Jahres. In den USA verfolgten im Vorjahr 117,5 Millionen Menschen die Darbietung von Lady Gaga. Mehr hatte nur Katy Perry erreicht, die 2015 insgesamt 120,7 Millionen Landsleute vor die TV-Geräte lockte.
"Nipplegate" sprengt alle Rekorde
In diesem Jahr tritt Justin Timberlake auf. Bei seinem Namen werden umgehend Erinnerungen an 2004 wach. Als der größte Wanderzirkus der Welt damals in Houston zu Gast war, gab es mit "Nipplegate" einen Pausen-Patzer, der in die Geschichte einging. Timberlake hatte mit einer etwas zu forschen Handbewegung die rechte Brust von Janet Jackson entblößt und im eher prüden Amerika für einen Aufschrei gesorgt. Noch zwei Jahre später war im Guinness Buch der Rekorde unter "meist gesuchtes Wort im Internetzeitalter" der Begriff "Nipplegate" aufgeführt. Der Busen-Blitzer hatte Konsequenzen. Bereits in den Wochen danach waren die Live-Übertragungen von den Grammy- und Oscar-Verleihungen mit einigen Sekunden Verzögerung ausgestrahlt worden, um auf etwaige Unvorhersehbarkeiten spontan reagieren zu können. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Wer den Super Bowl LII zwischen Titelverteidiger New England Patriots und den Philadelphia Eagles live erleben möchte, braucht Glück und eben viel Geld. Das billigste Ticket kostete zu Wochenbeginn 3500 Dollar - auf dem Schwarzmarkt werden bisweilen eben locker über 5000 Dollar verlangt. Für einen 30-Sekunden-Werbeclip müssen Unternehmen mittlerweile fünf Millionen Dollar hinblättern. Doch an ihrem Football-Festtag scheint den Amerikanern nichts zu teuer zu sein. Jim Nantz, der viermal das Endspiel im US-Fernsehen kommentiert hat, bringt es auf einen Punkt: "Den Super Bowl muss man einfach gucken. Er ist ein fröhlicher Anlass, Amerika feiert." Auch in diesem Jahr wieder. Selbst in Minnesota. Trotz Minustemperaturen im zweistelligen Bereich.
Quelle: ntv.de