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Letzter Ruhetag vor Entscheidung Tour-Giganten rüsten sich für Sekunden-Endspurt

Vingegaard oder Pogacar: Wer trägt das Gelbe Trikot auch noch in Paris?

Vingegaard oder Pogacar: Wer trägt das Gelbe Trikot auch noch in Paris?

(Foto: picture alliance/dpa/Belga)

Der Zweikampf zwischen Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar bei der Tour de France gleicht einem Tauziehen. Die beiden fahren in einer eigenen Liga, nur zehn Sekunden trennen sie. Am Ruhetag bereiten sich die Rivalen auf die entscheidende Woche vor.

Die Unzertrennlichen der 110. Tour de France hatten auch am wohlverdienten Ruhetag die gleichen Pläne. Jonas Vingegaard genoss unbeschwerte Momente mit Töchterchen Frida und Ehefrau Trine, Tadej Pogacar nahm sich mit seiner Familie und Lebensgefährtin Urska Zigart eine Auszeit im Hotel - dann brachen die Hauptdarsteller dieser so turbulenten Frankreich-Rundfahrt zum selben Ziel auf.

Am Ruhetag fuhren Titelverteidiger Vingegaard und sein Herausforderer Pogacar die Strecke des kommenden Bergzeitfahrens nach Combloux ab. Jeder für sich, wohlgemerkt, was zuletzt ein seltenes Bild geworden ist. Vor allem der Cote de Domancy, einem vergleichsweise kurzen, aber steilen Anstieg vor dem Ziel, galt das Interesse. Nichts überlassen die Top-Favoriten auf den Gewinn des Gelben Trikots dem Zufall. Am morgigen Dienstag steht im 22,4 Kilometer langen Kampf gegen die Uhr zu viel auf dem Spiel. "Ich denke, dass es beim Zeitfahren einige Lücken geben wird", sagte Pogacar. Nach einer langen Patt-Situation dürfte das Rennen in einer der vorentscheidenden Etappen eine neue Dynamik entwickeln.

Vingegaard und Pogacar fahren bei der Tour in einer eigenen Welt, ihr Duell auf Augenhöhe elektrisiert, am Sonntag erreichten sie nach einem erneuten Zweikampf Schulter an Schulter die Bergankunft am Fuße des Mont Blanc. Seit den Pyrenäen in der ersten Tour-Woche hat Vingegaard als Gesamtführender nicht mehr als 25 Sekunden Vorsprung. Mit beherzten Attacken hat Pogacar den Rückstand seither auf zehn Sekunden verkürzt. Abhängen konnte er den Champion aus Dänemark in den Alpen aber nicht mehr. Das könnte sich im Fernduell am Dienstag ändern. Ihm gefalle die Strecke des Zeitfahrens, sagte der Tour-Sieger von 2020 und 2021, "sie liegt mir sehr gut." Auch Vingegaard versicherte: "Ich mag solche kurzen Zeitfahren mit vielen Rhythmuswechseln."

Eine Prognose ist schwer

Ein Favorit lässt sich zwischen den beiden schwer ausmachen. Pogacar dominierte vor der Tour das Zeitfahren der slowenischen Meisterschaften. Vingegaard überzeugte mit einem zweiten Platz beim Kampf gegen die Uhr der Dauphine. Pogacars größter Vorteil, seine größere Explosivität, ist im Zeitfahren aber weniger entscheidend. Auf der Königsetappe nach Courchevel am Mittwoch, wenn mit dem Col de la Loze einer der "härtesten Anstiege der Welt" (Pogacar) ansteht, ist das wieder anders.

Eine Prognose, wer als Erster auf dem Podium steht, ist schwer. Radsport-Experte Jens Voigt legte sich schon fest: "Ich sehe einen leichten Vorteil bei Pogacar, er ist einfach frischer. Sein Sturz in Lüttich hat ihn gezwungen, eine Pause einzulegen und seinem Körper Zeit zur Erholung zu geben", sagte der Ex-Profi mit Blick auf Pogacars Malheur Ende April, als er einen Kahnbeinbruch erlitt. Pogacar illustrierte auf seinem Instagram-Account anschaulich mit der Zeichnung eines Fans, das die beiden Kontrahenten beim Schachspiel zeigt, wie taktisch das Duell der Favoriten mittlerweile geprägt ist.

Erneute Topleistungen der Ausnahmeathleten sind auch in den kommenden Tagen zu erwarten. Die Skepsis, die das bei Beobachtern mitunter auslöst, kann Vingegaard nachvollziehen. "Ich denke sogar, dass wir skeptisch sein müssen wegen dem, was in der Vergangenheit im Radsport passiert ist. Anderenfalls würde es wieder passieren", sagte der Kapitän des Teams Jumbo-Visma.

Vingegaard, Pogacar und einige andere Topfahrer sind gewisse Anstiege in diesem Jahr schneller gefahren als die besten Kletterer in der unrühmlichen Ära des Radsports in den 1990er und 2000er-Jahren. "Ich bin deshalb froh über diese Skepsis", sagte Vingegaard und lieferte auch einen Erklärungsansatz: "Vieles ist anders - die Ernährung, das Material, das Training. Alles hat sich verändert."

Quelle: ntv.de, ses/sid/dpa

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