Billie Jean King und das Geld Tennis-Legende überrascht mit Offenheit für Saudi-Arabien
02.07.2023, 13:47 Uhr
Billie Jean King ist eine Vorkämpferin - nun auch für das Spiel in Saudi-Arabien?
(Foto: picture alliance / Action Plus)
Billie Jean King ist eine Vorreiterin des Frauen-Tennis. Vor 50 Jahren schiebt sie die Professionalisierung an. Nun strebt sie nach neuen Veränderungen - ausgerechnet in Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien. Wie die Männer streben die Frauen nach dem ganz großen Geld.
Nein, Billie Jean King kennt keine Berührungsängste. Jedoch: Dass die Unvoreingenommenheit der 79 Jahre alten Tennis-Ikone, vor 50 Jahren Gründerin der Spielerinnen-Vereinigung WTA und zwölffache Grand-Slam-Siegerin, auch im Fall von Saudi-Arabien gilt, das erstaunt dann doch. Zusammenarbeit mit einem Land, in dem Frauen so gut wie keine Rechte haben und Homosexualität unter Strafe steht? Für King vorstellbar.
Man könne, sagte die Amerikanerin vor dem Beginn von Wimbledon, nun mal "keine Veränderungen erwirken, wenn man sich nicht engagiert". Sie hat sich vor genau 50 Jahren engagiert, hat dafür gesorgt, dass sich die damals in zwei Lager gespaltenen Tennis-Frauen in der WTA zusammenschlossen. Betty Stoeve aus den Niederlanden stand damals Wache an der Tür des Raums im Gloucester Hotel von London, damit sich auch ja keine der geladenen Spielerinnen verdrücken konnte.
King ist eine unermüdliche Kämpferin für die Gleichberechtigung von Frauen, als Lesbe tritt sie zudem stets auch für die Rechte Homosexueller ein. Jetzt aber geht es irgendwie ans Eingemachte: Kann, darf, soll vor allem die WTA dem Werben Saudi-Arabiens erliegen, das mit seinen Fantastilliarden schon die Formel 1, den Fußball und zuletzt die Profi-Golfer zu Gehilfen seines Sportswashings gemacht hat? King betont: "Ich würde dahin gehen und mit ihnen reden."
Saudis greifen nach Sport-Weltmacht
Tatsächlich wird schon geredet, denn: Saudi-Arabien macht allem Anschein nach jetzt auch im Tennis ernst. Im vergangenen Dezember spielte unter anderem Alexander Zverev ein Showturnier in Diriyah, jetzt hat sich das Königreich darum beworben, im Dezember die ATP-Finals der sogenannten NextGen auszurichten, also der Spieler unter 21 Jahren. Enthalten ist auch das Angebot, ein ähnliches Turnier für die Frauen zu veranstalten. Vor allem der WTA kommt das nicht ungelegen.
"Wenn man in unserer Position ist, dann sollte man Veränderungen unterstützen", sagte WTA-Chef Steve Simon bei der 50-Jahr-Feier, die erneut im Gloucester Hotel stattfand. Tatsächlich hat die WTA während der Corona-Pandemie und durch den vorübergehenden Rückzug aus China erst mal an Umsatz eingebüßt. Nun aber hat sie versprochen, dass die Preisgelder der Frauen bei Turnieren der 1000er- und 500er-Kategorie bis 2033 auf das Niveau der Männer angehoben werden.
WTA braucht Geld, Saudis haben Geld
Kurzum: Die WTA braucht Geld. Und in Saudi-Arabien haben sie genug davon. Ein Turnier dort wäre "ein Fortschritt für Frauen", sagt Simon. Sloane Stevens aus den USA, Siegerin der US Open 2017 und Mitglied im WTA-Spielerrat sagt, wichtig wäre, dass sich "alle Spielerinnen" dort dann auch "sicher und wohl" fühlen. Also auch Spielerinnen wie Darja Kassatkina - die Weltranglistenelfte aus Russland ist lesbisch. Im Moment erscheint dies kaum vorstellbar.
Selbst Simon gibt ja zu: "Saudi-Arabien hat noch einen langen Weg vor sich", vor allem, wenn es um die Gesetze gegen die Homosexualität gehe, "aber Veränderungen sind zu erkennen". Sollte es wichtige Turniere in Saudi-Arabien geben, dann, sagt die Weltranglistenerste Iga Swiatek aus Polen, müsse sie eben hin: "Ich bin bereit, dort zu spielen, wo uns die WTA hinschickt." Ihrem männlichen Kollegen Andy Murray würde dies nicht gefallen, aber: "Unglücklicherweise ist das die Richtung, in die sich unser Sport bewegt."
Quelle: ntv.de, ara/sid