Sport

Australischer Schwimmer nervös Thorpe befürchtet Olympia-Aus

Für Australiens Schwimmstar Ian Thorpe geht es um alles oder nichts: Bei den Trials in Adelaide muss der Rückkehrer deutlich schneller schwimmen als bisher, wenn er sich für die Olympischen Spiele qualifizieren will.

Nein, hier folgt jetzt nicht der Scherz mit dem Wasser, das ihm bis zum Hals steht: Ian Thorpe.

Nein, hier folgt jetzt nicht der Scherz mit dem Wasser, das ihm bis zum Hals steht: Ian Thorpe.

(Foto: dpa)

Der Thorpedo hat noch nicht gezündet, und ganz Australien sucht nach den Gründen. Ob er absichtlich langsam geschwommen sei, wurde Rückkehrer Ian Thorpe allen Ernstes gefragt. "Ich wünschte, es wäre so", antwortete der fünfmalige Olympiasieger. Ab Freitag muss der 29-Jährige richtig durchstarten: Bei den australischen Meisterschaften in Adelaide geht um alles oder nichts. "Ich weiß wirklich nicht, wie schnell ich schwimmen kann", sagte Thorpe, der im SA Aquatic and Leisure Centre über 100- und 200-Meter-Freistil um sein Ticket für die Olympischen Spiele in London vom 27. Juli bis 12. August kämpft.

Deutlich schneller als bisher muss er sein, so viel ist klar. 1:50,79 Minuten stehen seit seinem Comeback vor gut einem Jahr über 200 Meter zu Buche, damit ist der erfolgreichste Olympionike Australiens gerade einmal die Nummer 18 im eigenen Land. 50,84 Sekunden über die halbe Distanz bedeuten gar Rang 28. "Es ist unglaublich frustrierend, ich habe wie ein Wahnsinniger trainiert und gehofft, es würde sich in guten Rennen und Ergebnissen widerspiegeln", sagte Thorpe, der nach fünfjähriger Wettkampfpause an seinen dritten Olympischen Spielen teilnehmen will. Dafür quälte er sich unter Anleitung des Russen Gennadij Turezkij, der schon Alexander Popow als 31-Jährigen zum Dreifach-Weltmeister gemacht hatte.

"Ich werde nicht aufhören"

Doch selbst in schwach besetzten Meetings in Europa schwamm er nur hinterher - den Konkurrenten, seinen eigenen Ansprüchen und erst recht seinen eigenen Landsleuten. Weltmeister James Magnussen, der in 48,05 Sekunden die Weltrangliste anführt, war über 100 Meter in diesem Jahr schon fast drei Sekunden schneller. Dem einstigen Superstar traut der 20-Jährige die Olympia-Qualifikation nicht zu: "Das wäre ein bisschen überraschend. Aus seiner Perspektive würde ich es als Erfolg empfinden, nach einem Comeback hier das 100-Meter-Finale zu erreichen."

Thorpe selbst hält es für "wahrscheinlich", dass er über beide Strecken keinen der ersten beiden Plätze belegt. Damit bliebe nur noch die Chance, sich über einen Staffelplatz für Olympia zu qualifizieren. Dafür müsste er unter die ersten Sechs kommen. Am Freitag geht Thorpe in den Vorläufen über 200 Meter erstmals ins Wasser, Samstag ist das Finale. Am Sonntag und Montag stehen die 100 Meter Freistil an. Mit besonderem Interesse verfolgt Paul Biedermann, ob Thorpe sich seinen olympischen Traum noch einmal erfüllen kann. Den Australier hatte der dreifache WM-Dritte immer mitgezählt, wenn es um die Favoriten für die 200 m Freistil in London ging. "Großartig für den Sport" sei das Comeback. Sein Trainer Frank Embacher ist skeptisch: "Ich denke schon, dass er eine Zeit von 1:47 schwimmen kann. Aber ich glaube nicht, dass es reicht, um sich zu qualifizieren."

Die aktuelle Nummer eins der Welt, der Franzose Yannick Agnel, hofft dagegen auf ein Olympia-Duell mit Thorpe. "Ich habe ihn früher im Fernsehen gesehen und wollte immer so sein wie er", sagte der 19-Jährige, "es wäre sehr aufregend." Thorpe hat schon für den Fall des Scheiterns schon vorgebaut. "Egal, was bei den Trials passiert, ich werde nicht aufhören", sagte er. "Ich habe mich natürlich schon gefragt, ob es das alles wert ist. Aber ich will mich auf keinen Fall vom Sport verabschieden." Selbst einen weiteren Anlauf auf Olympia schloss er nicht aus: "Rio 2016 ist nicht außerhalb des Möglichen. Aber es ist noch ganz weit weg."

Quelle: ntv.de, Thomas Lipinski, sid

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