Gute Vorsätze müssen reichen Tour wieder ein TV-Spektakel
05.07.2008, 09:00 UhrEin Jahr nach dem spektakulären Ausstieg senden ARD und ZDF von der Tour de France (5. bis 27. Juli) wieder aus der ersten Reihe. Ein erneuter Rückzug ist nicht undenkbar, "doch momentan ein sehr theoretischer Schritt. Er wäre aber auf jeden Fall ein Thema, wenn die Tour es mit ihrem Maßnahmenkatalog gegen Doping nicht ernst meinte", sagt ARD/ZDF-Teamchef Roman Bonnaire vom Saarländischen Rundfunk. Man gehe davon aus, dass Veranstalter ASO wisse, was die Stunde geschlagen hat.
Im Vorjahr hatten die Sender nach der 9. Etappe wegen des positiven Dopingtests des damaligen T-Mobile-Fahrers Patrik Sinkewitz die Live-Berichterstattung eingestellt. Ab Samstag flimmern die Radsportbilder wieder wie gewohnt über drei Wochen 160 Stunden lang über die Bildschirme.
Neue Situation?
"Grundsätzlich" fahren die Trupps der öffentlich-rechtlichen Anstalten zum Start nach Brest, um drei Wochen später in Paris anzukommen. ZDF-Teamchef Peter Kaadtmann weist darauf hin, dass die Situation im vergangenen Jahr eine komplett andere gewesen sei: "Da hatten wir im Frühjahr schon das Buch von Jef D'hont und dann die zahlreichen Geständnisse. Da war der Druck ungeheuer groß." Zumal dann mit Sinkewitz ausgerechnet einer der als "neu und sauberen" gehandelten Radprofis erwischt worden sei.
In diesem Jahr soll von Fall zu Fall entschieden werden, ob sich ARD/ZDF zurückziehen. Entscheidend ist dabei vor allem der Verdacht der Doping-Systematik in einem Team. Einen Handlungskatalog gibt es dabei nicht. Dennoch sind diverse Szenarien denkbar, die von einer Verkürzung der Live-Übertragung bis hin zum kompletten Ausstieg führen.
Wenn Aus, dann richtig
Kommt es zu Letzterem, ist eine erneute Übertragung auf einem anderen deutschen Sender kaum vorstellbar. Sat.1, das 2007 in die Bresche gesprungen war, erteilte dem gleich nach dem Ende der Tour eine Absage. Die Quoten seien zu gering gewesen, übertrafen kaum die des Spartensenders Eurosport – was allerdings auch an der dilettantischen Präsentation gelegen haben dürfte.
ARD und ZDF werden auch aufgrund des "Paukenschlags" (Bonnaire) aus dem vergangenen Jahr ihre Reaktionen genau abwägen. Der plötzliche Ausstieg hat die Sender beim Veranstalter ASO einige Sympathien gekostet. "Das Klima war deutlich abgekühlt. Aber wir haben uns an einen Tisch gesetzt und die Dinge geklärt", meint Bonnaire.
Wüst und Jaksche als Experten
So wird es auch ein Comeback von Marcel Wüst als "Experten" geben, auf den die ARD im Vorjahr verzichtet hatte. Das ZDF verzichtet auf ehemalige Radprofis als ständige Kommentatoren, lädt aber den geständigen Dopingsünder Jörg Jaksche als Interviewgast ein.
Läuft die Tour in diesem Jahr ohne größere Dopingfälle ab, ist der Weg für die kommenden Jahre bereits geebnet. Die Europäische Rundfunk-Union (EBU), der auch ARD und ZDF angehören, hat sich die Übertragungsrechte der Tour bereits am Donnerstag für drei weitere Jahre bis 2011 gesichert.
Quelle: ntv.de, Thomas Bachmann, sid