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Afrika-Cup in Angola Togo sagt Teilnahme ab

Togos Stürmerstar Emmanuel Adebayor vor dem Krankenhaus, in dem die Verletzten behandelt werden.

Togos Stürmerstar Emmanuel Adebayor vor dem Krankenhaus, in dem die Verletzten behandelt werden.

(Foto: AP)

Afrika steht unter Schock, aber die Show soll trotzdem beginnen. Obwohl der tödliche Terroranschlag auf den Bus der togolesischen Nationalmannschaft drei Opfer fordert, soll die WM-Generalprobe Afrika-Cup in Angola planmäßig über die Bühne gehen. Togo wird nach dem "Akt der Barbarei" nicht am Turnier teilnehmen.

Mindestens drei Menschen wurden getötet, mehrere verletzt.

Mindestens drei Menschen wurden getötet, mehrere verletzt.

(Foto: AP)

Nach dem Terroranschlag auf den Mannschaftsbus der Togolesen in der angolanischen Exklave Cabinda mit drei Toten zieht der togolesische Verband seine Mannschaft zurück. Dies teilte der Minister und Regierungssprecher Pascal Bodjona nach ergebnislosen Gespräch darüber mit, den Turnierbeginn zu verschieben: "Die Spieler stehen unter Schock. Deshalb hat die Regierung beschlossen, die Mannschaft zurückzurufen. Wir können nach diesem Drama nicht am Wettbewerb teilnehmen."

Bei dem Angriff waren Assistenztrainer Abolo Amelete und Pressesprecher Stanislas Ocloo sowie der Busfahrer getötet worden. Sieben Personen sollen zum Teil schwer verletzt worden sein. Nach den Regeln des Africa-Cups würde Marokko den frei werdenden Platz einnehmen. Es wird jedoch nicht damit gerechnet, dass das nordafrikanische Land in der aktuellen Situation diesen wahrnimmt. In diesem Fall wird die Gruppe nur aus drei Mannschaften bestehen.

Die kontinentale Fußball-Meisterschaft soll am Sonntag mit dem Duell zwischen Angola und Mali beginnen. Togo hätte am Montag sein Auftaktspiel gegen den deutschen WM-Gruppengegner Ghana absolvieren müssen. Doch auch die Ghanaer beraten inzwischen mit ihrem Verband darüber, ob sie ihre Teilnahme am Afrika Cup aufrechterhalten wollen.

"Als würde man in den Krieg ziehen"

Die nun offizielle Absage Togos hatte sich abgezeichnet. "Kein Spieler ist bereit, bei diesem Cup anzutreten. Wir sind gekommen, um ein Fußball-Fest zu feiern, aber jetzt ist es, als würde man in den Krieg ziehen", hatte Torwart Kossi Agassa dem Radiosender France Info gesagt. Hubert Velud, Nationaltrainer des Landes und von einer Kugel am Arm verletzt, sprach sich sogar für eine komplette Absage des Turniers aus: "Die angolanischen Organisatoren sollten sich überlegen, den Wettbewerb abzusagen. Es ist ein Akt der Barbarei, während wir hier eigentlich den afrikanischen Fußball feiern wollen. Das war Krieg. Die Organisatoren scheinen das nicht ernst zu nehmen."

Der togolesische Stürmer Thomas Dossevi zeigte sich überzeugt, dass weitere Länder Togos Beispiel folgen und ihre Turnierteilnahme absagen werden, wenn der ursprüngliche Terminplan beibehalten wird: "Ich bin sicher, dass andere Mannschaften auch nicht spielen werden, wenn der CAF den Beginn des Turniers nicht verschiebt."

"Beschossen wie Hunde"

Dossevi lieferte auch eine eindringliche Schilderung des Vorfalls an der Grenze zwischen der Demokratischen Republik Kongo und Cabinda, einem von vier Austragungsorten des 27. Kontinentalturniers. "Wir wurden beschossen wie Hunde. Die Angreifer waren bis an die Zähne bewaffnet. Alle versteckten sich 20 Minuten lang unter den Sitzen. Es war schrecklich."

Unter den Verletzten sind anscheinend Torhüter Kodjovi Obidale vom französischen Amateurklub GSI Pontivy und Verteidiger Serge Akakpo vom rumänischen Klub FC Vaslui. Der Zustand Obidales, der von einer Kugel in den Rücken getroffen wurde, soll sehr kritisch sein. Bayer Leverkusen konnte nach einer Nacht der Ungewissheit dagegen aufatmen, denn Abwehrspieler Assimiou Toure überstand den Angriff unversehrt. "Er ist körperlich nicht verletzt. Es geht ihm den Umständen entsprechend gut", sagte Pressesprecher Dirk Mesch. Verletzt wurden dagegen einige weitere Delegationsmitglieder, unter ihnen angeblich der Vizepräsident des togolesischen Verbandes und der Torwarttrainer.

"Das Turnier wird stattfinden"

Die angolanische Regierung will als Reaktion auf den Angriff die Sicherheitsvorkehrungen drastisch verschärfen. "Wir garantieren, alle Maßnahmen zu ergreifen, um Schutz und Unversehrtheit aller Mannschaften, Fans, Betreuer und Touristen zu gewährleisten", sagte Sportminister Goncalves Muandumba. Eine Abordnung der CAF reiste nach Cabinda, um die Togolesen zum Bleiben zu bewegen - vergebens.

CAF-Präsident Issa Hayatou fordert Sicherheitsgarantien von Angola.

CAF-Präsident Issa Hayatou fordert Sicherheitsgarantien von Angola.

(Foto: dpa)

Eine Absage des Turniers hatte die CAF fast reflexartig abgelehnt, obwohl die Rebellengruppe weitere Angriffe während des Afrika-Cups angekündigt hat. "Unsere höchste Priorität gilt der Sicherheit der Spieler, doch das Turnier wird stattfinden", betonte CAF-Mediendirektor Suleimanu Habuba, der den Anschlag als "Schock" bezeichnete. In einer ersten Reaktion hatte die CAF den Anschlag noch verharmlost und mitgeteilt, ein Reifenplatzer habe die Spieler verängstigt. Nun kündigte CAF-Präsident Issa Hayatou an, vom angolanischen Ministerpräsidenten Paulo Kassoma Garantien für die Sicherheit zu fordern.

Klubs wollen Spieler zurückbeordern

Einige englische Vereine kündigten dennoch an, ihre Spieler aus Afrika zurückholen zu wollen. "Ich habe zwei Spieler dort, und ich will, dass sie nach Hause kommen", sagte Hull Citys Trainer Phil Brown der Boulevardzeitung "Sun". Hulls Stürmer Daniel Cousin spielt für Gabun, Mittelfeldmann Seyi Olofinjana spielt für Nigeria. Der FC Portsmouth, der vier Spieler für den Afrika-Cup abgestellt hat, schloss sich der Forderung unter Vorbehalt an.

Leverkusens Assimiou Toure ist zumindest körperlich unversehrt.

Leverkusens Assimiou Toure ist zumindest körperlich unversehrt.

(Foto: dpa)

Auch Leverkusen erwägt, seinen Jung-Profi Touré zurückzubeordern. "Wir haben schon darüber nachgedacht, weil wir uns Sorgen wegen der schwierigen Sicherheitslage machen", sagte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, der sich in dieser Frage auch mit seinen Bundesliga- Kollegen beraten will. Kritik übte er generell an der Vergabe des Afrika-Cups nach Angola: "Es ist schon unverständlich, dass das Turnier nach Angola vergeben wurde, obwohl in dem Land seit Jahren Unruhen und bürgerkriegsähnliche Zustände geherrscht haben."

"Diese Operation war nur der Anfang"

Mit Entsetzen reagierte der ehemalige togolesische Nationaltrainer Otto Pfister auf den Anschlag. "Das war ein echter Schock für mich. Eine ganz bittere Sache, unglaublich", sagte der Afrika-Experte, der Togo während der WM 2006 in Deutschland betreute: "Das ist ein echter Schlag für Afrika."

Der bewaffnete Arm der "Befreiungsfront für die Unabhängigkeit von Cabinda" (FLEC) bekannte sich zu dem Anschlag und drohte weitere Aktionen an. "Diese Operation war nur der Anfang einer Serie von zielgerichteten Aktionen in der gesamten Region Cabinda", hieß es in einem Bekennerschreiben. Cabinda sollte 1975 von der Kolonialmacht Portugal in die Unabhängigkeit entlassen werden, aber Angola besetzte das Gebiet. Seitdem kämpfen Rebellen gewaltsam für die Unabhängigkeit.

Südafrika betonte unterdessen, dass der Anschlag nach Ansicht der WM-Organisatoren ohne Einfluss auf die Fußball-Weltmeisterschaft bleiben wird. WM-Kommunikationschef Rich Mkhondo sagte in Johannesburg, der tödliche Zwischenfall im rund 1000 Kilometer entfernten Angola habe rein gar nichts mit der Lage in Südafrika zu tun. Das sei so, als ob man einen Vorfall in Tschechien mit der Situation in Großbritannien in Verbindung zu bringen versuchte, meinte Mkhondo.

Quelle: ntv.de, sid/dpa

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