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Bittere Pleite bei Straßenrad-WM Tony Martin verpasst historischen Sieg

Tony Martin hat den vierten Weltmeistertitel um 26 Sekunden verpasst.

Tony Martin hat den vierten Weltmeistertitel um 26 Sekunden verpasst.

(Foto: dpa)

Der haushohe Favorit Tony Martin fährt bei den Straßenrad-Weltmeisterschaften in Ponferrada an der Goldmedaille im Zeitfahren vorbei. Ein britischer Olympiasieger schlägt den Deutschen in dessen Paradedisziplin. Damit bleibt eine historische Marke bestehen.

Alle rechneten mit seinem Sieg für Tony Martin, aber Bradley Wiggins hat es gemacht: Der Brite schnappte dem Cottbusser überraschend den Sieg im Zeitfahren der Straßenrad-Weltmeisterschaften in Spanien weg. Wiggins siegte über 47,1 Kilometer in 56:25 Minuten und verwies den Weltmeister der vergangenen drei Jahre mit 26 Sekunden Vorsprung auf den zweiten Platz.

Dabei war der Deutsche haushoher Favorit: Seit mehr als einem Jahr hat der 29 Jahre alte Eschborner mit Wohnsitz in der Schweiz alle Zeitfahren mit einer Länge von mehr als 20 Kilometern souverän gewonnen, in dieser Saison hat er sieben Siege auf dem Konto. Der Schweizer Fabian Cancellara und die Briten Chris Froome und Bradley Wiggins sind an normalen Tagen seine einzigen Konkurrenten, in Spanien war nur Wiggins am Start.

"Ich bin definitiv enttäuscht. Silber ist kein gutes Ergebnis - ich wollte Gold. Ich habe es die letzten Tage gemerkt: Ich war müde. Wir müssen jetzt analysieren, warum", sagte Martin, der sich aber schon wieder Mut machte: "Die Motivation ist groß, zurückzukommen". Wiggins benötigte für die 47,1 Kilometer 56:25,52 Minuten und hatte damit im Ziel auf der Avenida de Asturias einen Vorsprung von 26 Sekunden auf Martin.

Wiggins freut sich über späten Triumph

Damit verpasste Martin vorerst auch die Einstellung des Rekordes von Fabian Cancellara, der viermal das WM-Zeitfahren gewonnen hatte. Wiggins hatte seinen Triumph erst Minuten später realisiert, nachdem er völlig verausgabt auf dem Boden lag. Für den Briten ist es der erste WM-Triumph, nachdem er 2011 und 2013 Silber gewonnen hatte. Platz drei ging an den Niederländer Tom Dumoulin, der 41 Sekunden auf Wiggins verlor.

"Was soll ich sagen: mein wahrscheinlich letztes WM-Zeitfahren auf der Straße und dann Gold! Im schwierigen Finale hatte ich noch Benzin im Tank. Das hat vielleicht den Ausschlag gegeben. Mein nächstes großes Ziel ist im kommenden Jahr der Stundenweltrekord", sagte Sir Bradley Wiggins nach seiner Triumphfahrt. Am Mittwoch hatte er den Angriff auf die gerade von Jens Voigt aufgestellte Stunden-Bestmarke angekündigt.

Mit Martins Silberrang riss die deutsche Goldserie bei den Titelkämpfen in der spanischen Provinz. Am Vortag hatten noch die Allgäuerin Lisa Brennauer bei den Frauen und Lennard Kämna aus Cottbus bei den Junioren die Zeitfahr-Titel eingefahren. Trotz des verpassten Martin-Sieges kann der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) aber schon vor den am Freitag beginnenden Straßenrennen eine vorzügliche Bilanz vorweisen.

Am Wetter lag es nicht

Noch im Vorfeld hätte kein Experte auf einen anderen Sieger als Martin gewettet. Und zunächst lief es auch nach Plan. Bei der ersten Zwischenzeit nach 12,2 Kilometern hatte Martin noch einen hauchdünnen Vorsprung von 4,14 Sekunden auf den Briten, doch am zweiten Zeitmesspunkt bei Kilometer 23,2 lag plötzlich Wiggins mit zwei Sekunden vorn. Bei der dritten Zwischenzeit waren es gar neun Sekunden, ehe das Finale furioso mit zwei Anstiegen begann. Dort konnte Wiggins sogar noch zulegen.

Für Martin war es die nächste Enttäuschung von Ponferrada, nachdem er beim Mannschaftszeitfahren mit dem Omega Pharma-Quickstep-Team nur den dritten Platz belegt hatte. Das Wetter war diesmal aber nicht schuld. Strahlender Sonnenschein begleitete Martins Fahrt, nachdem an den vergangenen Tagen Wind und Regen für unkalkulierbare Bedingungen gesorgt hatten. Nach dem Teamzeitfahren hatte Martin schon an seiner Form gezweifelt. Zurecht, wie sich herausstellte.

Quelle: ntv.de, fkl/sid/dpa

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