"Der Stand ist nicht gut" vor WM Timo Boll kämpft gegen seinen eigenen Körper
07.04.2023, 12:13 Uhr
Bolls Körper ist aus dem Gleichgewicht geraten.
(Foto: IMAGO/Nordphoto)
Auch mit 42 Jahren gehört Timo Boll zu den besten Tischtennis-Spielern der Welt. Anderthalb Monate vor der WM fürchtet der Altmeister aber um seine Teilnahme: Die Schulter verlangt Ruhe. Bundestrainer Jörg Roßkopf hält zwar einen Platz frei - doch die Zeit wird knapp.
An Timo Boll nagt allmählich der Zahn der Zeit. Das Alter macht sich bemerkbar - und so bedroht eine Entzündung in der Schulter des linken Schlagarms ernsthaft die großen Ziele des Tischtennis-Altmeisters. Hinter der WM-Teilnahme im südafrikanischen Durban (22. bis 28. Mai) steht ein Fragezeichen. "Der Stand ist nicht gut", sagte der WM-Dritte über seine sehr schleppend verlaufende Genesung. Beim Abflug seiner Kollegen aus dem Nationalteam zu den beiden ab Ostern anstehenden WTT-Turnieren in China war der 42 Jahre alte Routinier denn auch nicht an Bord.
Einen Platz im WM-Kader hält Bundestrainer Jörg Roßkopf Boll dennoch frei, für den Rekordeuropameister ist das vor allem ein Mutmacher in Zeiten, die andere in ähnlicher Situation schon in die Knie gezwungen hätten. Denn im Wettlauf gegen die Zeit um seinen WM-Start wirken Bolls Chancen immer weniger günstig.
Zwar konnte er im Champions-League-Finale seines Klubs Borussia Düsseldorf gegen den 1. FC Saarbrücken seinen Teamkameraden zumindest als Sparringspartner dienen. Beifall klatschen schien allerdings nur unter Schmerzen möglich - mit rechts in die steif gehaltene linke Hand. Kaum vorstellbar, dass der Linkshänder so in gut sechs Wochen gegen die Weltelite mithalten kann.
Siebte Olympia-Teilnahme im nächsten Jahr?
Boll ist sein Wackelkandidaten-Status für die WM nur allzu bewusst, deswegen macht er keinerlei Prognosen für sein Comeback. "Wie lange es noch dauern wird, kann mir aktuell kein Arzt sagen. Es ist eine Entzündungsgeschichte, von der viele Partien betroffen sind - Schulter ist kompliziert."
In seiner beispiellos langen Laufbahn hatte Boll allerdings auch schon Hüfte, Nacken und vor allem Rücken - alles auch nicht gerade einfach. Der immer aufmerksamere Umgang mit seinem Körper jedoch hat den ehemaligen Weltranglistenersten inzwischen zum "ewigen Boll" avancieren lassen. Einem Bauchmuskelanriss Ende 2021 und einem Rippenbruch im vorigen Sommer zum Trotz ist eine siebte Olympia-Teilnahme bei den Spielen 2024 in Paris für den "Methusalem" wenigstens in Sichtweite.
Umso wichtiger aber wäre für Boll auch wegen seiner nur noch wenigen Turnierstarts auf internationaler Bühne die WM-Teilnahme. Roßkopf, der Boll für Paris auch im Doppel einplanen möchte, hält daher weiter zu seinem Star: "Wir hoffen alle, dass Timo bis zur WM wieder fit wird."
Quelle: ntv.de, tsi/sid