Schlechtester Start seit 2016 THW Kiel stolpert immer schlimmer in die Krise
01.10.2023, 14:15 Uhr
Erkennbar enttäuscht: die Kieler Handballer.
(Foto: IMAGO/Jan Huebner)
Einen Meister mit zweistelligen Minuspunkten hat die Handball-Bundesliga zuletzt 2007 erlebt. Eine solche Seltenheit braucht es wohl auch, wenn der THW Kiel in der Saison seinen Titel verteidigen will. In Magdeburg kassieren die Norddeutschen die dritte Niederlage in Serie. Die Sorgen sind groß.
Filip Jicha war bedient. Nach der Schlusssirene stand der Coach des Handballmeisters THW Kiel mit leerem Blick auf dem Parkett, während um ihn herum die Halle geradezu explodierte. Die Niederlage im Bundesliga-Topspiel beim SC Magdeburg schmerzte den Tschechen ganz besonders. Während die Norddeutschen tief in die Krise rutschten, gelang dem Gegner der Befreiungsschlag.
"Es war ein Spitzenspiel mit allem Drum und Dran", befand der enttäuschte Jicha nach dem 31:34 (15:17) beim Champions-League-Sieger - der dritten Liga-Pleite in Folge: "Wir haben hundertprozentige Chancen liegengelassen, das hat uns wehgetan. Es hätte alles perfekt laufen müssen, aber wir hatten den Killerinstinkt nicht. Das müssen wir in solch einer Phase akzeptieren."
Mit 6:6 Punkten liegt der Titelverteidiger im Niemandsland der Tabelle auf Rang neun, es ist der schlechteste Saisonstart seit der Spielzeit 2017/18. Damals verpassten die Kieler am Ende als Fünfter sogar das internationale Geschäft. Auch in diesem Jahr droht an der Ostsee dieses Schreckensszenario.
Magdeburg dagegen hat "unheimlich viel Spaß"
Das Überraschungsteam der MT Melsungen ist an der Spitze mit 14:0 Zählern bereits enteilt, auch die Verfolger zeigten sich zuletzt in aufsteigender Form - anders der THW. Doch immerhin der Bundestrainer sprach dem angeschlagenen Champion Mut zu. "Ich glaube, man kann in dieser Spielzeit durchaus auch mit zweistelligen Minuspunkten Meister werden", sagte Alfred Gíslason bei "Handball-World".
Das hatte ein Klub zuletzt 2007 geschafft - es war natürlich Kiel. Auch Rechtsaußen Niclas Ekberg glaubt noch an eine Aufholjagd. "Wir können auf jeden Fall noch Meister werden", sagte der Schwede beim Streamingdienst Dyn: "Wir werden weiter arbeiten und uns die Punkte zurückholen." Die Hypothek ist allerdings schon jetzt riesig.
Eine solche hatte auch Magdeburg gedroht. Nach dem Stotterstart - vor allem in der Champions League - liegt der Vizemeister aber zumindest in der Bundesliga auf Rang drei (11:3) wieder auf Kurs. Der Sieg gegen den Rekordmeister bestätigte den positiven Trend. Es habe "unheimlich viel Spaß gemacht", sagte Trainer Bennet Wiegert, "wie sich beide Mannschaften aufopfern, um Punkte in einem Spitzenspiel zu erkämpfen. Ich bin sehr stolz und glücklich. Jetzt geht es weiter, immer weiter."
Quelle: ntv.de