Sport

Trauerfeier für toten Lazio-Fan Tausende nehmen Abschied

In einer bewegenden Trauerfeier haben Tausende von Menschen aus ganz Italien in Rom Abschied von dem am Sonntag getöteten Fußball-Fan genommen. Gabriele Sandri war am vergangenen Sonntag von einem Polizisten erschossen worden. Um nach den Gewalt-Exzessen in der Nacht darauf die Menge nicht noch mehr zu provozieren, hatte sich die Polizei im Hintergrund gehalten. Der italienische Innenminister Giuliano Amato warnte die Fans kurz vor der Beerdigung des 26-jährigen Lazio-Fans vor neuen Gewalttaten.

Aus ganz Italien waren Fan-Clubs zahlreicher Vereine für die Feier in die Hauptstadt gereist. Schon am Mittwochmorgen zogen sie schweigend durch die Straßen zur Kirche St. Pius X. Dort nahmen dann neben Infrastruktur-Minister Antonio Di Pietro und dem römischen Bürgermeister Walter Veltroni auch Vertreter des Fußballverbands, des Nationalen Olympischen Komitees sowie fast die gesamte Mannschaft von Lazio Rom an dem Trauergottesdienst teil. Veltroni umarmte die trauernden Eltern und den Bruder des Toten.

Überfülltes Gotteshaus

Die Zeremonie in der überfüllten Kirche begann mit einem lang anhaltenden Beifall, als der Sarg bei regnerischem Wetter den Kirchplatz erreichte. Berge von Kränzen und Gestecken türmten sich in der Kirche. Das Gotteshaus, das 900 Sitzplätze hat, war mit 2.000 Fans, Freunden des Toten und Offizielle überfüllt. Tausende blieben vor dem Kirchenportal.

In der Kirche herrschte Stille. in seiner Predigt appellierte Pfarrer Paolo Tammi an die Fußballfans, auf Gewalt zu verzichten. "Sicher gibt es im Fußball Krankes, für Gabriele war er aber ein Stück Leben. Gabriele war nicht gewalttätig, er war sanft und friedvoll", sagte der Pfarrer vor den Trauergästen.

Neue Festnahmen

Während der bei Arezzo erschossene Fan in Rom zu Grabe getragen wurde, liefen die Ermittlungen weiter auf Hochtouren. Bis zum Mittwoch nahm die Polizei 22 Randalierer fest. Unterdessen zeichnete sich immer deutlicher ab, dass der Polizist einen gezielten Schuss auf das Auto abgegeben hat, in dem der 26-jährige Römer getötet worden war. "Noch wird wegen fahrlässiger Tötung gegen den Polizisten ermittelt, das kann aber sehr schnell auch auf Totschlag ausgeweitet werden", sagte Arezzos Polizeichef Vincenzo Giacobbe.

Für die Fans dagegen ist der Polizist, der weiterhin beteuert, nicht gezielt geschossen zu haben, ein Mörder. "Du wirst sterben", schmierten Unbekannte in Rom auf Häuserwände. Im Internet kursieren Rache-Aufrufe: "Hundert von Ihnen für einen von uns", ist zu lesen.

Die Fußballprofis wehren sich mittlerweile immer stärker gegen die Randalierer. "Wir wollen keine Kriminellen mehr im Stadion", richtete die gesamte Mannschaft von Atalanta Bergamo einen offenen Brief an die Randalierer, die am Sonntag das Spiel gegen den AC Mailand zum Abbruch gebracht hatten.

Vorbild Deutschland

Auch Nationalmannschafts-Kapitän Fabio Cannavaro forderte die echten Fans, Verbände und Politik zur Gegenwehr auf: "Tut sofort etwas, sonst sind die Stars weg ins Ausland!" Der für Real Madrid spielende Weltmeister zeigte sich aber auch selbstkritisch: "Wir sind auch Schuld, weil es mit gewissen Fans zu viel Kumpanei gibt."

Er räumte ein, dass der Umgang von Fußballern und Clubs mit den organisierten Fans in Italien weitaus schlechter funktioniert als beispielsweise in Deutschland, wo die Clubs seit langem erfolgreich mit Fanbeauftragten arbeiten.

von Hanns-Jochen Kaffsack und Bernhard Krieger, dpa

Quelle: ntv.de

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