Testosteron und Hormone Thorpe unter Dopingverdacht
31.03.2007, 13:11 UhrDie Dopinggerüchte um das australische Schwimm-Idol Ian Thorpe haben bei der WM in Melbourne für große Erschütterung gesorgt. "Ian selbst ist geschockt. Das ist schlimm für den Athleten, für unseren gesamten Sport und zu diesem Zeitpunkt natürlich auch für die WM", sagte der Generalsekretär des Australischen Schwimm-Verbandes, Glenn Tasker, auf einer Pressekonferenz in der Rod Laver Arena vor über 100 Medienvertretern.
Nach einem Bericht der französischen Sporttageszeitung L'Equipe sollen bei Thorpe, der im November des Vorjahres überraschend seinen Rücktritt vom Schwimmen erklärt hatte, bei einem Test im Mai 2006 erhöhte Werte von Testosteron und Wachstumshormonen festgestellt worden sein.
CAS eingeschaltet
Der Weltverband FINA wollte nicht von einem positiven Dopingtest sprechen, sondern wählte die Formulierung "auffällig". Dass es sich dabei um Thorpe handelt, wollte die FINA nicht bestätigen. Der australische Nationalheld kündigte an, sich am Sonntag auf einer Pressekonferenz zu den Vorwürfen zu äußern.
Der Weltverband hat inzwischen den Internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne zur Klärung des Falls angerufen, da die Australische Sport-Anti-Doping-Agentur ASADA die Untersuchungen offenbar bereits eingestellt hatte. Der CAS soll nun klären, ob die FINA den Fall weiter verfolgen darf. ASADA-Chef Richard Ings erklärte jedoch, dass die Untersuchung zu keinem Zeitpunkt abgeschlossen gewesen sei. Die ASADA will in der nächsten Woche Kontakt mit dem Athleten aufnehmen.
"Übliche" Verzögerung
Dass der Weltverband erst mit großer zeitlicher Verzögerung reagiert hat, ist laut FINA-Direktor Cornel Marculescu ein "üblicher Vorgang". Es handele sich um einen "komplexen und komplizierten Sachverhalt", sagte Marculescu und fügte hinzu: "Natürlich ist das keine schöne Sache."
Thorpe, der am Samstag von der Tribüne aus die Wettbewerbe in Melbourne verfolgte, war in seiner Karriere zu fünf Olympiasiegen, elf WM-Titeln und insgesamt 13 Weltrekorden geschwommen. Bei der Eröffnung der WM war der 25-Jährige vom Publikum begeistert gefeiert worden.
Enormer Imageverlust droht
Sollten sich die Vorwürfe gegen Thorpe bestätigen, wäre es der spektakulärste Doping-Fall in der Schwimm-Geschichte. Zuletzt war die Russin Anastassia Iwanenko positiv auf Doping getestet worden. 1998 war die irische Olympiasiegerin Michelle Smith wegen Dopings für vier Jahre gesperrt worden.
Für Aufsehen hatten im selben Jahr bei der WM in Perth vier positive Dopingtests bei chinesischen Schwimmerinnen gesogt. Zudem war bei einer Chinesin im Gepäck ein Wachstumshormon gefunden worden.
Nach Angaben der FINA sind in Melbourne bis zum Samstag 360 Tests von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA vorgenommen worden. Alle fielen negativ aus.
Quelle: ntv.de