Fußball-Fieber in Aue Tor-Träume im Erzgebirge
06.04.2004, 11:24 UhrIm beschaulichen Aue ist nach den jüngsten Erfolgen des FC Erzgebirge in der 2. Bundesliga das Fußball-Fieber ausgebrochen. Nach zuletzt fünf Siegen hintereinander und dem Sprung auf Platz acht der Tabelle hat die Euphorie selbst den sächsischen Ministerpräsidenten erreicht. Georg Milbradt war am Sonntag nicht nur unter den 12 500 Augenzeugen des 3:0-Erfolgs gegen Wacker Burghausen, sondern kommentierte den Aufschwung des Aufsteigers: "Ich finde es immer wieder erfreulich, wenn sich kleine Städte im Fußball so bewähren."
Nach einer mäßigen Hinrunde, in der die "Veilchen" nur 19 Punkte sammelten, winkt dem Team von Trainer Gerd Schädlich nun der frühzeitige Klassenverbleib. "Unsere Lage ist gegenwärtig nicht bedenklich", findet Präsident Uwe Leonhardt. Zwar beträgt der Abstand zu den Abstiegsrängen gerade einmal sechs Zähler, doch weil auch der Rückstand auf den dritten Platz mit sieben Punkten kaum größer ist, träumt so mancher in Aue bereits von Höherem.
"Noch drei, vier Punkte, dann haben wir die Klasse gehalten. Dann beginnt die Kür", sagte Angreifer Ronny Jank. Gegen solche Rechenspiele verwahrt sich Chefcoach Schädlich jedoch energisch: "Wir sind noch nicht durch und müssen jetzt sehr wachsam bleiben." Zweifel an der Stabilität der Mannschaft sind durchaus angebracht, ging den jüngsten Erfolgen doch eine Negativserie von drei Niederlagen voraus.
Zugleich weiß auch Schädlich um die Schwere der bevorstehenden Aufgaben gegen die Aufstiegsaspiranten aus Mainz, Cottbus und Bielefeld. Doch gerade darin sieht der Trainer auch einen Vorteil: "Damit gibt es für keinen meiner Spieler einen Grund zum Abheben."
Schädlich gebührt fraglos großer Anteil am Auer Erfolg. Schon zu Beginn der Saison zeigte sein Team regelmäßig attraktiven Fußball, brachte sich aber durch Schwächen im Abschluss immer wieder selbst um den Lohn. Dies hat sich spätestens seit der Verpflichtung von Andrzej Juskowiak in der Winterpause geändert. Sechs Treffer stehen für den ehemaligen polnischen Nationalspieler seitdem zu Buche, und mit dem
33-Jährigen scheint plötzlich das ganze Team den Weg zum Tor gefunden zu haben. Nach gerade einmal 21 Toren aus den ersten 22 Saisonspielen durften die Auer in den vergangenen fünf Partien 15 Mal jubeln.
Ungeachtet der Erfolge macht man sich in Aue auch Gedanken um die Zukunft. So erfreulich ein Zuschauerschnitt von 9.800 in der laufenden Saison angesichts einer Einwohnerzahl von nur 19.000 sein mag, die wirtschaftlichen Voraussetzungen für dauerhaften sportlichen Erfolg sind in der Kleinstadt alles andere als optimal.
Auch deshalb versucht Präsident Leonhardt, neue Wege zu erkunden. So bekundete der umtriebige Unternehmer kürzlich Interesse an einem Einstieg beim insolventen VfB Leipzig, um von der erfolgreichen Jugendarbeit des ersten deutschen Fußballmeisters zu profitieren. Das Ziel des Vereins bleibe "das Festsetzen in der zweiten Liga".
Quelle: ntv.de