Superstar staunt über sich Pogačar zerlegt Vingegaard am Plateau de Beille gnadenlos
14.07.2024, 17:55 Uhr
Tadej Pogačar ist in den Pyrenäen eine Klasse für sich.
(Foto: IMAGO/Belga)
Was für eine beeindruckende Pyrenäen-Show von Tadej Pogačar: Der Führende der Tour de France gewinnt auch die spektakuläre Etappe hinauf zum Plateau de Beille. Dabei kontert der Slowene auch eine Attacke seines großen Rivalen Jonas Vingegaard.
Doppel-Triumph im Duell der Tour-Giganten: Tadej Pogačar hat seine überragende Form mit dem Solo-Sieg auf der Königsetappe erneut unter Beweis gestellt und in der 111. Tour de France wohl für eine Vorentscheidung gesorgt. Der Slowene distanzierte Titelverteidiger Jonas Vingegaard auf der mit fünf Bergen und unfassbaren 4800 Höhenmetern enorm anspruchsvollen Etappe klar und geht als souverän Führender in die Schlusswoche. Bereits am Vortag hatte er seine Dominanz in den Pyrenäen mit einem Sieg vor seinem großen Rivalen gezeigt.
Der 25 Jahre alte Pogačar liegt in der Gesamtwertung bereits 3:09 Minuten vor dem Dänen, dessen Hoffnungen auf den dritten Gesamtsieg in Serie realistischerweise nun dahin sind. Zwei schwere Alpenetappen am Freitag und Samstag sowie das abschließende Zeitfahren am Sonntag bleiben Vingegaard noch für die Aufholjagd - allein, es fehlt die Fantasie für ein Tour-Wunder. "Ich konnte mir fast nicht vorstellen, dass es so kommt - es war ein sehr schwerer Tag. Es sieht jetzt gut aus, aber wir müssen in der letzten Woche konzentriert bleiben", sagte Pogačar im Ziel: "Ich war durchaus am Limit, als Jonas attackiert hat, aber mit meiner Form bin ich sehr zufrieden."
Pogačar wie einst Pantani
Etwa 10,5 Kilometer vor dem Ziel kam der erwartete Antritt von Vingegaard. Aus der auf sechs Fahrer reduzierten Top-Gruppe folgte nur Pogačar dem gleichmäßig hohen Tempo des Dänen. Der Slowene machte am Hinterrad des Titelverteidigers einen souveränen Eindruck, zeigte nicht den Ansatz von Schwäche. Im Gegenteil. Fünfeinhalb Kilometer vor dem Ziel folgte der Konter von Pogačar, dem Vingegaard nichts mehr entgegenzusetzen hatte.
Das nahezu 1800 Meter hoch gelegene Plateau, ein Anstieg von 15,8 Kilometern mit durchschnittlich fast acht Prozent Steigung, war 1998 erstmals Ziel einer Tour-Etappe. Damals gewann der spätere Gesamtsieger Marco Pantani, dem damals als bisher letztem Profi das Double aus Siegen bei Giro und Tour gelang. Pogačar, der die Italien-Rundfahrt im Mai gewonnen hatte, will es der Radsport-Ikone in diesem Jahr nachmachen. Die Chancen stehen nach zwei Dritteln bestens.
Pogačar will Cavendish-Rekord
Bereits am Samstag hatte Pogačar Vingegaard klar distanziert und seinen insgesamt 13. Etappensieg gefeiert. Im Anschluss offenbarte er seinen langfristigen Traum, irgendwann Rekord-Etappensieger der Tour zu werden. Die Bestmarke von 35 Erfolgen stellte Sprint-Superstar Mark Cavendish erst bei dieser Ausgabe auf.
"Als ich gesehen habe, wie Mark Cavendish all diese Etappen gewonnen hat, da dachte ich, er ist von einem anderen Planeten. Das ist nicht erreichbar. Doch wenn du deine Träume jagst, dann kannst du sie auch einfangen", sagte Pogačar. Gewinnt er in den nächsten sieben Jahren im Schnitt etwas mehr als drei Etappen, steigt er zum neuen Rekordhalter auf.
Comeback der Maskenpflicht
Seit Sonntag ist das Thema Corona bei der Großen Schleife wieder sehr präsent. Viele Teams testen nicht mehr auf das Virus, trotzdem gibt es fast täglich neue Fälle. Der Brite Geraint Thomas blieb trotz Infektion im Rennen, sein Teamkollege Thomas Pidcock stieg dagegen aus. Die Tour-Organisation führte erneut eine Maskenpflicht in bestimmten Bereichen ein.
Bis zum Ende der Rundfahrt am 21. Juli in Nizza müssen Masken getragen werden, wenn man in Kontakt mit den Fahrern kommt. Das betrifft den jeweiligen Busparkplatz, den Bereich hinter der Ziellinie und die zwei für Medienvertreter eingerichteten Mixed-Zonen. Die Spitzenfahrer Vingegaard und Remco Evenepoel tragen bereits von Tour-Beginn an Masken, wenn sie sich in einer Menschenmenge aufhalten. Pogačar hatte kurz vor dem Grand Départ eine Infektion überstanden.
Quelle: ntv.de, Tom Bachmann und Felix Schröder, dpa