Zauber-Punkte, "Fang des Jahres" Taylor Swift flippt aus, jüngster NFL-Profi holt den Sieg
16.09.2024, 05:29 Uhr
Taylor Swift sah zu, wie die Chiefs den NFL-Rivalen aus Cincinnati besiegten.
(Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire)
Die NFL liefert ordentlich Spektakel: Auf einen Zauber-Touchdown folgt ein Verletzungsschock. Dann liefern sich die Chiefs und die Bengals bis zur letzten Sekunde ein umkämpftes Rivalen-Duell. Die Cowboys brechen ein - und in Washington erzielt ein einzelner Spieler alle Punkte beim Sieg.
Mahomes entkommt Chiefs-Killer Burrow in letzter Sekunde
Das wichtigste Spiel der zweiten NFL-Woche lautet Super-Bowl-Champion Kansas City Chiefs gegen den großen Rivalen Cincinnati Bengals. Joe Burrow ist der einzige Quarterback in der NFL mit einer positiven Bilanz (bei mindestens drei Spielen) gegen Chiefs-Superstar Patrick Mahomes. In der ersten Hälfte lassen beide Spielmacher gleich ihre Muskeln spielen und zeigen schöne Spielzüge und jeweils einen Touchdown. Doch Mahomes scheint die Rivalität zunächst zuzusetzen, denn er leistet sich eine Interception und die Bengals gehen mit 16:10 in die Halbzeit.
Kurz nach der Pause liefern beide Quarterbacks jeweils einen weiteren Touchdown ab. Dann überschlagen sich die Ereignisse. Zunächst wird eine Interception von Mahomes wegen illegalen Kontakts der Bengals zurückgepfiffen. Doch kurz darauf wirft der Superstar eine weitere - und was ist das für eine Defensivaktion: Einen langen Pass von Mahomes fischt Cincinnatis Cornerback Cam Taylor-Britt mit einer sensationell akrobatischen Aktion aus der Luft, indem er das Ei im Zurückfallen an der Auslinie mit einer Hand an seinen Körper saugt. "Fang des Jahres", meldet der US-Sender CBS: "Das war eine der besten Interceptions, die Sie jemals sehen werden."
Blöd für die Bengals: Nur zwei Aktionen später leistet sich auch Burrow einen Ballverlust, der ungleich kostspieliger ist, denn die Chiefs laufen direkt zum Touchdown. Taylor Swift fiebert in der Ehrenloge des Arrowhead Stadiums im US-Wahlkampf emotional mit. Wenige Sekunden vor Schluss flippt der Popstar dann komplett aus, weil die Bengals sich eine Strafe abholen, durch die die Chiefs den Ball bis in Field-Goal-Reichweite bekommen: Mit dem fünften Führungswechsel trifft Kicker Harrison Butker aus 51 Yards zum 26:25-Sieg. Die Chiefs haben zwei Siege auf dem Konto, die Bengals zwei Pleiten.
Carr und Saints schocken Cowboys
Der beste Quarterback dieser noch jungen Saison heißt aber nicht Mahomes oder Burrow, sondern … Derek Carr. Derek Carr? Richtig gelesen. New Orleans startete in Woche 1 mit einem dominanten Sieg gegen die Carolina Panthers und erzielte die meisten Punkte (47) des Teams jemals am ersten Spieltag. Wer dachte, das lag an der schlechten Panthers-Defensive, der irrte gewaltig: Carr und Co. überrennen auch die Dallas Cowboys, die in der ersten Woche ebenfalls siegten, dieses Jahr unbedingt in den Super Bowl einziehen wollen und eine elitäre Abwehr haben.
Carr wirft beim spektakulären 44:19-Erfolg 243 Yards und zwei Touchdown-Pässe, dazu erzielt er einen eigenen Touchdown. Besonders beeindruckend: Bis er im vierten Viertel, als schon alles entschieden ist, eine Interception wirft, führen alle 15 Drives des Quarterbacks am ersten und zweiten Spieltag zu Punkten. Entweder mit einem Touchdown oder mit einem Field Goal. Runningback Alvin Kamara steuert vier Touchdowns dazu. Kurios: Der Defensivkoordinator der Cowboys heißt Mike Zimmer und als Kamara 2020 seinen persönlichen Rekord von sechs Touchdowns aufstellte, war beim damaligen Gegner Minnesota der Coach der Abwehr ebenfalls jener Zimmer.
Und auf der anderen Seite? Die 16-Spiele-Heim-Siegesserie von Dallas in der regulären Saison reißt. Auch, weil man zur Halbzeit 35 Punkte - die meisten in der Franchise-Historie - zulässt. Außerdem bringt Cowboys-Quarterback Dak Prescott in seinem ersten Spiel seit der Unterzeichnung des Rekord-Vierjahresvertrags über 240 Millionen US-Dollar, der ihn zum bestbezahlten Spieler der NFL macht, nur 27 von 39 Pässen an.
Rodgers mit Generationen-Verbindung
Ein klein wenig Geschichte schreiben die Jets bei den Tennessee Titans: Der 24:17-Erfolg ist der erste Sieg für Altmeister Aaron Rogers (176 Yards, zwei Touchdowns) als Starting-Quarterback für die Jets nach seiner Horror-Verletzung am ersten Spieltag der vergangenen Saison. Eine große Hilfe dabei ist der jüngste Spieler der NFL: der erst 20-jährige Braelon Allen. Der Runningback bringt gleich zwei Touchdowns auf den Rasen. Einer erfolgt nach einem Pass von Rodgers, was eine Art Generationen-Brücke darstellt: Rogers ist mit 40 Jahren der älteste Spieler der Liga.
St. Brown lässt Lions-Fans zittern
Wenige Minuten vor dem Ende des dritten Viertels fängt der stark aufspielende Amon-Ra St. Brown einen Pass ein Yard vor der gegnerischen Endzone. Doch dann der Schock für die Lions: Der deutsche Wide Receiver braucht nach einem Hit einige Zeit, bis er sich aufrappelt. Anschließend humpelt er über das Feld, bis er zu Boden geht und sich behandeln lassen muss. Während Detroit auf 16:13 gegen die Buccaneers stellt, muss St. Brown von draußen zuschauen. Eine ernste Verletzung wäre ein herber Dämpfer für sein Team und für die eigenen großen Ambitionen. St. Brown kann zunächst weitermachen, in den letzten Sekunden der Partie hinkt er jedoch abermals vom Rasen.
Die 16:20-Pleite, die erste in dieser Spielzeit, seiner Lions kann der Deutsche trotz elf gefangener Pässe (119 Yards) nicht verhindern. Das liegt auch an Quarterback Jared Goff, der zwei Interceptions wirft. An Defensiv-Maschine Aidan Hutchinson liegt es derweil nicht: Der Pass-Rusher sammelt gleich im ersten Viertel drei krachende Quarterback-Sacks. Anschließend reißt er den gegnerischen Spielmacher noch anderthalb weitere Male um, ein einziger Sack fehlt am Ende zum Franchise-Rekord. Immerhin: St. Browns Verletzung am linken Bein stellt sich am Ende als harmlos heraus, es soll nur eine Prellung sein.
Vikings mit Zauber und Verletzung
Nicht so glimpflich geht ein Verletzungsschock bei den Minnesota Vikings zu Ende. Beim 23:17-Triumph über den Vizemeister San Francisco 49ers liegen für Superstar Justin Jefferson Freud und Leid nah beieinander. Der wahrscheinlich beste Wide Receiver der Liga legt zunächst einen Zauber-Touchdown hin, schreibt ein Gedicht mit Händen und Füßen. Quarterback Sam Darnold wirft gegen sein ehemaliges Team aus der eigenen Endzone bis an die Mittellinie, wo sich Jefferson freiläuft. Der Passempfänger schnappt sich das Ei aus der Luft und tanzt im Vollsprint über die gegnerische Feldhälfte zwei Verteidiger aus. Der spektakuläre 97-Yard-Touchdown (der längste der NFL in dieser Saison) zum 10:0 bringt die Fans zum Ausflippen.
Doch als nur noch wenige Sekunden im dritten Viertel zu spielen sind, humpelt Jefferson vom Feld und muss im blauen Zelt an der Seitenlinie behandelt werden. Anschließend geht es nicht weiter, der Receiver wird mit einer Oberschenkelverletzung in die Katakomben gebracht. Dennoch: San Francisco verliert zum achten Mal in Folge in Minnesota (letzter Sieg 1992) und der Super-Bowl-Mitfavorit startet mit einem Sieg und einer Niederlage.
Packers können's auch ohne Love
Bei Green Bay war derweil eine Verletzung am vergangenen Spieltag das Thema. Die Frage diesmal: Wie verarbeiten die Packers die bittere Knieverletzung von Jordan Love, die der Quarterback sich im drittletzten Spielzug in der ersten Woche zuzog? Kein Problem! Malik Willis führt seine Mannschaft zu einem 16:10-Sieg über die Colts. Und das nur drei Wochen, nachdem Green Bay den Spielmacher von den Tennessee Titans abgeworben hat. Der 2022 in der dritten Runde gedraftete Willis hatte in seiner bisherigen Karriere erst drei Spiele als Starter bestritten und in keinem davon mehr als 100 Yards geworfen. Diesmal sind es 122, darunter ein Touchdown-Pass und keine Interception. Drama gibt es beinahe in der letzten Sekunde, als Indianapolis es mit einer Hail-Mary zum Sieg versucht, was aber misslingt.
Seahawks machen's in der Verlängerung
Besser macht Seattle die Sache mit dem Last-Minute-Sieg: Das Rematch vom Super Bowl 2015, der als einer der dramatischsten in die NFL-Geschichte einging, gewinnen diesmal die Seahawks gegen die New England Patriots. Beim 23:20-Sieg stellt Seahawks-Quarterback Geno Smith (33 angebrachte Pässe für 327 Yards) sein Gegenüber Jacoby Brissett (15 für 149) deutlich in den Schatten. Die Patriots trumpfen dafür mit dem Laufspiel auf, sodass sich eine äußerst enge Partie entwickelt. Nachdem Seahawks-Kicker Jason Myers mit weniger als einer Minute auf der Uhr mit einem Field Goal die Verlängerung erzwingt, trifft er mit einem weiteren aus 38 Yards zum Endstand und Seattle fährt durchaus überraschend den zweiten Sieg in Folge ein.
Comeback-Sieg blamiert Ravens
Genau andersherum läuft es für Baltimore. Nach der Pleite bei der Saisoneröffnung gegen den Meister Kansas Chiefs stehen die Ravens um MVP Lamar Jackson gegen Las Vegas Raiders bereits unter Druck. Und tatsächlich gelingt dem Underdog der Coup: Raiders-Quarterback Gardner Minshew liefert im vierten Viertel drei erfolgreiche Spielzüge mit Punkten ab und Daniel Carlson erzielt 27 Sekunden vor Schluss ein Field Goal zum 26:23-Comeback-Erfolg. Ravens-Spielmacher Lamar Jackson bringt zwar einige Pässe an, aber sein überaus gefährliches Laufspiel schränken die Raiders clever ein. Zum ersten Mal seit 22 Jahren startet ein MVP des Vorjahres mit zwei Pleiten in die neue Saison. Baltimores neuer Runningback Derrick "King" Henry kann zwar seinen zweiten Touchdown im zweiten Spiel erzielen, aber die Ravens müssen sich erheblich steigern, wenn sie wirklich ein Wörtchen um den Super Bowl mitreden wollen.
Kicker erzielt alle Punkte für Commanders
Verrückt wird es in Washington: Die Commanders gewinnen mit 21:18 gegen die New York Giants - und ein einziger Mann erzielt alle Punkte für das Team aus der Hauptstadt. Kicker Austin Seibert verwandelt alle seine sieben Field Goals, nachdem er am ersten Spieltag noch zuschauen musste. Bei der Pleite zum Auftakt verschoss Cade York aber seine beiden Versuche und so darf es Seibert diesmal besser für den ersten Saisonsieg der Commanders machen.
Quelle: ntv.de