Ratlose Flüche in Ostrava Superstar Bolt wird zur Sprint-Schnecke
29.06.2017, 14:00 Uhr
10,06 Sekunden reichten Usain Bolt zum Sieg in Ostrava. International konkurrenzfähig ist die Zeit nicht.
(Foto: AP)
Usain Bolt kommt auf seiner Abschiedstournee nicht in Schwung. In Ostrava erlebt der Superstar über 100 Meter eine bittere Premiere, zudem zwickt der Rücken. Konsequenz: Bei der WM in London will er nicht über seine Lieblingsstrecke starten.
Usain Bolt schaute auf die Anzeigetafel. Und was der Superstar da zu sehen bekam, passte ihm gar nicht. 10,06 Sekunden über 100 Meter. Nur 10,06 Sekunden. Bolt wirkte etwas ratlos, er fluchte leise vor sich hin. Zwei 100-Meter-Rennen hintereinander über zehn Sekunden - das war dem Jamaikaner in seiner Karriere bisher noch nie passiert.
"Es war kein gutes Rennen, ziemlich langsam. Mit der Zeit bin ich nicht glücklich", sagte Bolt, der vor zweieinhalb Wochen mit 10,03 Sekunden in seine Abschiedssaison gestartet war. In Ostrava leistete sich der 30-Jährige wieder einen mauen Start, und auch danach präsentierte sich der achtmalige Olympiasieger eher schwerfällig.

Ostrava ist Bolts erklärtes Lieblingsmeeting, weil er dort schon als Junior starten durfte.
(Foto: AP)
Bolt fliegt nicht mehr in diesen Tagen kurz vor der WM in London (4. bis 13. August), er ist nur die Nummer 22 in der Welt. Doch das war den 15.000 Zuschauern an diesem Abend in Ostrava herzlich egal. Sie feierten ihren Helden, kreischten, kämpften um ein Autogramm und Selfies mit ihrem Idol. Und zu später Stunde unterhielt Bolt seine Fans dann auch noch mit einer kleinen Weitsprung-Einlage.
"Ich liebe euch", rief er dem Publikum zu. Doch richtige Euphorie wollte bei Bolt nach seinem Lieblings-Meeting nicht aufkommen. Der Rücken plagt den Weltrekordler einmal mehr, noch auf der Bahn musste Bolt ein paar Lockerungsübungen machen. Außerdem humpelte er leicht. Ein Besuch bei seinem Lieblingsarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt in München soll Abhilfe schaffen.
WM-Start in London nicht gefährdet
"Ich werde meinen Doktor bald sehen und weiß, dass er jedes Problem lösen wird", sagte Bolt. Sein Rücken sei "immer ein Problem", aber der Start in London nicht gefährdet. Zwar liege noch viel Arbeit vor ihm, bevor an der Themse bei seinem letzten großen Auftritt endgültig der Vorhang fällt, aber Sorgen mache er sich nicht. Auch die jungen Wilden wie Christian Coleman aus den USA (9,82) oder Kanadas Shootingstar Andre De Grasse, der zuletzt windunterstützte 9,69 Sekunden hinlegte, beunruhigen den Altmeister nicht.
"Ich komme gerade erst in meinen Rhythmus", sagte Bolt. Gegen den Superstar wetten sollte man deshalb nicht. Dass Bolt auf den letzten Drücker noch einmal auf den Punkt topfit sein kann, hat er schon 2015 und 2016 bewiesen, als in der Vorbereitung auch nicht viel zusammenlief. Bei der WM in Peking und den Olympischen Spielen in Rio war er dann aber nicht zu stoppen.
"Ich muss jetzt hart trainieren und mich darauf fokussieren, in Form zu kommen", sagte Bolt. In London werde schon alles "fine" sein. Auf seine erklärte Lieblingsstrecke will er dort aber verzichten, stellte er klar: "Ich werde sicher nicht die 200 Meter rennen."
Quelle: ntv.de, Kristof Stühm, sid